DOSSIER mit 152 Beiträgen

Medienforschung

Warum es so wichtig ist, dass Journalisten einen Standpunkt vertreten

Der bekannte Journalismusforscher Jay Rosen erklärt im Interview mit dem Deutschlandfunk, weshalb Medienschaffende einen Standpunkt vertreten müssen und sich nicht mehr länger hinter den Fakten verstecken können. Das Publikum vertraue dieser Erzählung nicht mehr länger, die da lautet: «Wir haben keinen Standpunkt, wir haben keine Ideologie, wir haben keine Philosophie, wir haben keine Interessen und keine Beteiligungen. Wir haben keine Vorurteile, wir versuchen niemanden zu überzeugen. Wir liefern nur die Fakten.» Wenn das Publikum – Rosen bezieht sich auf seine Beobachtungen aus den USA – diesem Argument misstraue, bringe es nichts, dieses einfach zu wiederholen. Es sei viel einfacher, Journalisten zu vertrauen, die so argumentieren: «Das ist mein Hintergrund. Und ausserdem habe ich sehr viel Recherchearbeit geleistet, Fakten gesammelt, viele Menschen befragt, Dokumente aufgetrieben, habe mich in dieses Thema eingearbeitet.» Weiter im Gespräch erklärt Rosen, warum er den Politik-Journalismus für kaputt hält; er sei zur Insider-Berichterstattung verkommen, die nichts mehr mit dem Alltag der Menschen zu tun habe.

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

Das bange Warten auf den «Spotify Journalismus»

Die Werbebudgets brechen ein und die Zahlungsbereitschaft für Onlinenews bleibt tief. Es braucht neue Bezahlmodelle, aber auch die direkte Medienförderung bleibt unentbehrlich, wie aus dem Jahrbuch Qualität der Medien 2020 des UZH-Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft fög hervorgeht. Doch worauf nun den Fokus legen, auf Innovation mit Bezahlmodellen oder auf Subvention mit Strukturerhaltung?

Ad Content

Desinfektionsjournalismus

Die journalistische Berichterstattung über die Corona-Pandemie hat viele grundsätzlich bekannte Defizite gezeigt. Vor allem Recherche und Meinungsvielfalt kamen zu kurz. Entscheidende Fragen wurden vom Journalismus nicht gestellt, kritische Stimmen nicht gesucht.

Eurobarometer: Das Vertrauen in die Presse hat in Deutschland einen Höchststand erreicht

Nach der zuletzt im November 2019 von TNS Infratest durchgeführten repräsentativen Befragung bekunden 60 Prozent der Bevölkerung Deutschlands Vertrauen in Zeitschriften und Zeitungen, 35 Prozent haben kein Vertrauen, fünf Prozent antworten mit «weiss nicht». Die Presse geniesst in Deutschland mehr Vertrauen als im EU-Durchschnitt – auf 14 Prozentpunkte beläuft sich die Differenz gegenwärtig.

Ad Content

Halb voll ist eben auch halb leer: Studie zur Corona-Berichterstattung

Anfang April kritisierte unser Autor die Corona-Berichterstattung: zu wenig Einordnung, zu wenig Recherche, zu behördennah. Nun liefert das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft fög erstmals im deutschsprachigen Raum empirisch fundierte Erkenntnisse. Die «Analyse zur Corona-Berichterstattung in den Schweizer Medien» zeichnet insgesamt ein tendenziell positives Bild der Berichterstattung, aber die monierten Mängel werden bestätigt – und die Weiterlesen …