Facebook versorgt den Stammtisch mit Crystal Meth
Das Netzwerk will emotionaler werden – angeblich, damit Nutzer dort „sinnvoll Zeit verbringen“. Dabei geht es Facebook um etwas ganz anderes.
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Das Netzwerk will emotionaler werden – angeblich, damit Nutzer dort „sinnvoll Zeit verbringen“. Dabei geht es Facebook um etwas ganz anderes.
Ohne Facebook gäbe es kein Tsüri.ch. Doch jetzt hat uns die Plattform an der Gurgel und liefert unsere Inhalte nicht mehr aus. Hier erklären wir wieso; und stellen dir Alternativen vor.
Der Medienmanager Wolfang Blau (Condé Nast) erklärt den Schritt von Facebook, Medieninhalte im Newsfeed zurückzustufen, unter anderem mit der erklärten Absicht Mark Zuckerbergs in China Fuss fassen zu wollen. Zu viel Journalismus sei für diesen Schritt nur hinderlich. Blau erinnert zudem daran, dass der Newsfeed ursprünglich gar nicht für die Verbreitung journalistischer Inhalte gedacht war, wie er bis heute im grossen Stil genutzt wird – nota bene lange Zeit von Facebook gefördert, weil kommerziell interessant. Trotz der angekündigten Massnahmen zum Nachteil der Medien, so Blau weiter, würden diese auch in Zukunft Facebook als einen von vielen Wegen zur Distribution der Inhalte nutzen.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg findet, es laufe zu wenig auf seiner Plattform, die Nutzer verhielten sich zu passiv. Das will er ändern. Denn Aktivität ist gut fürs Geschäft. Eine der Massnahmen betrifft Medien, die Artikel und Videos auf Facebook teilen. Da solche Inhalte passiv genutzt werden, sollen sie aus dem Newsfeed verbannt werden – es sie denn, sie werden von Freunden oder Verwandten geteilt. Facebook will seine Nutzer zu einem aktiveren Verhalten animieren. Martin Giesler vom Social Media Watchblog sieht in den angekündigten Massnahmen durchaus auch Chancen für die Medien: «Zwar wird es kurzfristig zu einigen Einschnitten kommen, gerade mit Blick auf den Traffic, mittelfristig aber könnte das News Feed Update journalistischen Anbietern durchaus helfen. Wenn künftig nicht auf Klick und Like optimiert wird, sondern darauf, sich eine loyale Community aufzubauen, dann wäre viel gewonnen.»
Facebook hat ein Update für den News Feed Algorithmus veröffentlicht, welches viele Facebook Seiten betreffen wird. Taktiken wie «Markiere einen Freund», «Kommentiere mit…», oder Reaction Votings werden zukünftig weniger organische Reichweite im News Feed erhalten.
Wieviele News (verstanden als journalistische Beiträge im weitesten Sinn) befinden sich unter den ersten zehn Beiträgen im Newsfeed von 400 zufällig ausgewählten Facebook-Nutzern? Shan Wang vom Nieman Lab hat dieses Experiment durchgeführt. Das Ergebnis: Die Hälfte der Nutzer sah in ihrem Newsfeed gar keine News, ein weiterer Viertel eine einzige. Nur bei einer Person waren mehr als die Hälfte der Beiträge Nachrichten. Warum das so ist, kann oder will Facebook nicht näher begründen. Mit den Ergebnissen des Experiments konfrontiert, weist das Unternehmen darauf hin, dass jedermanns Newsfeed «unique» sei und man sich darum bemühe, Inhalte anzuzeigen, die für die betreffende Person relevant seien.
In einigen Märkten stellt Facebook die Strukturen der Newsfeeds testweise komplett um. Die Reichweite der Seiten bricht mit dem Entdecker-Feed massiv ein.