DOSSIER mit 485 Beiträgen

Medienethik

«Wir bringen doch nur das, was die Leute wollen»

Nachlese zur Höhlenrettung in Thailand und zur Frage, warum dieses Ereignis so viel Medieaufmerksamkeit erhält und die Schicksale der Bootsflüchtlinge weitgehend aus dem Fokus der Berichterstattung verschwunden sind. «Die Perspektive hat sich verändert», schreibt Kai Schächtele im Medienblog Übermedien. «Aus Hilfesuchenden sind Wirtschaftsflüchtlinge geworden, aus Kriegsopfern Terroristen. Und der Medienbetrieb zuckt mit den Schultern und sagt: So ist er nun mal, der furchtbar zynische Teil der Medienwirklichkeit.» Ein Zynismus, mit dem der Medienbetrieb fundmentale Werte des Journalismus verrate: «In den Sonntagsreden beruft er sich gern auf seine essentiellen Funktionen für Demokratie und Gesellschaft. Aber sobald es um die eigene Verantwortung geht und darum, sich selbst zu hinterfragen, verschanzt er sich hinter den Gesetzen des Marktes: ‹Wir bringen doch nur das, was die Leute wollen.›»

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Im «Spiegel» verschwindet ein Breitbart-Vergleich

Es mag menschlich verständlich sein, einem Konkurrenten im Vorbeigehen eine reinwürgen zu wollen. Wenn das aber der «Spiegel» in seinen Spalten tatsächlich tut und den Vorgang nicht für weiter erklärungsbedürftig hält, dann zeugt das von einer Sittenverluderung. Anmerkungen zur nicht existenten Fehlerkultur des «Spiegel». In seiner Jubiläumsausgabe zum 70. Geburtstag zeigte der «Spiegel» auf, durch Weiterlesen …

Die Asche auf dem Haupt der alten Tante

Wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Das gilt ärgerlicherweise auch für die NZZ. Eine kleine, schamvolle Zusammenstellung mit Gelegenheiten für Sie zu beweisen, dass Sie es besser wissen.

Selbst auferlegte Zurückhaltung nach Terroranschlägen

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Keine Unschuldsvermutung für die «Bestie»

Für den mutmasslichen Täter von Rupperswil gilt bis zur rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung – in der Theorie. In der Praxis missachteten nicht nur die Medien, sondern auch die Behörden das Prinzip.

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Kleinliches Korrigendum

Eine Lokalzeitung in Kentucky (USA) entschuldigt sich für die seit über hundert Jahren fälschlicherweise verwendete Bezeichnung von Hot-Dogs als Sandwiches. Doch es gibt Kritik an der Selbstkritik. Ein Kolumnist im eigenen Blatt weist darauf hin, dass im «Merriam-Webster»-Wörterbuch Hot-Dogs als Sandwiches bezeichnet werden.

Vermittler zwischen Redaktion und Publikum

14 Jahre lange beschäftigte die New York Times einen sogenannten Public Editor. Insgesamt sechs Redaktorinnen und Redaktoren dienten in dieser Zeit als Schnittstelle zwischen Redaktion und Publikum. Nun wurde der Posten abgeschafft, der nach dem Plagiatsskandal um Jayson Blair 2003 eingeführt wurde um das Vertrauen der Leser zurückzugewinnen. Das Fachmagazin Columbia Journalism Review hat sich Weiterlesen …