von Nick Lüthi

Unabhängig?

FDP-Nationalrat Filippo Leutenegger kehrt zurück an den Bildschirm. Im Schweizer Programmfenster von Sat1 wird der ehemalige Fernsehchefredaktor einen Polittalk nach dem Vorbild der von ihm begründeten «Arena» moderieren. Davon dürfte vor allem Leutenegger profitieren, der im Herbst wieder in den Nationalrat gewählt werden will. Der Politiker findet den temporären Rollentausch unproblematisch. Was nicht weiter erstaunt: Auch als Verleger vermischt Leutenegger publizistische mit politischen Interessen.

Für drei Monate steigt Filippo Leutenegger wieder in den Ring. Von August bis Oktober moderiert der FDP-Nationalrat «Filippos Politarena», wie die Sonntagszeitung heute berichtet. Damit will Leutenegger an die Zeit anknüpfen, als er bei SF als Dompteur in seiner «Arena» gestanden hatte. Im Unterschied zu damals ist Leutenegger heute aber selber Politiker. Er wird also Ratskolleginnen und -kollegen, sowie Konkurrenten im Rennen um einen Sitz in Bern befragen. Eine absurde Konstellation. Mit professionellem Journalismus hat das wenig zu tun hat, wenn ein profilierter Politiker unabhängiger Moderator spielen soll.

In der Sonntagszeitung darf Leutenegger unwidersprochen erklären, er könne sehr wohl zwischen politischem Mandat und journalistischer Tätigkeit trennen. Vorerst bleibt das aber eine Behauptung. Denn noch stehen die Zeichen auf Vermischung. Als Verleger und publizistischer Leiter der Hauseigentümerzeitschrift «Neue Ideen» sind bei Leutenegger die Grenzen zur Politik fliessend. Seit er das Heft vor fünf Jahren lanciert hat, ist das Thema Eigenheim deutlich stärker auf seine Agenda als Nationalrat gerückt, etwa in Form von Vorstössen zur «energetischen Sanierungen bei Privatliegenschaften», zur «Nutzung der Wärmekraft-Kopplung» oder zur «Versorgungssicherheit von Privathaushalten mit Erdgas». Eine Trennung zwischen politischem Mandat und journalistischer Tätigkeit sieht anders aus.