DOSSIER mit 485 Beiträgen

Medienethik

Journalist erfindet Anschlag – erntet massive Kritik

Selbst als Aprilscherz hätte die erfundene Nachricht nicht getaugt, zu nah an einer möglichen Realität lag das erfundene Ereignis, zu gross war das Risiko, dass breite Kreise die Übertreibung nicht erkennen. So meldete das Rheinneckarblog gestern früh einen verheerenden Anschlag in der Stadt Mannheim mit über 100 Toten. Mit drastischen Formulierungen und blutrünstiger Illustration vermeldete der Journalist Hardy Prothmann die Schreckenstat – die er frei erfunden hatte. Er habe die Fake-News veröffentlicht «um eine Debatte zu erzwingen», zitiert ihn Malte Surmeier auf SWR Aktuell. Prothmann schrieb, es handle sich um «eine fiktionale Story im Gonzo-Stil». Nur: Gonzo bedeutet überhaupt nicht, Geschichten frei zu erfinden, sondern bezeichnet die hypersubjektive Schilderung realer Vorgänge, bei denen der Journalist als teilnehmender Beobachter zugegen war. Prothmanns eigenartiges Verständnis von Journalismus stiess weit herum auf irritierte bis empörte Reaktionen. Er selbst sieht sich missverstanden und nennt die Kritiker «Kleingeister».

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

Ad Content

Medienethik in Zeiten der Krise

Pandemie und Kriege zeigen sehr anschaulich, dass es gar nicht so einfach ist, ob wir es mit seriöser Information oder bewusster Desinformation zu tun haben

Wie umgehen mit Fotos des Grauens?

Veröffentlichen, verpixeln, gar nicht zeigen: Mit den Bildern des Massakers in Butscha gehen die Medien unterschiedlich um. Vor allem für Kinder seien Kriegsfotos schwer zu verkraften, warnt Medienwissenschafterlin Petra Grimm. Die russische Armee wolle Zeichen setzen, sagt „Bild“-Reporter Paul Ronzheimer.

Kompetenz für den Konflikt

Marlis Prinzing erläutert das Konzept für einen «Friedensjournalismus»: Kern des Konzepts ist Konfliktkompetenz, nicht Friedensaktivismus. Konfliktkompetenz bedeutet, mit einem möglichst breiten Blick über Tellerränder hinauszuschauen.

Ad Content