NZZ-Feuilleton-Chef Meyer geht: Gralshüters Abgang
Ende Jahr tritt NZZ-Feuilletonchef Martin Meyer in den Ruhestand. Wenn es darum geht, in die grossen Debatten einzugreifen, dürfte sein Nachfolger René Scheu schneller bei der Hand sein
Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Der MEDIENWOCHE können Sie auch über Social Media folgen:
Facebook, Twitter, Xing und Linkedin.
Alle Rechte © 2024 MEDIENWOCHE
Ende Jahr tritt NZZ-Feuilletonchef Martin Meyer in den Ruhestand. Wenn es darum geht, in die grossen Debatten einzugreifen, dürfte sein Nachfolger René Scheu schneller bei der Hand sein
Der Plan, Markus Somm zum NZZ-Chefredaktor zu machen, war durchdachter als bisher bekannt. Der NZZ-Verwaltungsrat um Präsident Etienne Jornod hat nicht – wie bisher allgemein dargestellt – unbedarft und politisch blind gehandelt beim putschartigen Versuch, den «Basler Zeitung»-Chef und Blocher-Intimus Markus Somm als Chefredaktor der «Neuen Zürcher Zeitung» zu installieren.
Die Unverständlichkeit mancher Feuilleton-Texte ist nicht nur ein Problem des Schreibers, sondern auch des Rezipienten, der vermehrt nach schneller Erkenntnis sucht. Ein populäres Feuilleton wäre aber ein Widerspruch in sich.
Feuilletonisten pflegen hohe intellektuelle Ansprüche und drücken ihre Gedanken entsprechend komplex aus. Oft dient aber der pseudo-intellektuelle Jargon dazu, inhaltliche Schwächen zu überdecken. Dem Schwurbel auf der Schliche.
Die «Magazin»-Journalisten werfen sich ins Netz, das NZZ-Feuilleton gibt sich etwas lockerer und wagt Debatten, Rico Bandle bringt etwas Leichtigkeit in die Weltwoche. Eine leichte, frische Frühlingsbrise erfasst die Schweizer Feuilletons.
Seit 38 Jahren schreibt Martin Meyer für das Feuilleton der NZZ, seit über 20 Jahren als dessen Leiter – und dennoch ist er, ausser mit seinen Artikeln, in der Öffentlichkeit kaum präsent. Wer ist dieser Mann, der sich dezidiert für einen engen Kulturbegriff starkmacht und gerne aufs Altertum zurückgreift, um aktuelle Entwicklungen zu erklären?