von Nick Lüthi

Weniger ist manchmal mehr

Swissinfo spart und schärft sein Profil. Aus dem Gemischtwarenladen wird eine Plattform, die sich ganz auf ihren Kernauftrag – das Auslandgeschäft – konzentriert und dieses sogar noch ausbaut: Ab 2013 will der Auslanddienst der SRG auch in russischer Sprache über die Schweiz berichten. Dank dem Strategiewechsel kann das Sorgenkind nun endlich in ruhigere Gewässer segeln.

Vor einem Jahr forderten mehr als 13’000 Personen mit einer Petition die Rettung von Swissinfo. Anlass zur Sorge gab damals das Sparprogramm 2011-13 des Bundes. Die Hälfte des Swissinfo-Budgets von jährlich 26 Millionen Franken hätte gestrichen werden sollen. So weit kam es nicht. Der Bundesrat garantierte dem Auslandprogramm seine finanzielle Unterstützung bis 2014. Doch das war noch keine Rettung, nur ein Zeitgewinn. Jetzt ist es aber so weit: Swissinfo ist gerettet, wenn auch zu einem hohen Preis. Das Budget wird um 9 Millionen Franken gekürzt, von heute 26 auf neu 17 Millionen Franken pro Jahr. Ein Drittel der Stellen wird abgebaut, hauptsächlich im Bereich Support. Ebenso verschwinden zahlreiche Dienstleistungen. Zum Beispiel die Informations-CD-ROM, die bisher vor Abstimmungen und Wahlen in 6000 Exemplaren an Auslandschweizer in der ganzen Welt verschickt wurde. Ebenso ergeht es der Link-Datenbank Swisslinks, die im Zeitalter potenter Suchmaschinen keinen wirklichen Nutzen mehr bietet.

Der Abbau lieferte denn auch die obligaten dramatischen Schlagzeilen. Von «Kahlschlag» war die Rede, die Gewerkschaft Syndicom wirft der SRG vor, sich dem  «rechtsbürgerlichen Druck» gebeugt zu haben. Was natürlich Humbug ist, wenn man die Leidensgeschichte des Auslanddiensts genauer anschaut. Der Druck ist vor allem hausgemacht und besteht seit der Gründung der Online-Plattform als Ersatz für den Kurzwellendienst von Schweizer Radio International SRI vor 12 Jahren. Das zeigen auch die zahlreichen Sparrunden, die der Online-Dienst seit seiner Gründung über sich ergehen lassen musste, ohne dass die SVP auch nur irgendetwas gefordert hätte. Innerhalb der SRG erreichte Swissinfo nie die Akzeptanz, wie sie das legendäre SRI genossen hatte.

Mit dem Ausbau der Internet-Aktivitäten der anderen SRG-Programme geriet Swissinfo weiter in Bedrängnis. Vor allem die aufwändigen Online-Angebote in den drei Landessprachen liessen sich immer schlechter legitimieren, da Radio und Fernsehen selbst mit Macht ins Netz drängten und heute selbst eine umfassende Berichtersattung anbieten. Auslandschweizer können sich heute genauso gut, wenn nicht sogar besser, auf sf.tv oder tsr.ch, aber auch auf den Webseiten privater Medien, über das Geschehen in ihrer Heimat informieren.

Mit dem Strategiewechsel werden nun klare Prioritäten gesetzt. Der Fokus von Swissinfo liegt künftig noch klarer auf dem nicht-landessprachlichen Angebot, das mit einem neuen Dienst in russischer Sprache sogar noch ausgebaut werden soll, sofern der Bundesrat diesem Vorhaben zustimmt. Entsprechend treffen die Sparanstrengungen im redaktionellen Bereich vor allem die Dienste in deutscher, französischer und italienischer Sprache, die künftig angehalten sind, vermehrt Materialien von Radio und Fernsehen der SRG zu verwenden.

Vor diesem Hintergrund ist der Ab- und Umbau bei Swissinfo kein Kahlschlag, sondern vielmehr ein Befreiungsschlag, der sein Ziel offenbar nicht verfehlt hat. Während in den letzten Jahren die Beteiligung des Bundes am Budget des Auslanddiensts immer wieder umstritten war, gibt es von den zuständigen Departementen Uvek und EDA deutliche Signale, Swissinfo künftig nicht mehr auf die Sparliste zu setzen. Und auch von Seiten der SRG wird es keinen Spardruck mehr geben, da der Strategiewechsel mit dem Segen und im Auftrag von Generaldirektor Roger de Weck erfolgte. Ausserdem handelt es sich bei den je 8.5 Millionen Franken, die Bund und SRG gemeinsam zum Budget von Swissinfo beitragen, um einen Pappenstiel im Vergleich mit den Kosten anderer Unternehmensteile der SRG.

Leserbeiträge

Konrad Weber 02. Juli 2011, 21:45

Es erstaunt mich, dass im Zuge des Medienkonvergenz-Prozesses bei SRF die Onlineauftritte von drs.ch, tagesschau.sf.tv und swissinfo.ch (noch) nicht zusammengelegt und in verschiedensten Sprachen verfügbar gemacht wurden. Ein Zusammenschluss von drs.ch und tagesschau.sf.tv liegt auf der Hand und scheint geplante Sache zu sein.
Vielleicht ist es allerdings auch zu begrüssen, dass der Zusammenschluss von swissinfo.ch mit den übrigen SRG-Onlineauftritten noch nicht beschlossene Sache ist. Ansonsten drohte uns derselbe Streit zwischen Service Public und Verlegern, wie wir ihn in diesen Tagen in Deutschland beobachten können (siehe Verleger-Klage gegen die iPhone-App der ARD Tagesschau).