von Dominik Allemann

Publikumsdialog bringt Inputs, Nähe und manchmal Ärger

Die neueste IAM-Bernet-Studie beleuchtet die Nutzung des Internet – und allen voran der Social Media Kanäle – durch Medienschaffende. Beim Recherchieren, Publizieren und Diskutieren: Die Kanäle bringen mehr Tempo, Vielfalt aber auch Aufwand. Im Austausch mit dem Publikum sehen die Befragten Nutzen, aber auch Potenzial für Ärger.

Bereits seit 2002 untersuchen das Institut für Angewandte Medienwissenschaften und Bernet_PR die Webnutzung von Journalistinnen und Journalisten. Erstmals liegen dieser Arbeit 18 ausführliche Interviews mit Exponenten verschiedener Journalismus-Gattungen zu Grunde. In den letzten Monaten entstanden, sind die Portraits regelmässig im bernetblog erschienen. Die ganze Studie ist als Buch und E-Book erhältlich.

Das Web ist im Medienalltag angekommen. Man sieht und nutzt seine Chancen, ortet aber auch Risiken und Mehraufwände. In der Recherche hat es die Wege zu Auskunftsquellen drastisch verkürzt. Allen voran Facebook und Twitter dienen als Seismographen für die Themenfindung und zur Inspiration für Geschichten abseits von Muss-Schlagzeilen. Zurückhaltung ist spürbar beim Publizieren durch Medienschaffende und Redaktionen: Nur wenige Journalistinnen oder Journalisten bauen sich ihre eigene «Online-Marke» auf.

Die Zeiten sind vorbei, wo sich das Engagement der Medien auf das Aussenden beschränkte. Formate mit Publikums-Einbezug, Feedback- und Input-Möglichkeiten bringen Nähe zum Publikum. Einige der Befragten sehen darin Chancen für mehr Qualität durch Korrekturen aus dem Publikum. Gerade Journalisten mit sehr spezifischem Themenbezug (Fachjournalisten, Special Interest) erhalten durch Aufbau und Pflege ihrer Community wertvolle Inputs, Anregungen oder auch Krititk. Hier liegen auch Befürchtungen einiger Befragten: Durch den einfachen, schnellen Austausch sei die Hürde für notorische Nörgler nochmals gesunken, im Vergleich zum Briefverkehr oder Telefonanruf von früher.

Die gewonnene Nähe zum Publikum kann aber trügerisch sein, so äussert sich ein Befragter. Die Offenheit auf Social Media höre meist dann auf, wenn Menschen aus dem Publikum mal persönlich auf der Redaktion vorbeischauen möchten. Hier wurde zuvor möglicherweise eine Nähe suggeriert, die dann in der Realität enttäuscht wird.