von René Worni

Schaüinski?

Schaüinski – Sie haben richtig gelesen. Das W in Schawis Namenszug – der ist auch gleich Titel und Marke der neuen Talksendung auf SF – ist als Einschaltknopf eines Apple-Computers gestaltet und nimmt optisch die erwartete (hohe) Einschaltquote gleich vorweg. Was haben wir am Montagabend von Roger Schawinski zu erwarten?

Bereits im Vorfeld haben sich Medienkritiker und -kritikerinnen zahlreich über den neuen Schawi auf SF ausgelassen und über seinen ersten Gast, den (laut Einschätzung Schawinskis bedeutendsten Schweizer) Privatbanker Konrad Hummler (er hält zwischen 10 und 20 Prozent an der Bank Wegelin & Co.), der auch VR-Präsident der Neuen Zürcher Zeitung ist. Zu Recht wurde gefragt, warum Schawinski mit einem Mann quasi aus der zweiten Reihe die laut SF «brisanteste Talksendung der Schweiz» eröffnet. Denn Hummler tritt kaum in den Medien auf, jedenfalls nicht zur Primetime. Dem Mastertalker gilt er deshalb als ein noch «unverbrauchtes» Gesicht. Doch gerade das würden wir ja vom neuen «Roschee National» erwarten, dass er vor dem breiten Publikum gerade jenen verbrauchten Gesichtern, den Blochers, Mörgelis, Pellis, Levrats, Widmer-Schlumpfs und Sommarugas neue und überraschende Gesichtsverrenkungen entlocken würde. Vielleicht ist das auch zuviel erwartet und das Attribut «brisanteste Talksendung der Schweiz» ist eher als Vorwarnung zu verstehen.

Sicher ist, dass sich die meisten seiner potentiellen Gesprächspartner und -partnerinnen bereits zuhauf in den Archiven finden, die jüngeren Interviews als Podcasts auf der Website seines eigenen Radio 1. Dort kann man auch voraushören, was uns am kommenden Montag erwartet, wenn sich Schawinski – diesmal vor grossem Publikum und nicht nur vor seinen Radio 1 Fans – mit seiner standardisierten Eröffnungsfrage an seinen Gast wenden wird: «Konrad Hummler – wer sind Sie?» Das Interview mit Hummler führte er Ende Mai 2011. Seither hat sich vor allem die Währungskrise verschärft, ansonsten dürfte er dem umstrittenen Privatbanker, bis heute ein Verfechter von Fluchtgeldern, wie er im Talk gesteht, auf SF nicht viel Neues entlocken.

Ob sich der unzimperliche Schawinski auf der nationalen Bühne im Vergleich zu seinem eigenen Zürcher Format Doppelpunkt zügelt und etwas schonender mit seinem Gegenüber umgeht? Auf Radio 1 jedenfalls ging es ziemlich zur Sache, obwohl sich Hummler durch Schawinskis fahrig hingeschleuderte Unterbrechungen nicht aus dem Konzept bringen liess. Sollte das Experiment schiefgehen, den jahrzehntelangen Kritiker gegen das öffentliche Schweizer Fernsehen daselbst mit einer eigenen Talksendung einzubinden, gibt es immer noch den legendären Apple-Einschaltknopf. Mit dem kann man nämlich auch abschalten.

Leserbeiträge

bugsierer 19. August 2011, 18:56

eine kleine, aber entlarvende beobachtung am rande: die bildliche metapher in dieser wortmarke widerspricht dem, was herr schwansiki hier noch vor einem guten jahr kolportiert hatte:
http://blog.persoenlich.com/?p=2153

selbst wenn er in der zwischenzeit dazugelernt hat (was ich hoffe), bleibt ein fahler nachgeschmack bei dieser wortmarke. nämlich der, dass sie nichts weiter ist als ein werberisch nicht sehr kreativer kniefall vor einer kleinen bildlichen ikone. markentechnisch sehr suboptimal.

ähnliches sah man in den nullerjahren haufenweise mit dem @-zeichen. viele hefteten sich dieses kleine, aber sehr bekannte dings an ihre marke, selbst dann, wenn sie eigentlich null webaffin waren. ein beispiel von 2008:
http://henusodeblog.blogspot.com/2008/10/tschpp.html