RESSORT

Journalismus

Zweiter Journalisten-Mord in einem EU-Land innert eines halben Jahres

Nach dem Mord mit Mafiahandschrift an der Investigativ-Bloggerin Daphne Caruana Galizia in Malta im letzten Oktober, haben unbekannte Profikiller in der Slowakei den jungen Reporter Jan Kuciak und seine Freundin in deren Heim ermordet. Die Polizei wies schon in ersten Stellungnahmen auf den Zusammenhang der Bluttat mit dem Beruf des Opfers hin. «Jan Kuciak war investigativer Journalist, einer der jüngsten, aber auch einer der besten in der Slowakei», schreibt Bernhard Odehnal im «Bund». So durchleuchtete er regelmässig die Verfilzung zwischen Unternehmen und Politik, arbeitete an der Publikation der «Panama Papers» mit. Ringier-Axel-Springer, für die Kuckiak schrieb, hält in einer Stellungnahme zum gewaltsamen Tod ihres Mitarbeiters fest: «Sollte das Attentat ein Versuch sein, einen unabhängigen Verlag wie Ringier Axel Springer Slovakia davon abzuhalten, Missstände aufzudecken, werden wir dies zum Anlass nehmen, unseren journalistischen Auftrag noch gewissenhafter und konsequenter auszuüben.»

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Ein falscher Klassiker: «Einen guten Journalisten erkennt man daran, …»

Lehnt sich ein Journalist zu stark auf eine Seite, erschallt es ermahnend: «Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.» Nun ist das so eine Sache mit diesem Zitat. Hanns Joachim Friedrichs hat das zwar so gesagt, aber in einem ganz spezifischen Kontext, der es verbietet, die Aussage so pauschal zu verwenden, wie das nun oft getan wird. Der frühere «Spiegel»-Reporter Cordt Schnibben, der 1995 das Gespräch geführt hatte, wo das Zitat herstammt, sagt heute dazu: «Daraus zu machen, dass ein Journalist quasi ein haltungsloser, emotionsloser Journalist sein sollte, dem man seine Haltung nicht anmerkt, ist eine Pervertierung.»

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