von Nick Lüthi

Wieder mal eine Nummer 1

Die Namen ändern, die Sender bleiben. Mit selten gelungenen Wortkombinationen versuchen sich Lokalradios immer wieder aufs Neue Schwung zu verleihen. Aktuell in Bern. Hier nennt sich Capital FM, die lokale Nummer zwei,  bald «Radio Bern1». Das könnte Ärger geben mit der Nummer drei. Denn die heisst «Radio Bern».

Raider heisst Twix, sonst ändert sich nix: Was der Schokoriegelwelt recht ist, kann der Radiolandschaft nur billig sein. Auch hier werden munter Etiketten gewechselt, ohne am Inhalt viel zu ändern. Meist wollen die neuen Besitzer dem Sender ihren Stempel aufdrücken. Aktuell setzen die Zürichsee Medien in der Bundesstadt eine Duftmarke, nachdem sie Capital FM von Tamedia übernommen haben. Bald wird der Lokalsender «Radio Bern 1» heissen – obwohl er seit Jahr und Tag die Nummer zwei ist hinter dem Ringier-Radio Energy (das übrigens früher einmal BE1 hiess, also irgendwie auch Bern 1). Gegründet wurde der Sender vor 30 Jahren als ExtraBe und später umbenannt in ExtraBern, bevor man das Glück in der englischen Sprache suchte und ihn grossspurig Capital FM taufte.

Auch mit der Rückkehr zum Lokalbezug und integrierter Gewinnerziffer wird «Radio Bern1» keine grossen Sprünge machen. Aus dem «Erstklassradio für Erwachsene und Familien in der Region» wird ein «sympathisches, modernes und hörernahes Radio für eine erwachsene Hörerschaft». Dank diesen Angaben weiss man, auch ohne den Sender je gehört zu haben, wie er mit dem neuen Namen klingen wird: Ungefähr gleich wie bisher.

Auf den Namen kommt es nicht an. Erst recht nicht, wenn er so gewählt wird, dass er sich in Verwechslungsgefahr begibt. «Radio Bern 1» liegt nur um Haaresbreite von einem anderen lokalen Sender entfernt: vom Alternativsender «Radio Bern» besser bekannt als RaBe. Dort nimmt man die mässig originelle Namenswahl der Konkurrenz halb irritiert, halb belustigt zur Kenntnis. «Vorerst lachen wir mal über das Logo mit dem tapsigen Bär mit dem Flaschenöffner im Gesicht», kommentiert RaBe-Vorstandsmitglied Willi Egloff.

Es hätte schliesslich schlimmer kommen können. Auch die Umbenennung von Capital FM in «Radio Bern» habe zur Wahl gestanden, teilt Geschäftsleiter Peter Scheurer mit. Mit der 1 im Namen hofft man, einen Rechtsstreit vermeiden zu können. Hatte Konkurrent RaBe vom ursprünglichen Vorschlag frühzeitig erfahren und konnte erfolgreich seine Bedenken deponieren, wusste der Sender vom neuen Namen nichts. «Ob dies ein Versuch ist zu testen, ob wir uns dies bieten lassen, oder ob der neue Eigentümer die Rechtslage anders beurteilt, wissen wir nicht», heisst es aus dem RaBe-Vorstand. Man werde die Lage prüfen.

Dass eine nachgestellte 1 nicht für eine Top-Platzierung garantiert, sondern höchstens rechtliche Probleme bringt, zeigt auch«Radio 1» von Roger Schawinski. In Zürich ist der Sender alles andere als der führende Anbieter und zum Start gab es Ärger mit dem gleichnamigen Berliner Sender.

Die regelmässige Neubenamsung der Lokalradios in der Schweiz zeigt, wie schwach die Sender offenbar im Publikum verankert sind. Alle anderen Medien, ob Zeitungen, Magazine, aber auch Privatfernsehen, wechseln ihre Namen nicht annähernd so oft wie die Radios, eher stellen sie den Betrieb ein. Das Gegenteil der permanenten Namenssuche findet sich in den USA. Kryptische Kürzel wie KCRW prägen die dortige Radiolandschaft seit eh und je. Der älteste Sender, der bis heute seinen ursprünglichen Namen behalten hat, ist WBZ in Boston, zugelassen 1921.

Leserbeiträge

Ueli Custer 16. März 2013, 12:37

Gratuliere zu diesem Artikel. Es ist wirklich unglaublich, wie einzelne Privatradios mit ihren dauernden Namenswechseln laufend Kapital vernichten. Kaum hat das Publikum einen Namen gelernt, heisst der Sender schon wieder anders. Es ist zwar nachvollziehbar, dass ein Sender, der eben nicht nur Hauptstadtsender ein will, sich am schon grundsätzlich eher ungeschicktem Namen Capital FM stört. Aber dem Publikum ist das weitgehend egal. Der Sender muss einfach wieder viel Geld investieren, um den neuen Namen bekannt zu machen. Und das liegt bei Privatradios ja nicht wirklich auf der Strasse.

Lucas 28. März 2013, 18:46

Ob das mit dem 1 im Namen mit http://radio-bern.ch was zu tun hat? Die Zürcher hätten das 1 wohl schon gerne weggelassen. Seitens Radio Bern braucht es nur wenig SEO um uns noch ein Weilchen zu unterhalten.

Roland hauser 15. April 2013, 08:50

Warum senden alle Regional Radios den gleichen Musikmix?
Ausnahme und perfekt finde ich den Sender „FM1 Melody 105,7“!!!!(leider nur auf Internet.)
oder „Radio 32 Goldies“
Den Musik Einheitsbrei in Bern kennen wir ja schon von unsern Lokalsender in Bern!

Witzbold 20. April 2013, 15:52

Heute ist erster April, nicht wahr? 🙂