SDA-Redaktion befürchtet «Abkehr von journalistischen Grundsätzen»
So wie die Schweizerische Depeschenagentur SDA im journalistischen Tagesgeschäft im Schatten der grossen Medienmarken steht, so haben auch die angekündigten und absehbaren Umwälzungen bei der SDA bisher noch keine grösseren Wellen geworfen. Doch intern erwartet man von der Fusion mit der Bildagentur Keystone und der Austria Presse Agentur als Grossaktionärin wenig Gutes. Darum wendet sich die SDA-Redaktion mit einem offenen Brief an Geschäftsleitung und Verwaltungsrat. Das Personal bezieht unter anderem Stellung gegen eine befürchtete «Vermischung von PR mit journalistischer Arbeit», da bekannt wurde, dass das PR-Geschäft ausgebaut werden soll. Um die Stellung des Journalismus innerhalb der neuen Struktur zu unterstreichen, soll ein erfahrener Journalist oder eine erfahrene Journalistin in der Geschäftsleitung Einsitz nehmen, was aktuell nicht mehr der Fall ist.
Das beschäftigt den Journalismus 2018
Wie es sich so gehört für die Medien, wenn sich ein Jahr dem Ende zuneigt, folgen im Dezember mit berechenbarer Sicherheit irgendwelche Prognosen für das bald anbrechende neue Jahr. Nicht anders macht dies das Niemanlab der Harvard-Universtiät für die kommenden Trends im Journalismus. Doch handelt es sich hierbei weniger um einen spekulativen Blick in die Zukunft als vielmehr um eine aktuelle Bestandesaufnahme laufender Trends, die sich zu verstärken abzeichnen. So rechnet etwa Bill Keller, der frühere New-York-Times-Chefredaktor, damit, dass 2018 in den USA mehr Nonprofit-Redaktionen gegründet als in Nordkorea Raketen zum Test abgefeuert werden. Neben positiven Entwicklungen fällt der Blick selbstverständlich auch auf besorgniserregende Trends. Nicholas Diakopoulos von der Northwestern University sieht eine grosse Herausforderung auf den Journalismus zukommen mit vollsynthetisch generierten Inhalten: «Unsere Aufmerksamkeit zu manipulieren war noch nie einfacher». Bis jetzt wurden 13 solcher Kurzprognosen publiziert, im Laufe des Monats folgen weitere.
Aufstieg und Niedergang der Pop-Bibel
Eine neue Biografie widmet sich dem Leben von «Rolling Stone»-Gründer Jann Werner. Kritiker sagen, es sei ein bösartiges Buch, das nur auf die negativen Aspekte des facettenreichen Lebens des Self-Made-Man fokussiere und danach trachte, ihn zu diskreditieren. Jean-Martin Büttner hält das Werk von Joe Hagan, das im kommenden März auch auf Deutsch erscheint, trotzdem für lesenswert. Zum einen weil es unterhaltsam ein Sittenbild einer Epoche zeichnet entlang der Vita dieses umtriebigen Magazinmachers und zum anderen eindrücklich aufzeigt, wie sich eine Gegenkultur im Kapitalismus auflöst.
Ein kleiner Schritt für die New York Times, ein grosser Schritt für das Darknet
Die meisten Medien interessieren sich für das sogennante Darknet vor allem im Zusammenhang mit Recherchen über Internet-Kriminalität. Dass das auf möglichst grosser Anonymität aufgebaute Datennetzwerk aber auch gute Dienste leistet für geschützte Online-Kommmunikation, geht dabei gerne vergessen. Gerade für den Kontakt mit schützenswerten Quellen bietet sich das Darknet an. So unterhalten verschiedene Redaktionen Postfächer für potenzielle Whistleblower. Einen Schritt weiter gegangen ist nun die New York Times. Die Zeitung macht seit Ende Oktober ihr gesamtes Online-Angebot auch über den Darknet-Browser Tor zugänglich. Zielgruppe für diese Form der Nutzung sind Leserinnen und Leser in Ländern, wo das Internet zensiert wird.