von Nick Lüthi

Post verhindert Prestigeprojekt

Schweizer Radio und Fernsehen SRF kann die Kulturredaktionen nicht wie geplant 2014 zusammenführen. Die Post hat entschieden, eine dafür vorgesehene Immobilie anderweitig zu nutzen. Damit bleibt das Basler Bruderholz-Studio noch mindestens fünf Jahre in Betrieb.

Das Basler Studioprojekt war von Beginn an Chefsache. Seit rund zwei Jahren hat sich SRF-Direktor Ruedi Matter darum bemüht, für die Kulturabteilungen von Schweizer Radio und Fernsehen einen gemeinsamen Standort zu finden. Heute arbeiten die Redaktionen verteilt auf drei Studios in Basel und Zürich, obwohl sie im Rahmen des Konvergenzprojekts organisatorisch zusammengeführt wurden. Unter einem gemeinsamen Dach hätten die Produktionsabläufe vereinfacht und die Reibungsverluste vermieden werden sollen, wie sie nun durch die örtliche Distanz entstehen. Daraus wird nichts. Zumindest in den nächsten rund fünf Jahren nicht. Die Post als Eigentümerin des favorisierten Standorts am Basler Bahnhof hat sich gegen eine Vermietung an SRF entschieden.

Noch Anfang März hatten die beiden Parteien einen «Letter of Intent» fertig ausgehandelt, jedoch noch nicht unterzeichnet. In diesem Vorvertrag waren bereits Details eines künftigen Mietverhältnisses geregelt. Während der Verwaltungsrat der SRG das Projekt absegnete, liess sich die Post Zeit. Auf Nachfrage, was diese Verzögerung zu bedeuten habe, und ob sich SRF nun besser nach einem neuen Standort umschauen sollte, gab die Post klar negativen Bescheid. Bei SRF ging man davon aus, dass es sich lediglich um eine Formsache handle, bis auch die Post grünes Licht geben würde. Doch es kam anders.

Post: «SRF hätte uns eingeschränkt»

«Die Post hat nach eingehenden Abklärungen, Verhandlungen und Studien sich gegen einen Zwischennutzungsmietvertrag mit SRF entschieden», teilt Post-Sprecher Oliver Flüeler auf Anfrage der MEDIENWOCHE mit. Was konkret den Ausschlag gegeben hat, dass sich die Post im letzten Moment gegen eine Vermietung an SRF entschied, lässt Flüeler weitgehend offen. Offenbar war es das Studioprojekt als Gesamtes, das der Post nicht mehr genehm war, weil die Post nun andere Pläne hat für das Gebäude. «Die Gesamtentwicklung der Liegenschaft würde durch das Vorhaben mit SRF zu stark eingeschränkt», schreibt Flüeler weiter. Über den genauen Zeitpunkt des Gesinnungswandels und den Entscheidprozess, der dazu führte, ist bei der Post nichts Näheres zu erfahren.

Klar ist indes so viel: Anders als in früheren Medienberichten dargestellt, herrschte über die Nutzungsdauer Einigkeit. Beide Parteien gingen von einer Zwischennutzung von rund zehn Jahren aus. Für SRF war ein solches Provisorium die einzige kurzfristig realisierbare Lösung zur Umsetzung der räumlichen Konvergenz der Kulturabteilung. Zentral gelegene Objekte in Basel von den erforderlichen Dimensionen gibt es nur wenige.

Der negative Entscheid der Post mutet umso seltsamer an, wenn man bedenkt, dass es die Post war, die ursprünglich auf SRF zugegangen war und ihr das Objekt am Bahnhof zur Nutzung angeboten hatte. In der Folge unterstützte die Unternehmensspitze der Post das SRF-Projekt nach Kräften. So war es der damalige Konzernchef Jürg Bucher persönlich, der im April 2012 gemeinsam mit SRF-Direktor Matter bei einer Delegation Basler Regierung vorstellig wurde, um für den Studioumzug zu werben. In der Zwischenzeit ist das Nutzungsvorhaben von SRF offenbar den Ausbauplänen der Post in die Quere gekommen. Dabei spricht die Post heute auch von «Risiken», die sie als Vermietern nicht zu tragen bereit gewesen wäre. Nun hat sie freie Bahn für eine Überbauung nach dem Vorbild des Berner «Postparc».

Herber Rückschlag

Für SRF ist die, aus ihrer Sicht, überraschende Absage der Post ein herber Rückschlag. Die Zusammenführung der Kulturredaktionen, die mit dem Projekt am Basler Bahnhof 2014 hätte erfolgen sollen, verschiebt sich nun um Jahre nach hinten. Ein kleiner Vorteil bietet die neue Ausgangslage: «Wir können nun direkt einen definitiven Standort suchen und nicht mehr nur eine Zwischenlösung», sagt SRF-Direktor Ruedi Matter. Verwässert wird der Vorteil allerdings mit dem längeren Verbleib auf dem Bruderholz, wo nun das Studiogebäude saniert werden muss für eine weitere Nutzung. Was die Kosten angeht, halten sich die beiden Lösungen laut Matter in etwa die Waage.

Klar ist, dass SRF in Basel bleiben will. Ein Umzug nach Zürich komme nicht infrage. «Es ist völlig klar, dass SRF substanzielle Teile in Bern und Basel behalten muss», sagt Ruedi Matter. Die Finanzierung über Empfangsgebühren verpflichtete die SRG, auch regionalpolitische Interessen zu berücksichtigen. Dazu zählen auch Studiostandorte in der ganzen Schweiz. Nun geht die Suche in Basel von Neuem los. Das wird kein einfaches Unterfangen, zumal geeignete Objekte an zentraler Lage rar sind und der Perimeter rund um den Basler Bahnhof gegenwärtig eine Aufwertung erfährt. Als Service-public-Unternehmen kann SRF nicht beliebig hohe Mieten berappen.

Kritische Stimmen warnten schon vor längerer Zeit, dass der Studioumzug im Fiasko enden könnte: «Wenn also nicht subito die Pöstler von Basel 2 das Reitergebäude über den SBB-Gleisen für das SRF räumen, könnte das Referenz-Konvergenz-Projekt ‹Kultur nach Basel› so still und leise beerdigt werden wie schon so manche gross angekündigte SRG-Reorganisation vor ihm», schrieb Roger Thiriet im November 2011 im «Sonntag». Bei SRF hofft man nun wohl, dass die Erfahrungen mit der Post kein schlechtes Omen sind.

Leserbeiträge

glancy mueller 12. Juli 2013, 12:32

Schweizer Radio und Fernsehen SRF kann.. es heisst „können“.. ich habe immer ein schlechtes Gefühl bei einem Artikel, wenn sich schon im ersten Satz ein derartiger Schnitzer findet.. sorry Herr Lüthy, hätte gern weitergelesen, aber so gehts definitv nicht.

Nick Lüthi 12. Juli 2013, 13:16

Erstens heisse ich Lüthi mit i und zweitens handelt es sich bei «Schweizer Radio und Fernsehen» um eine Einheit, die als Singular behandelt wird. Jetzt können Sie den Artikel in aller Ruhe zu Ende lesen.