von Nick Lüthi

Zahlen ohne Wert

Trau keiner Studie, die du nur auszugsweise kennst: Die privaten Medienforscher von Publicom präsentieren eine Untersuchung zu Nutzung und Ausstrahlung von Medienmarken, veröffentlicht aber nur Häppchen davon. Für Publicom ist das ein Geschäftsmodell, für das Publikum ein Ärgernis.

Vielleicht haben die Kollegen den Braten gerochen und sind deshalb der Medienorientierung ferngeblieben. Auf jeden Fall hielt sich der Aufmarsch gestern in Grenzen, obwohl eine Premiere angekündigt war. Die Präsentation liess sich denn auch ganz vielversprechend an. Nicht weniger als eine Lücke «im Bereich Medienstudien zu schliessen», verspricht die Firma Publicom mit ihrer Studie MediaBrands. 1530 Personen aus dem Grossraum Zürich befragte das Institut zum Medienkonsumverhalten und den Sympathien für 25 Medienmarken.

Die vorgelegten Ergebnisse waren dann so überraschend doch wieder nicht. Um es kurz zu machen: Das Internet ist das meistbenutzte Medium und Google die meistbenutzte Medienmarke. Als stärkste fünf Medienmarken gelten drei SRF-Programme und zwei NZZ-Titel, wobei die NZZ am Sonntag gleich auch als sympathischste Marke abschneidet.

Wo es Gewinner gibt, da können die Verlierer nicht weit sein. Welche Medien haben einen schweren Stand beim Publikum? Welche werden am wenigsten genutzt? Auch auf diese Fragen gibt die Studie selbstverständlich Antworten. Allerdings nur den zahlenden Kunden. Für Publicom ist das ein Geschäftsmodell, für Journalisten ein Ärgernis. Ohne die vollständigen Ergebnisse zu kennen, sind keine verlässlichen und umfassenden Aussagen zur Mediennutzung auf Grundlage der MediaBrands-Studie möglich. Eine allfällige Berichterstattung verkommt so zur PR für Publicom.

Das entbehrt nicht einer gewisse Ironie: War es doch Publicom-Chef René Grossenbacher, der mit mehreren Studien belegen konnte, wie ein Grossteil der journalistischen Berichterstattung PR-getrieben ist. «Was als journalistische Leistung in den Medien erscheint, ist meistens kaum mehr als das, was PR-Schaffende vorgefertigt haben», stand 1986 in «Die Medienmacher.»

Nun hat Grossenbacher selbst eine Situation geschaffen, bei der nur aus dem vorgegebenen Blickwinkel berichtet werden kann. Der Schaden hält sich zum Glück in Grenzen. Nur die Nachrichtenagentur SDA hat eine Meldung verbreitet, die nur vereinzelt von Medien veröffentlicht wurde.