von Edith Hollenstein

SRF trainiert das Facebook-Einmaleins

SRF macht vorwärts bei Social Media. Seit ein paar Tagen ist das Nachrichtenmagazin 10vor10 mit eigenen Angeboten auf Facebook und Twitter vertreten. Ende Monat geht es mit der Ausbildung los für die neuen Kanäle.

40.680 Tweets und rund 3800 Follower: Dies sind die auf den ersten Blick eindrücklichen Eckwerte des bis anhin am weitesten ausgebauten Twitter-Accounts des Schweizer Fernsehens. Doch bei den Beiträgen auf @sf_tagesschau, dem Twitter-Kanal der Tagesschau, handelt es sich lediglich um Hinweise und Links auf Beiträge, die automatisiert eingespeist werden.

Als Kommunikations- und Diskussionskanal nutzt das Schweizer Fernsehen die Social-Media-Plattformen wie Twitter und Facebook erst spärlich. Die Aktivitäten auf dem Twitter-Kanal des Nachrichtenmagazin «10 vor 10» halten sich vorerst noch in bescheidenen Grenzen. @10v10 hat bis anhin 4 Tweets verfasst und folgt selber keinem anderen Twitterer. Doch das soll sich ändern. Vorgesehen ist, dass verschiedene Redaktionsmitglieder Zugang zum Account haben und über @10v10 Themen recherchieren und Feedback einholen können. Über die 10vor10-Fanpage auf Facebook gibt es bereits mehr Zusatzmaterial zu besichtigen, aktuell Bilder von Dreharbeiten im Dolder Grandhotel zum Schwerpunktthema «Essen».

SRF will in Sachen Social Media keine Spezialisten anstellen, sondern setzt auf Schulung des Personals. Nicht nur beim Nachwuchs, wo Social-Media-Kompetenzen Teil der neuen Stage-Ausbildung sind. Nun trainiert das Unternehmen in speziellen Kursen auch die Routiniers im Facebook- und Twitter-Einmaleins – ähnlich wie NZZ und bald auch Tamedia.

«Im Kurs lernen die Journalisten welche Social-Software es gibt, was diese Software leistet und wie man vorgeht, wenn man ein Social‐Media‐Projekt aufgleisen möchte», sagt Michael Fröhlich, Ausbildungsleiter und Fachzuständiger Multimedia gegenüber der MEDIENWOCHE. Zusätzlich zu diesen Grundlagen-Kursen bietet SRF für konkrete Anwendungen einen Praxis‐Kurs an. «Dort werden vor allem die Basics des Webtextens im Social‐Media‐Bereich vermittelt», sagt Fröhlich.

Es ist also zu erwarten, dass SRF-Journalisten bald vermehrt auf Facebook‐, Twitter,‐ LinkedIn‐ eine Statusmeldung erstellen oder in Social-Media-Foren moderieren. Die Schulungen starten Ende Juli, eingeladen sind vorerst Redaktionsleiter, Produzenten und Webredaktoren. Zur Frequenz der Kurse sagt Fröhlich: «Die Schulungen dauern jeweils rund einen halben bis einen Tag. Die Dauer variiert je nach Vorwissen und Reaktionen der Teilnehmer. Die Anzahl hängt von der Nachfrage ab: Rund vier bis sechs Kurse pro Jahr sind denkbar.» Zu den Kosten will SRF keine genauen Zahlen nennen: «Die Kurse laufen im Rahmen des üblichen Ausbildungsbudgets.» Laut der Medienstelle ist Social-Media-Ausbildung eines unter vielen Angeboten, ähnlich wie Kurse in Storytelling, Beitragsanalyse, Duplex-Training für Korrespondenten, die Teil von total rund 250 Ausbildungsveranstaltungen pro Jahr sind.

