Tages-Anzeiger wirft «Blick» «Chaotenjournalismus» vor
Der «Blick» berichtete gestern, wie auch zahlreiche andere Medien, über polizeiliche Verhaftungen in Winterthur im Zusammenhang mit den Ermittlungen nach den Krawallen am G-20-Gipfel vor einem Jahr in Hamburg. Im Unterschied zu allen anderen Medien brachte das Ringier-Blatt einen prominenten Vater von einem der Verhafteten ins Spiel. Ein No-Go, findet Thomas Knellwolf vom Tages-Anzeiger: «Dieses Outing ist eine für die Schweiz ungewohnte Grenzüberschreitung. Es ist sogar Chaotenjournalismus – vorsätzlicher.» Die «Blick»-Redaktion wiederum reagiert auf die Kritik mit dem Hinweis, dass der Tages-Anzeiger eine Stellungnahme unterschlagen habe.
Hansi Voigt bewirbt sich als SRF-Direktor
Er tanzt ja schon auf vielen Hochzeiten, der Hansi Voigt. Und nun will er auch noch SRF-Direktor werden. Seine aktuelle Kolumne in der «Wochenzeitung» nutzt er als Bewerbungsschreiben für den Posten. Voigt gibt ganz den Digitalturbo. So schreibt er: «Wenn ich die laufende Mediengesetzgebung richtig verstehe, können wir uns ja online bald richtig austoben.» Konsequenterweise müsste dann das Unternehmen nicht mehr SRF Schweizer Radio und Fernsehen heissen, sondern SMI: «Das steht für Schweizer Medien Idee.»
Er lockert die Zungen und öffnet die Herzen
Er ist «Mister Nachtclub»: Von Montag bis Donnerstag begleitet Ralph Wicki auf Radio SRF 1 die Hörer durch die Nacht. Von zehn Uhr abends bis ein Uhr nachts steht die Telefonleitung offen. Wicki schaffe es, mit seinem Moderationsstil «die Zungen der Leute zu lockern und ihre Herzen zu öffnen», schreibt Dana Liechti im «Blick». Tatsächlich drehen sich die Gespräche mit den Hörern oft um Persönliches und Intimes. «Ich habe das Gefühl, es gibt viele Leute, vor allem ältere, die niemanden haben, mit dem sie reden können», kommentiert der Moderator seine Motivation.
«Journalistenmord» als Agententhriller Marke Hollywood
Spektakuläre Wende im Fall des am Dienstag als ermordet gemeldeten russischen Journalisten Arkadi Babtschenko: der vermeintlich Getötete lebt. Gestern Abend trat Babtschenko zusammen mit dem ukrainischen Geheimdienstchef vor die Medien. Die Tat war offenbar nur inszeniert, um die Hintermänner eines realen Mordkomplotts zu identifizieren. «Kiew hatte wohl geplant, Russland vor dem Hintergrund der empörten Weltöffentlichkeit auf die Anklagebank setzen zu können. Stattdessen kann nun der Kreml Kiew beschuldigen, die internationale Gemeinschaft getäuscht zu haben», schreibt Maksym Drabok auf dw.com. Der Agententhriller Marke Hollywood wirft viele Fragen auf, gerade auch, wie Medien künftig über Mordfälle berichten sollen. Klar ist indes schon jetzt: «Die Regierung in Kiew manövriert sich ins Abseits, falls sie keine überprüfbaren Beweise liefern kann, die das Vorgehen der Sicherheitskräfte rechtfertigen.»