von Marko Ković

Halbgare Echinaforce-Studie: Wie der «Blick» die Kassen der A. Vogel AG füllt

Eine wissenschaftliche Studie beweise, dass das Naturheilmittel Echinaforce gegen das Coronavirus wirke. Das verkündete kürzlich der «Blick». So gross wie die Schlagzeile, so gross war in der Folge die Nachfrage nach dem vermeintlichen Wundermittel. Doch die Studie hält nicht, was sie verspricht – dank des Medienhypes werden die Kassen von Echinaforce-Herstellerin A. Vogel AG trotzdem gut gefüllt.

Rund ein Dreiviertel Jahr nach Ausbruch der Coronavirus-Pandemie gibt es immer noch keine wirklich wirksamen Arzneimittel oder Impfungen, um das neue Coronavirus in Schach zu halten. Umso erfreulicher war die Nachricht, welche der «Blick» am 14. September verkündete: Das Naturheilmittel Echinaforce der Firma A. Vogel AG wirke gegen Corona. Eine neue «Sensationsstudie» des Labors Spiez attestiere dem Pflanzenheilmittel Echinaforce, das aus dem Purpur-Sonnenhut gewonnen wird, eine «heilende Wirkung», heisst es im Artikel. Mit der am 9. September erschienenen Studie, so der «Blick»-Artikel weiter, habe es der Naturheilmittel-Hersteller A. Vogel AG in den «Olymp der Forschung gegen Corona geschafft».

Ein vor Superlativen nur so sprühender Artikel, begleitet durch ein Videosegment von «Blick TV» vor Ort bei der A. Vogel AG in Roggwil (TG), ist prädestiniert um – das Wortspiel drängt sich auf – viral zu gehen. Zahlreiche andere Medien haben die vermeintliche wissenschaftliche Sensation aufgegriffen und über die wundersame Heilkraft von Echinaforce berichtet. Das Ergebnis: Ein regelrechter Ansturm auf Echinaforce, das vermeintliche Wundermittel.

Doch der Lack der Sensation beginnt schnell zu bröckeln. Swissmedic, die Schweizer Zulassungs- und Kontrollbehörde für Heilmittel, verkündete am 16. September, die Anpreisung des Einsatzes von Echinaforce sei aus Gründen der Patientensicherheit nicht zulässig, ja gar eine Täuschung der Konsumenten. Im Rahmen der Studie wurden lediglich wenig aussagekräftige Versuche in der Petrischale durchgeführt, die sich nicht auf die Wirkung im menschlichen Körper übertragen lassen. Am 21. September kündigt die wissenschaftliche Fachzeitschrift, in der die Studie erschienen ist, Schritte an, weil auch in der Studie selber fälschlicherweise behauptet wird, die Ergebnisse seien ein Beleg, dass Echinaforce prophylaktisch unter anderem gegen das neue Coronavirus eingesetzt werden soll.

Im Echinaforce-Medienhype sind drei Probleme zusammengekommen:

  1. Schlechte Wissenschaft: Eine nicht sehr überzeugende Studie hat von sich mehr behauptet, als sie tatsächlich hergibt.
  2. Verantwortungsloses Medienhandeln: Der «Blick» hat eine vermeintliche Sensation konstruiert, die in Tat und Wahrheit gar keine war.
  3. Ökonomische Fehlanreize: Sowohl die Medien, die den Hype mitgemacht haben, als auch die Echinaforce-Herstellerin A. Vogel AG profitieren vom Hype – die eine Seite durch Klicks und Aufmerksamkeit, die andere durch den Ansturm auf das Heilmittel.

Im Podcast erklärt Denis Uffer, Arzt und Präsident des Vereins für kritisches Denken, wo die Schwächen der gehypten Studie liegen, und Beat Glogger, Wissenschaftsjournalist und Gründer des Wissenschaftsmagazins «Higgs», argumentiert, dass solche Hypes auch darum entstehen, weil es um den Wissenschaftsjournalismus schlecht bestellt ist.

Wir haben auch mit dem Autor des «Blick»-Artikels gesprochen, aber der Ringier-Verlag erteilte ihm einen Maulkorb, so dass wir seine Aussagen nicht wiedergeben dürfen. Die A. Vogel AG hat es explizit abgelehnt, unsere Frage zu beantworten, ob die Firma Einfluss auf die Berichterstattung des «Blick» genommen hat.

Leserbeiträge

Henri Leuzinger 25. September 2020, 10:50

Also pardon, den BLICK alleine für den Run auf Echinaforce verantwortlich zu machen, wie im Titel mächtig zelebriert, greift zu kurz: Nahezu die ganze Medienszene hat ja nachgezogen. Daher stimmt auch die Zuspitzung nicht, wonach der BLICK die Kassen der A. Vogel AG fülle. Viel Pulverdampf und kein wirklicher Treffer!

Nick Lüthi 25. September 2020, 10:59

«Blick» war zuerst mit seinem Artikel «Naturheilmittel wirkt gegen Corona!» am 14. September. Im Text steht dann ja, dass zahlreiche andere Medien nachgezogen haben.

Amboden… 25. September 2020, 11:58

Im 17. Jahrunder hat ein US-Feldarzt Echinacea eingesetzt, im Jahre 1870

hat die Firma Meyer, Meyer’s Blutverdünner verkauft… Aber natürlich hat A.Vogel es von Winnetou und Old Schmetterhand bekommen… Tatsachen sind halt Tatsachen! Blick hat das schon richtig recherchiert oder?

Hanspeter Delacrétaz 26. September 2020, 09:55

Das Hauptproblem verorte ich in erster Linie bei den Medien die einander gedankenlos hinterherschreiben. Warum kommt es niemandem in den Sinn das Ganze nochmal von Anfang an Nachzufragen?

Monica Mettier 26. September 2020, 20:31

Habe von Anfang an gedacht, als ich das im Blick las, dass es eine perfide „Gschäftlimacherei“ ist. Habe keine guten Erfahrungen mit Echina von Vogel. Bekam erst Recht Erkältung und Grippe. Ohne Echina keine. Das was die machen ist eine Arglistige Täuschung, mit Hilfe von Blick oder Medien. Den Leuten, die reingefallen sind kann ich nur raten; „glaubt halt nicht alles und nutzt euren Verstand.“

Marlise Wälti 28. September 2020, 11:43

Konnte man ja erwarten, dass swissmedic und die Pharma das schlechtreden. Ist ja ausnahmsweise nicht ihr Geschäft. Ich benutze Echinaforce seit Jahrzehnten, habe extrem gute Erfahrungen damit gemacht und vertraue auch, dass mein Immunsystem dank Echinaforce auch mit den Covid Viren umgehen kann.