von Carmen Epp

Verantwortliche Redaktorin für das Ressort «Hund»

Ein Jahr ist es nun her, als unsere Kolumnistin vom Lokaljournalismus im Kanton Uri zur «Tierwelt» wechselte. In der Zwischenzeit zeigt sich: Die Arbeit blieb dieselbe, die Aussenwahrnehmung ist anders – ausserhalb der Leserschaft kennt man die «Tierwelt» nur als Inserateplattform.

Es war ein Schritt ins Unbekannte, den ich heute vor genau einem Jahr wagte. Weg aus meiner Heimat, dem Kanton Uri, in die Redaktion der «Tierwelt» nach Zofingen. Nicht nur der Arbeitsplatz wechselte; auch die Arbeit war nun eine völlig andere. Zumindest inhaltlich. Schrieb ich vorher über Lokalpolitik, Gemeindeversammlungen, Projekte und Gerichtsverhandlungen im Urnerland, war ich nun verantwortlich für ein Ressort, das es so wohl nirgends sonst gibt: Hund.

Zugegeben: Das mag banal klingen. Und ich muss zugeben, dass auch ich mir anfangs nicht so recht vorstellen konnte, dass man Woche für Woche was Neues und Interessantes über die Welt der Hunde schreiben kann. Über Fütterung, Erziehung und Haltung ist bald alles gesagt, und irgendwann ist selbst die exotischste Hunderasse mit einem Porträt abgehandelt.

Diese anfängliche Skepsis war denn auch die grösste Herausforderung für mich als frisch gebackene «Hunde-Redaktorin»: Gab vorher die Agenda viele der Themen vor, lag es nun an mir, eben diese zu finden. Als Verantwortliche für die monatlichen Rubriken Reisen und Ausflüge betrat ich ausserdem Neuland, das mich vor neue medienethische Fragen stellte.

Nun ist ein Jahr vergangen, und mit einiger Verwunderung stelle ich fest: Die Hundewelt ist vielseitiger als ich anfänglich dachte, die Themen gehen mir noch lange nicht aus. Und auch die Sache mit den Reisen und Ausflügen läuft: Zum Einen gibt es viele Reisejournalisten, die uns ihre Texte dankbar verkaufen, und was die Pressereisen angehen, so kann ich als Verantwortliche meine Redaktionskollegen jeweils im Vorfeld auf die Gratwanderung aufmerksam machen. Auch sonst unterscheidet sich die Arbeit bei der «Tierwelt» – bis auf den Inhalt – kaum von einem anderen Magazin: Ich recherchiere, treffe Leute, hole Meinungen ein und schreibe.

Der grösste Unterschied zu meiner Arbeit beim «Urner Wochenblatt» liegt in der Wahrnehmung von Aussen. Auch wenn jemand den Kanton Uri kaum kannte und noch nie ein «Urner Wochenblatt» gelesen hatte, so konnten selbst Nicht-Medienleute sich etwas darunter vorstellen, wenn ich von meinem Arbeitsplatz erzählt habe: Lokaljournalismus halt. Die «Tierwelt» hingegen ist bei Nichtlesern oft nur als «das Heft mit den Inseraten» bekannt – dass die nur die Hälfte des Heftes ausmachen und wir Woche für Woche journalistische Inhalte bieten, ist den wenigsten bekannt.

Das ist frustrierend, aber auch ein Ansporn, eben diese Inhalte auch Nichtlesern schmackhaft zu machen. Schliesslich richtet sich die «Tierwelt» an ein Publikum, das oft unterschätzt wird, lebt doch hierzulande in jedem vierten Haushalt eine Katze, in jedem zehnten ein Hund, hinzu kommen die zahlreichen Kleintierzüchter in der Schweiz. Nicht umsonst liegt die Auflage der «Tierwelt» bei über 66’000. Das sind immerhin 1000 Exemplare mehr als jene der «Weltwoche» – ein Vergleich, der Nichtleser aufhorchen lässt und ich auch nach einem Jahr immer wieder gerne bringe.

Leserbeiträge

Frank Hofmann 03. Februar 2016, 20:45

Herziger Vergleich, Frau Epp. Die Auflagezahlen allein sind wenig aussagekräftig. Jahresabo Tierwelt: 125 Fr., Weltwoche: 300 Fr. Grund: völlig andere Kaufkraftklasse, m.a.W.: Wie hoch wäre die Auflage der Tierwelt bei Abopreis 300? Allein mit dieser Differenz (7,5 Mio. vs. 18 Mio.) lassen sich locker ein paar sehr gut bezahlte Redaktorenstellen mehr finanzieren. Zudem sind die Inserate bei der Weltwoche mehr als doppelt so teuer. Auch hier der Grund: andere Zielgruppe. Nichts gegen die Tierwelt, sie verdient ihren Platz. Aber vergleichen wir Gleiches mit Gleichem.

Rolf Steiner 12. Februar 2016, 13:19

Da gebe ich Ihnen recht Herr Hofmann. Auflagenzahlen taugen kaum für einen Qualitäts- oder Erfolgsvergleich. Aber auch nicht die von Ihnen angeführten Abopreise, Kaufkraftklassen, Anzeigenpreise oder Redaktionsgehälter.
Laut MACH Basic 15 hat die Weltwoche 234’000 Leser, die Tierwelt 267’000 Lesende – das ist, was schlussendlich zählt.
Dazu kommt noch etwas, das mindestens uns Zeitungsleuten stark zu denken geben sollte: Die Tierwelt schafft es Woche für Woche bezahlte Kleinanzeigen in grosser Zahl zu verkaufen. Das zeugt von einer Leser- und Inserentenbindung, die wir ja teilweise nicht einmal gratis auf unseren Online-Plattformen bei den Zeitungen hinbekommen!

Ich für meinen Teil hoffe, dass uns beide dieser Zeitschriften noch sehr lange erhalten bleiben; sind sie doch herrlich erfrischend anders zu lesen als vieles, das ich täglich gedruckt oder online zu sehen bekomme.