Relotius oder die Frage nach der Realität
Die Fälschungen des «Spiegel»-Reporters Claas Relotius bieten dem Journalismus eine Chance: Er könnte sich endlich seinem unterkomplexen Realitätsbegriff stellen.
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Die Fälschungen des «Spiegel»-Reporters Claas Relotius bieten dem Journalismus eine Chance: Er könnte sich endlich seinem unterkomplexen Realitätsbegriff stellen.
Der 25. April 1983 ist einer der dunkelsten Tage der deutschen Pressegeschichte. Der stern stellt die Hitler-Tagebücher vor. Der GAU: Statt einer Weltsensation stellen sich die Bücher als Fälschung heraus. 35 Jahre später wird der Skandal nun erneut aufgerollt – mit noch nie zuvor gehörten Originaltonbandaufnahmen aus den 1980er Jahren zwischen dem Journalisten Gerd Heidemann Weiterlesen …
Blogger, Kuratoren und YouTuber müssen damit rechnen, dass der Presserat eine Stellungnahme zu ihren Inhalten abgibt. Empfehlungen und Feststellungen sind zu Beiträgen in Blogs, in Newslettern und auf Social Media-Plattformen möglich, sofern der Presserat einen «journalistischen Charakter» erkennt.
Auf Anfang 2019 hat der Presserat sein Geschäftsreglement geändert und erklärt sich neu auch für journalistische Inhalte zuständig, die individuell publiziert werden. Damit klärt er eine wichtige Frage. Handelt sich aber viele neue Probleme ein.
Der österreichische Schriftsteller Robert Menasse hat dem Europapolitiker Walter Hallstein Sätze in den Mund gelegt, die dieser so gar nicht gesagt hat. (…) Nur, und das zeigt auch der Skandal um Relotius: Die perfekte Geschichte und das perfekte Zitat, die gibt es meistens nicht.
Ein Reporter des «Spiegel» fabrizierte Informationen in einem Dutzend Artikeln – meist in der Absicht, die Rohheit Amerikas zu enthüllen.
Wenn Politiker Fehler begehen, verlangen Journalisten sofort personelle Konsequenzen. In der Affäre um erfundene Reportagen beim «Spiegel» halten sich die Kollegen mit Rücktrittsforderungen zurück. Die Medien messen offenkundig mit zweierlei Mass.