Diese Bestrebungen hin zu mehr Facebook-Fitness gründen auf einer gemeinsamen Social-Media-Strategie für SR und SF DRS, welche 2010 im Rahmen der Fusion von SR DRS und SF entwickelt wurde. «Es geht darum, bei sämtlichen Projekten die Social-Media-Eignung zu prüfen und die Umsetzung zu professionalisieren», sagt Kommunikationschefin Andrea Hemmi.

Leserbeiträge

bugsierer 21. Juli 2011, 13:50

dass da noch keiner eine ahnung hat, sieht man. dass sie ihre sm offensive trotzdem schon offizell starten und in den sendungen auch anteasern, ist doch eher eine fragwürdige strategie. ganze vier tweets und eher sehr bescheidene inhalte bei facebook stehen neben diesen ankündigungen wie das gewisse nichts. für eine solche flagschiffredaktion ist mir das zuwenig.

Edith Hollenstein 22. Juli 2011, 09:12

Ja, allenfalls ist das Anteasern in der Sendung verfrüht. Aber positiv ist doch, dass sich etwas tut in Sachen Social Media. Dass dadurch die SRF-Redaktionen plötzlich viel fassbarer werden, ist eine neue, erfreuliche Entwicklung.

Ausserdem gilt @10v10. @10vor10 gehört laut Medienstelle einer unbekannten Privatperson.

bugsierer 22. Juli 2011, 18:42

grüessech frau holenstein – warum so nachsichtig? aspirieren sie auf einen job bei SF?

wenn ich mir die timelines von 10vor10 anschaue, sehe ich keinen grund für solche nachsicht. im gegenteil. würde ich ein solches konzept – das da heisst: zuerst grossartig starten und erst dann die leute ausbilden – einem kmu abieten, würde mir jeder oldschool-offliner von einem chef eine solche offerte um die ohren hauen. zu recht, denn er weiss auch ohne internetkompetenz, dass “zuerst starten und erst dann ausbilden” ein no go ist.

schon allein dass ein laden wie SF und eine flagschiffredaktion wie 10vor10 sowas macht, wenn auch in der sommerpause, müsste jedem medienschaffenden zu öffentlichem kopfschütteln bringen. aber sie, werte frau holenstein, mutmassen noch, ob es “allenfalls” verfrüht war, die lunte schon zu zünden. das verstehe ich ehrlich gesagt nicht. entweder sie haben selber auch wenig ahnung, wie man sowas hochfährt, oder sie verpeilen sich wie 99.9% aller anderen schweizer medienfreaks, die zu dieser ferienzeit überhaupt noch online sind. alle, die sich überhaupt dazu äussern, finden es zunächst mal toll, dass überhaupt etwas geht, niemand befasst sich ernsthaft damit, auf welchem inhaltlichen niveau ein solcher laden seine sm-strategie starten sollte und auf welchem eben nicht. und niemand hat den pfupf, sich zu wundern ab diesem unglaublichen dilettantismus.

bände spricht übrigens auch die anzahl fb-freunde von 10vor10, heute sind es 228.

henusode – ich geh jetzt wieder echolote eichen.

Regula Karrer 22. Juli 2011, 20:34

Frau Hollenstein, nur weil automatisch generierte Links auf Facebook und Twitter verbreitet werden, hat das nicht wirklich etwas mit einem Schritt richtung Social Media des SRF zu tun.

Es macht vielmehr den Eindruck als hätte man keine Lust Kanäle mit Professionellen Social Media Infos zu füttern, für welche man keine Gebührengelder erhält.
Ich kann ihnen garantieren, dass wenn die Billag für Facebook und Twitter Gebühren einkassieren darf, das SRF sofort sein „Konzept“ in diesem Bezug ändern würde.

Und Mitarbeiter muss man keine nebenher schulen. Das ist ein völlig anderes Medium als Fernsehen oder Radio und es ist traurig, dass das nach wie vor nicht realisiert wird.
Das Web verhält sich völlig anders als andere Medien und auch die Leute die sich darin bewegen.
Bis das SFR das eingesehen hat, haben Deutsche und Österreichische Sender dieses Medium bereits Jahre lang schon professionell genutzt.