von Journalismus Y

Sie ist «Emily National»

1,4 Millionen Mal wurde das erfolgreichste Facebook-Video von Emily Engkent bisher angesehen. Mit ihrer Serie «Emily National», die sie für Watson produziert, trifft die 32-jährige Kanadierin regelmässig einen Nerv beim jungen Publikum. Wie kam es dazu? Wir haben Emily interviewt – live am Relaunch-Event der Medienwoche vom 5. Juli im Zentrum Karl dem Grossen.


Wie bist du eigentlich als Kanadierin in der Schweiz gelandet?
Ich bin wegen der Liebe gekommen, aber wegen dem ÖV geblieben. Und weil man hier im Bus öffentlich Alkohol trinken darf.

Und warum Journalismus?
In Kanada habe ich bereits bei CTV News gearbeitet. Hier habe ich mich überall beworben und dann bei Joiz in der Technik eine Stelle erhalten. Zuerst als Kamerafrau, dann als Redaktorin von Noiz.

Kanada gilt als die Schweiz Amerikas – wie sieht die Medienlandschaft aus?
Sehr ähnlich. Auch wir haben einen grossen Nachbar – die USA – gegen den wir uns zu behaupten haben. CBC ist unser SRF, aber auch dieser ist unter Druck und hat mit mangelnden Finanzen zu kämpfen.

Du hast aber auch schon gesagt, du siehst dich selbst gar nicht als Journalistin. Wieso nicht?
Eigentlich habe ich mich eines Tages gegen Journalismus entschieden. An der Uni habe ich irgendwann festgestellt, dass Journalisten zu wildfremden Menschen gehen und sie Fragen stellen. Ich würde das hassen! Ich bin eher introvertiert. Aber die Fernseh-Produktion hat mir gefallen. Geschichten erzählen, ohne selbst im Zentrum zu stehen, doch am Schluss ist nun doch alles anders gekommen.

Wie hast du den Konkurs von Joiz erlebt?
Es war schwer. Plötzlich waren alle arbeitslos, aber zum Glück gab es eine grosse Solidarität unter den Joiz-Leuten und auch in der Medienbranche. Heute haben praktisch alle wieder einen Job.

Und wie bist du dann zu Watson gekommen?
Zum Glück ist eine gute Freundin von mir, lya, als Video-Chefin dort eingestellt worden. Sie hat mich kurz darauf zu sich geholt – nach nur einem Monat ohne Arbeit.

Danach bist du sehr rasch aufgefallen.
Tatsächlich, ich war selbst überrascht. Im Februar habe ich einen Rant darüber erstellt, wie schwierig es ist, Deutsch bzw. Schweizerdeutsch zu lernen. Ich glaube viele Leute haben sich darin wiedererkannt und so hat sich das Video extrem rasch weiterverbreitet.

Dein Kanal hat insgesamt mehrere Millionen Klicks – wie fühlt sich das an
Ein bisschen beunruhigend. Aber es ist cool! Ich freue mich, wenn Leute es mögen, aber oh mein Gott – so viele Menschen.

Verspürst du auch einen Druck?
Ja durchaus. Ich muss schliesslich weiter Videos produzieren. Bis die Leute irgendwann genug von mir haben.

Hören Sie das ganze Gespräch in der Aufzeichnung (oben) – unter anderem zu «Wein doch» – einer Videoserie von Emily, in der sich Watson-Mitarbeiter vor laufender Kamera betrinken und über etwas ablästern.