Hintergrund zum AZ/NZZ-Deal: eine pragmatische Liebesheirat
Aus etwas zeitlicher Distanz hat Florence Vuichard in der «Bilanz» den Zeitungsdeal zwischen den AZ Medien und der NZZ Mediengruppe noch einmal etwas genauer unter die Lupe genommen. Die beiden Unternehmenschefs «Wanner und Jornod vergleichen ihren Deal gerne mit einer Liebesheirat», schreibt Vuichard. «Doch letztlich ist es der sich rasant wandelnde Markt, der sie zur Fusion zwingt». Wanner und seine AZ Medien stehen als klare Gewinner des Deals da und stärken so ihr Mediengeschäft, auf das sie sich auch in Zukunft verlassen wollen und nicht mit branchenfremden Geschäften.
RTS «bi de Lüt» – Westschweizer Sender bringt Radio ins Dorf
Die Szenen wirken wie aus der Zeit gefallen: Andächtig und stumm hören Leute konzentriert Radio. Sie lauschen den Stimmen der Nachbarinnen und Mitbewohnern aus ihrem Ort. Gesendet wird aus einem Wohnwagenstudio, das für zwei Tage neben der Dorfbeiz installiert steht. In der vierten Ausführung von «Caravane FM» befinden wir uns im abgelegenen Weiler Seleute im Kanton Jura. Das grosse Westschweizer Radio bringt mit diesem Format den hyperlokalen Sender ins Dorf. 48 Stunden Programm von und mit den Einwohnerinnen und Einwohnern. Der Bauernbub erzählt, wie er einmal Bauer werden möchte und der stolze Vater hört das zuhause am Küchentisch aus dem Radio. Eine Zusammenfassung der zwei Tage Dorfradio gibt es als 50-minütige Episode am Westschweizer Fernsehen zu sehen. In früheren Folgen von «Caravane FM» besuchten die Moderatoren Lionel Frésard und Jean-François Michelet mit ihrem Radiowohnwagen ein Spital und ein Altersheim.
Lawinen-Berichterstattung zwischen Realität und Medienwirklichkeit
Wer derzeit nur oberflächlich die Berichte über die Wetterlage in Wallis verfolgt, könnte schnell den Eindruck gewinnen, dass wir es mit einer Jahrhundertkatastrophe zu tun haben. Zermatt! Eingeschlossen! Luftbrücke! Nur: Mit der Realität hat dieses Bild wenig bis nichts zu tun, wie Helmut Stalder in der NZZ schreibt. «Etliche Medien haben mit den bewährten Mitteln der Dramatisierung, Übertreibung und Selektion eine sekundäre Wirklichkeit der Ereignisse konstruiert, die nicht sehr viel mit der Wirklichkeit zu tun hat, aber viel aussagt über die Wunschvorstellungen in den Redaktionen.» Es ist der Wunsch nach der Katastrophe, die für «zivilisationsverwöhnte Flachländer und Städter» spannender erscheint als die von den Betroffenen völlig unspektakulär erlebte Realität im Umgang mit den Unbilden der Natur.
Frankreich: Kritik an Gesetz gegen Fake News
Bis Ende Jahr will der französische Präsident Emmanuel Macron ein Gesetz gegen Fake News in Kraft setzen. Richter sollen mit Sonderkompetenzen ausgestattet werden, um bestimmte Inhalte schnell zu löschen oder blockieren. Des weiteren solle das Gesetz Transparenz über die Finanzierungsquellen von Medien schaffen und so Beeinflussungsversuche aus dem Ausland unterbinden. Ein Passus der sich deutlich und direkt gegen die – jüngst ausgebauten – russischen Medienaktivitäten in Frankreich richtet. Kritiker sehen ein Problem darin, dass nicht klar ist, was in diesem Kontext als Fake News gilt und wer das bestimmt. Viele französische Medien stellen sich – gerade mit Blick auf das Netzwerkdurchsetzungsgesetz in Deutschland – auf den Standpunkt, dass nicht Regulierung das richtige Mittel gegen Fake News sei, sondern mehr Medienkompetenz.