Wer würde kommerziell von «No Billag» profitieren?
In gewissen Kreisen der «No Billag»-Gegnerschaft herrscht die Überzeugung vor, dass Tamedia und Goldbach – die jüngst ein Zusammengehen beschlossen haben – zu den grossen Profiteuren nach einem Verschwinden der SRG zählen würden. Die SP-Nationalrätin Jacqueline Badran macht das in zwei ausführlichen Texten zum Thema. Es gibt aber auch Gegenstimmen, die eine andere Prognose stellen, etwa Urs Schneider, Doyen der schweizerischen Mediaplanung und Mitglied im Komitee gegen «No Billag». Schneider sieht internationale Plattformen wie Youtube, Google oder Faceboo als Gewinner. Denn die Werbegelder «würden anstatt in die SRG-TV-Werbung in erster Linie in Online- und Plakat-Werbung fliessen». Was natürlich nicht heisst, dass nicht auch eine Firma wie Goldbach zu den Profiteuren zählen würde. Aber eben nicht ganz so extrem und exklusiv, wie Frau Badran das prognostiziert.
#MeinGroessterFail – Journalisten über ihre Fehler
Die Liste ist endlos lang und sie wird täglich länger: Fehler lassen sich im Journalismus nicht vermeiden. Umso wichtiger ist ein transparenter Umgang mit den Fehlleistungen. Einen Beitrag zu einer aktiven Fehlerkultur leistet der Journalist Roland Grün. Er erfand den Hashtag #MeinGroessterFail unter dem Medienschaffende ihre Fehler öffentlich dokumentieren können. Hunderte von Fehlerbeichten finden sich inzwischen auf Twitter, die meisten gehören in die Kategorie Peinlichkeiten: hier ein falscher Name, dort ein unangemessenes Auftreten. So schrieb etwa die frühere Spiegel-Online-Mitarbeiterin Annett Meiritz 2011 die Überschrift: «US-Militär soll Obama auf See bestattet haben». Sie meinte natürlich Osama Bin Laden.
Von «Je suis Charlie» ist wenig geblieben
Vor drei Jahren haben mutmasslich islamistische Attentäter elf Mitarbeitende der Redaktion der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» ermordet. Von der nachfolgenden Solidaritäts- und Spendenwelle spürt die Redaktion in Paris nicht mehr viel. «Je suis Charlie» wurde längst von anderen Instant-Bekanntnissen im Netz abgelöst. Das viele Geld ist zwar noch da, brachte aber mehr Zwietracht als eine (Über)lebensperspektive für «Charlie Hebdo». Jürg Altwegg beschreibt in der FAZ das inzwischen triste Dasein der unter Personenschutz arbeitenden Journalistinnen und Journalisten. «Die Spontaneität ist aus unserem Leben verschwunden», sagt Redaktor Fabrice Nicolino: «Es ist ein Leben wie in einer Konservendose.»
Erfahrungsbericht: Ich stand im Auge eines «Shit-Tsunami»
Der Journalist Richard Gutjahr war bei der Amokfahrt am französischen Nationalfeiertag 2016 in Nizza zugegen. Eine Woche später, zurück in München, wird er Zeuge des Amoklaufs im Olympia-Einkaufszentrum. Über beide Attentate berichtete Gutjahr für den ARD. Es sollte indes nicht lange dauern, bis aus der Koinzidenz seiner Gegenwart an beiden Schauplätzen und der Tatsache, dass seine Frau aus Israel stammt, üble Verschwörungsgeschichten gestrickt wurden, die bis heute im Netz kursieren. An der TEDx-Konferenz in Marrakesch bot Richard Gutjahr jüngst einen eindrücklichen Einblick über das Leben im Auge eines «Shit-Tsunami».