DOSSIER mit 140 Beiträgen

Investigativer Journalismus

Er brachte das System des Staatsdopings in Russland ans Licht

Der Journalist Hajo Seppelt hat mit seinen Recherchen zum systematische Einsatz von Doping im russischen Spitzensport vieles in Bewegung gebracht und nicht zuletzt dafür gesorgt, dass das Thema einen angemessenen Raum in den Medien erhält. Das war nicht immer so. Nachdem Seppelt den unkritischen Sportjournalismus der ARD kritisiert hatte, wurde er 2005 entlassen. Zwei Jahre später, nach einem Chef- und Klimawechsel, wird er zurückgeholt. 2007 wird die ARD-Dopingredaktion begründet. Den grössten Coup landete Seppelt 2014 mit der TV-Dokumentation «Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht», wo er die Informationen des Ehepaars Julia und Witali Stepano auswertete; sie frühere Spitzenläuferin, er ehemaliger Dopingkontrolleur in Russland und beide nun Whistleblower. Warum Seppelt das macht? Sein Credo lautet: «Ich will, dass Zuschauer ernst genommen und nicht für dumm verkauft werden. Ich will, dass aus den Rundfunkgebühren nicht ungewollt Sportbetrug mitfinanziert wird. Ich will, dass Journalisten nicht auf dem Schoss von Trainern und Sportlern sitzen. Ich will, dass der Betrug im Sport beim Namen genannt wird.» Ariel Hauptmeier, Textchef des Online-Magazins «Republik», kennt Seppelt persönlich und hat den Investigativjournalisten nun im Rahmen Serie «Geheimsache Doping» porträtiert.

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

Eine Reporterlegende zieht Bilanz

Der heute 81-jährige Reporter Seymour Hersh blickt auf mehr als 50 Jahre Arbeit als investigativer Journalist zurück. International bekannt geworden ist Hersh mit der Enthüllung des Massakers von My Lai in Vietnam durch US-Truppen 1969. Im Gespräch mit der NZZ anlässlich der Veröffentlichung seiner Autobiografie «Reporter: A Memoir» lässt Hersh sein vielfältiges Schaffen Revue passieren. Eine der grössten Veränderungen der letzten Jahrzehnte – und nicht zum Guten – ist das Tempo des Journalismus: «Wie das Nachrichtengeschäft derzeit aufgestellt ist, treibt es einen in den Wahnsinn. Wie gedankenlos und dumpf das geworden ist. Geschwindigkeit verdummt, Cable News sind ein Desaster.»

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Rückblick auf ein langes Reporterleben

18 Jahre «Spiegel» und inzwischen 21 Jahre «Süddeutsche»: Hans Leyendecker arbeitet seit nunmehr fast vierzig Jahren als investigativer Journalist. Im Gespräch mit Daniel Bouhs blickt er auf den Wandel seiner Arbeit zurück. Was er jungen Kolleginnen und Kollegen heute weitergibt? Bei der Ausbildung des Nachwuchses habe er Volontären anfangs vor allem erzählt, wie sie an brisante Unterlagen kommen. «Heute gebe ich mehr Tipps darüber, wie man anständig bleibt.»

Der Mann, der das Weisse Haus das Fürchten lehrt

Der Journalist Bob Woodward hat angekündigt, im September ein Enthüllungsbuch über die Trump-Regierung zu veröffentlichen. Für das Projekt verschaffte er sich Zugang zu sensiblen Dokumenten und führte Hunderte Interviews. Woodward trug in den Siebzigerjahren mit seinen Recherchen zur Watergate-Affäre dazu bei, Richard Nixon zu Fall zu bringen.

Investigativer Journalismus auf die Ohren

Die NZZ hat eine Liste zusammengestellt mit den «besten investigativen Podcasts», idealer Hörstoff für die Sommerferien. Auf der Liste figurieren bekannte Produktionen wie «Serial» und andere True-Crime-Serien. Aber auch weniger bekannte Produktionen finden sich unter den 15 Empfehlungen, etwa «The Tip Off», ein Podcast, in dem die Datenjournalistin Maeve McClenaghan von den Recherchen anderer Investigativjournalisten berichtet.

Jahrestagung Netzwerk Recherche: Livestream

Heute und morgen findet beim NDR in Hamburg die Jahrestagung des Netzwerks Recherche statt. Die zahlreichen Veranstaltungen und Diskussionen können per Livestream mitverfolgt werden. Der Titel der diesjährigen Tagung lautet «Alternative: Fakten!». Thematisch geht es um Online-Recherche, Datenjournalis­mus, Einsteiger-Workshops, Recherchieren im Lokalen, Presse- und Auskunftsrecht, neue Finanzierungsmodelle und natürlich: die Pressefreiheit.

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Er deckte die ganz grossen Skandale auf

Seit fast sechs Jahrzehnten enthüllt er die bestgehüteten Geheimnisse, enthüllt Skandale wie das Massaker von My Lai im Vietnamikrieg oder die Folter im Abu-Ghraib-Gefängnis im Irak. Die Rede ist von Seymour Hersh. Im Alter von 81 Jahren blickt er in einer Autobiografie auf sein reichhaltiges Reporterleben zurück. Alan Rusbridger hat das schlicht mit «Reporter – A Memoir» betitelte Buch gelesen und in der New York Times besprochen. Hersh gehöre zur raren Sorte der Journalisten, die als einsame Wölfe jagten, schreibt der frühere Guardian-Chefredaktor. Doch der einsame Wolf kann sich auch verrennen, wenn das Korrektiv eines Kollektivs fehlt. In den letzten Jahren wurde die Glaubwürdigkeit seiner Recherchen mehrfach angezweifelt und selbst langjährige Vertraute weigerten sich, seine Artikel zu veröffentlichen.

Seltsame Ermittlungsmethoden im Mordfall Kuciak

Auch drei Monate nach dem Mord an Reporter Jan Kuciak in der Slowakei gibt es keine heisse Spur zu möglichen Tätern und ihren Hintermännern. Als kürzlich die tschechische Journalistin Pavla Holcova, eine Kollegin Kuciaks, von der slowakischen Polizei zu einem Gespräch gebeten wurde, dachte sie, dass ihre Informationen für die Ermittlungen dienlich sein könnten. Als sie aber in Bratislava der Polizei gegenüber sass, fand sie sich in einer Verhörsituation wieder: «Die Polizei schien mehr interessiert an unserer internen Kommunikation und der Kooperation mit anderen Medien», schreibt das Recherchenetzwerks OCCRP, für das Holcova und Kuciak arbeiteten.