von Nick Lüthi

Wer hat's erfunden?

Die neue Basler Zeitung, die noch in diesem Jahr als Alternative zur BaZ erscheinen soll, hat einen grossen Startvorteil: Finanziert wird das Projekt von einer millionenschweren Stiftung. Wird es nun eng für onlinereports.ch, die seit 13 Jahren eine publizistische Ergänzung zur Monopolzeitung BaZ bieten?

Basel war die erste grössere Schweizer Stadt, in der zwei Traditionsblätter zu einer Monopolzeitung fusioniert wurden. Das war 1977 als aus National-Zeitung und Basler Nachrichten die Basler Zeitung BaZ entstand. Ebenfalls in Basel bietet der Journalist Peter Knechtli seit 1998 mit seinen Online Reports eine Alternative zum Platzhirsch BaZ. Eine Pionierleistung in der schweizerischen Medienlandschaft. Als Einmannbetrieb schafft es Knechtli, das lokale Geschehen am Rheinknie nahezu umfassend abzubilden. Doch das Bild von der übermächtigen Monopolzeitung verdeckte bisweilen den Blick auf diese valable Alternative zur BaZ.

Jetzt wird Online Reports die Rolle als BaZ-Ergänung und -Korrektiv strittig gemacht. Dem Bürgerportest, der sich formierte, nachdem bekannt geworden war, dass Christoph Blocher als Berater für den BaZ-Verlag Basler Zeitung Medien arbeiten sollte, folgen nun Taten. Gegen Ende Jahr soll eine Wochenzeitung mit tagesaktueller Online-Ausgabe erstmals erscheinen. Als Herausgeberin tritt die AG Neue Medien Basel auf mit Verwaltungsrat Ivo Bachmann. Der frühere BaZ-Chefredaktor hat mit seiner Firma auch das Konzept der neuen Online-Zeitung erarbeitet. Als Redaktionsleiter sind Urs Buess, bis vor kurzem stellvertretender BaZ-Chefredaktor und Remo Leupin («Beobachter») vorgesehen.

Weder vor diesen Personalien noch vor der geplanten 30-köpfigen Redaktion fürchtet sich Peter Knechtli mit seinen Online Reports: «Wir haben einen vorzüglichen Ruf in der Region Basel, wachsen jährlich im zweistelligen Bereich, auch als Werbeplattform wird Online Reports immer attraktiver, der Recherchierfonds entwickelt sich nach zögerlichem Start erfreulich. Was wollen wir mehr?», schreibt der Journalist aus Basel auf unsere Anfrage. Seine Nische in der Basler Medienlandschaft habe er auch «ohne millionenschwere Fremd-Finanzierung» gefunden, fährt Knechtli fort. Womit er indirekt die neue Konkurrenz anspricht. Denn die hat Millionen.

Die Neue Medien Basel AG wird getragen von der Stiftung für Medienvielfalt in Basel, die ihrerseits alimentiert ist durch die Stiftung Levedo von Roche-Erbin Beatrice Oeri. Projektleiter Ivo Bachmann bestätigt gegenüber der Medienwoche, dass die Stiftungsgelder «auf längere Zeit gesichert» seien. Es dürfte sich also um mehr handeln, als nur um eine Anschubfinanzierung. Doch auch von der finanziellen Potenz seines baldigen Konkurrenten lässt sich Pionier Knechtli nicht beeindrucken. Er habe sich schon immer für Medienwettbewerb ausgesprochen und dies nicht nur als Plattitüde verstanden. Unter dem Vorbehalt, dass die neue Basler Zeitung sein Überleben nicht gefährdet, begrüsst Knechtli das Projekt: «Wenn das neue Projekt mit seiner speziellen Finanzierungsform zu einer Medien- und Meinungsvielfalt beiträgt und nicht andere Medien ‚wegsubventioniert‘, ist sowohl die Print- wie auch die Online-Ausgabe sehr zu begrüssen.»