RESSORT

Auf dem Radar

Belgisches TV macht Olympia-Preistreiberei nicht mit

Mattscheibe im frankophonen Belgien bei der TV-Übertragung der olympischen Winterspiele. RTBF sendet keine Live-Bilder aus Südkorea. Der französischsprachige öffentlich-rechtliche Sender konnte sich mit Discovery/Eurosport nicht auf eine Sublizenzierung einigen. Der US-Konzern hatte für 1,3 Milliarden die Übertragungsrechte an den olympischen Spielen 2018 bis 2024 für 53 Länder erworben. Die Schweizerische SRG zahlte Discovery 16 Millionen Euro für eine Sublizenz für die aktuellen Winterspiele und die Sommerspiele 2020 in Tokyo. Das sind rund 60 Prozent mehr als für die Spiele 2014 und 2016.

Werbeboykott? Unilever will Google und Facebook abstrafen

Das könnte Facebook und Google wehtun. Der Konsumgüterhersteller Unilever (u.a. Lipton, Dove) erwägt, die beiden Unternehmen künftig für Werbung nicht mehr zu berücksichtigen. «Als zuverlässiger Anzeigenkunde will Unilever nicht auf Plattformen Werbung machen, die keinen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten», sagte der Marketing-Chef des Unternehmens, der über einen jährigen Etat von zehn Milliarden Dollar verfügt.

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Als der #Schulzzug rollte, sassen die Journalisten auf der Lok

Die Marketing-Kampagne der SPD für Martin Schulz schlug in den Anfängen voll ein. Seine Inszenierung als glaubwürdiger Politiker halfen die meisten Medien weiter zu befeuern und stellten den Kanzlerkandidaten als Lichtgestalt dar. «Schulz hat das, was Angela Merkel fehlt: Er hat den Überschwang, das Feuer, die Begeisterung», schrieb etwa ein Heribert Prantl in der «Süddeutschen Zeitung». Heute sieht man im gleichen Blatt einen «völlig überforderten Parteichef». Wie konnten sich die versammelten Medien in Schulz nur so irren? Hans-Martin Tillack, «Stern»-Reporter in Berlin, beschreibt die «Dynamik des kollektiven Hochschreibens», der sich die Journalisten kaum entziehen können; Rudeljournalismus in Reinkultur.

Grassierende Verarmung der fernmündlichen Kommunikation

Journalistinnen und Journalisten kennen die Situation besonders gut, aber nicht nur sie. Behörden, Firmen und Organisationen wollen nur noch per E-Mail kommunizieren. Telefon geht zwar schon noch, aber nur, wenn das Gesagte schriftlich bestätigt wird. Das generiert vor allem Leerlauf. Martin Wilhelm beklagt diesen Trend im Tages-Anzeiger und plädiert für den Griff zum Hörer, denn «am Telefon lassen sich Nachfragen stellen, Missverständnisse vermeiden und eine Beziehung zum Gegenüber aufbauen. Das Beharren auf Schriftlichkeit lässt auch die Kommunikation verarmen.»

Subventionsbauern profitieren vom Gebührenfunk

Gleich und gleich gesellt sich gern: SRG und Landwirtschaft – das passt, findet die Bauernzeitung in ihrem Kommentar zur «No Billag»-Abstimmung. Schliesslich berichteten die gebührenfinanzierten Sender «grossmehrheitlich positiv» über die heimische Landwirtschaft. «Zudem bieten sie eine ideale Plattform, um die Leistungen der Bauern und Bäuerinnen im besten Licht darzustellen», schreibt Redaktor Adrian Krebs. Und so wie die nicht-bäuerliche Bevölkerung mit Steuergeld die Landwirtschaft unterstützt, sollten die Bauern mit ihren Gebühren zum Erhalt des öffentlichen Rundfunks beitragen – von dem sie dann selbst wieder profitieren.

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Er kämpft gegen die drohende Infokalypse

Es ist eine Frage, deren Antwort ins Verderben führt: «Was geschieht, wenn irgendjemand es so aussehen lassen kann, als ob etwas passiert wäre, unabhängig davon, ob es passiert ist oder nicht?» Mit «Infokalypse» umschreibt der Computerwissenschaftler Aviv Ovadya das Ergebnis. Die grossen Technologieplattformen im Internet setzten fatale Fehlanreize, weil sie irreführende und polarisierende Informationen honorierten, warnte der frühere Mitarbeiter und Berater von Firmen wir Google und Amazon schon vor den letzten US-Wahlen. Gemäss Ovadya war das aber nur ein harmloser Vorgeschmack. Die technischen Manipulationsmöglichkeiten nähmen gerade Ausmasse an, dass kein Kontrollmechanismus mehr dagegen ankommt. Jetzt hat es sich der MIT-Absolvent zur Aufgabe gemacht, gegen die drohende Infokalypse anzukämpfen. Künstliche Intelligenz und Maschninelles Lernen hätten ein ungleich grösseres Potenzial, die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion bis zur Unkenntlichkeit zu verwischen.

Raus aus dem Format oder Radio braucht Wandel

«Geht es um die Zukunft des Radios, wird gerne über alles geredet – ausser über das Radio selbst.» Das ändert Felicia Reinstädt, Projektleiterin bei Radio Bremen, immerhin für die Länge eines Blogbeitrags. Die vermeintliche Sicherheit trügt, in der sich manche Radiomacher angesichts intakter Quoten wiegen. Neue Audioformate haben längst im Medienalltage der Menschen ihren Platz gefunden. Doch das Radio hinkt hinterher. Für Felicia Reinstädt ist klar: Ohne tiefgreifenden Wandel wird sich das Radio gegen die neuen Mitbewerber nicht behaupten können. Damit dieser Wandel gelingt, müssten überhaupt einmal die Voraussetzungen für Veränderungen geschaffen werden: «Hier wünsche ich mir mehr Mut und Entschlossenheit von Programmmachern und Programmverantwortlichen, mehr Freiraum für Neugier, Experiment und Scheitern und auch ein bisschen mehr Entspannung in diesen angespannten Zeiten.»