Schwarz-blaue Medienpolitik: Geht es dem Wolf an den Kragen?
Erste Äusserungen der neuen Regierung Österreichs unter Kanzler Sebastian Kurz und Vize Heinz-Christian Strache lassen darauf schliessen, dass ÖVP und FPÖ ihren Einfluss beim ORF geltend machen wollen. Missliebige Journalisten, wie der für seine hartnäckigen Fragen bekannte ZiB2-Moderator Armin Wolf, könnten wegbefördert werden. «Das wäre bei der österreichischen Rundfunkanstalt kein ungewöhnliches Vorgehen», schreibt Hans-Peter Siebenhaar im «Handelsblatt». Des weiteren schaut Schwarz-blau auch interessiert in die Schweiz und auf die anstehende «No Billag»-Abstimmung. Vizekanzler Strache hat sich schon mal dahingehend verlautbart, wonach die «Zwangsbeiträge» zu hinterfragen seien.
Keine News im Facebook-Newsfeed
Wieviele News (verstanden als journalistische Beiträge im weitesten Sinn) befinden sich unter den ersten zehn Beiträgen im Newsfeed von 400 zufällig ausgewählten Facebook-Nutzern? Shan Wang vom Nieman Lab hat dieses Experiment durchgeführt. Das Ergebnis: Die Hälfte der Nutzer sah in ihrem Newsfeed gar keine News, ein weiterer Viertel eine einzige. Nur bei einer Person waren mehr als die Hälfte der Beiträge Nachrichten. Warum das so ist, kann oder will Facebook nicht näher begründen. Mit den Ergebnissen des Experiments konfrontiert, weist das Unternehmen darauf hin, dass jedermanns Newsfeed «unique» sei und man sich darum bemühe, Inhalte anzuzeigen, die für die betreffende Person relevant seien.
Für welche Sendungen würden Sie Gebühren zahlen wollen?
Wie würden die Programme gebührenfinanzierter Sender aussehen, wenn das zahlende Publikum mitbestimmen könnte, wofür das Geld verwendet wird? Um das herauszufinden, hat ein Informatikstundent aus Potsdam die Website rundfunk-mitbestimmen.de programmiert. Dort kann der in Deutschland monatlich geschuldete Betrag zur Rundfunkfinanzierung von 17.50 Euro virtuell auf die Sendungen seiner Wahl verteilt werden. Das Ganze ist natürlich nur eine Spielerei, aber mit einem ernsthaften Hintergrund. In Deutschland gibt es, anders als in der Schweiz und in Österreich, keinerlei offiziellen Strukturen, wo das Radio- und TV-Publikum seine Bedürfnisse und Kritik am Programm artikulieren kann. Darum entstehen immer wieder Initiativen, die dieses Defizit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks thematisieren.
Überraschung! Netflix weiss genau, was du guckst
Als der Streaming-Anbieter Netflix jüngst in einem Tweet jene 53 Nutzer erwähnte, welche die Weihnachtsromanze «A Christmas Prince» an 18 Tagen in Folge geguckt haben, fanden das manche gar nicht lustig. Sie fühlten sich vom Bewegtbildanbieter ihres Vertrauens überwacht. Oh Schreck, die wissen ja ganz genau, was wir gucken! «Viele Nutzer wissen offenbar noch immer nicht, dass ‹Kundenspionage› im Sinne der Auswertung individuellen Sehverhaltens seit jeher eines der Erfolgsgeheimnisse der Streamingplattform ist», schreibt dazu Eike Kühl auf «Zeit Online». Tatsächlich geht Netflix sehr weit und passt sogar die Vorschaubilder für Filme und Serien dem individuellen Geschmack an, um Nutzer mit unterschiedlichen Vorlieben an ein und denselben Film heranzuführen.