von Lothar Struck

Buch: Leiser Abschied vom Journalismus

Der Journalismus interessiere sich immer weniger für Widersprüche und abweichende Meinungen, es zähle nur noch die richtige Haltung. Birk Meinhardt, einst preisgekrönter Reporter der «Süddeutschen Zeitung», dokumentiert seine Entfremdung von der einst geliebten Profession. «Wie ich meine Zeitung verlor» trifft den Nerv eines angeschlagenen Journalismus.

Birk Meinhardt war das, was man halb anerkennend, halb verächtlich eine «Edelfeder» nennt: ein Journalist bei einer grossen, überregionalen Zeitung mit publizistischem Einfluss und dekoriert mit dem einen oder anderen Preis. Meinhardt hat jetzt ein Buch geschrieben, erschienen im kleinen Verlag «Das Neue Berlin», einem Unternehmen der «Eulenspiegel Verlagsgruppe».

«Wie ich meine Zeitung verlor» lautet der pathetische Titel. Es ist ein Abschiedsbuch über das, was er unter Journalismus versteht. Der Untertitel «Ein Jahrebuch» soll das Prozesshafte dieser Entwicklung aufzeigen. Wie konnte es dazu kommen?

Sozialisiert wurde Meinhardt, 1959 geboren, in der DDR. Er war Sportredakteur bei der «Wochenpost», einer bunten Zeitung für «Politik, Kultur, Wirtschaft, Unterhaltung». Meinhardt war SED-Mitglied – nicht weil er musste, sondern aus Überzeugung. Wie bei vielen wuchsen auch bei ihm im Lauf der Zeit die Zweifel. Immerhin: Ende der 1980er Jahre durfte er auch Sportveranstaltungen im Westen besuchen.

Die Möglichkeit, stellvertretender Chefredakteur der «Wochenpost» zu werden, schlug er aus, weil er keine Lust hatte, die wöchentlichen Anleitungen der Partei seinen Mitarbeitern zu verkünden. Er fühle sich nicht geschaffen für die «Wiedergabe von Borniertheiten». Die Reaktionen waren deutlich: Er wurde von den Kollegen von nun an weitgehend ignoriert. Das geschah also, «wenn man nicht vollzog, was mit einem geplant worden war».

Nach der Wende begann Meinhardt über aussersportliches zu schreiben, ging über den Berliner «Tagesspiegel» zur «Süddeutschen Zeitung» als Reporter. In einer seiner ersten Reportagen schrieb er wenig Schmeichelhaftes über einen «Immobilienmann», dem «halb Westberlin gehört». Dieser stornierte daraufhin seine Anzeigen im Blatt im Wert von rund einer halben Million Mark. Meinhardt rechnete mit dem Schlimmsten. «Der kommt schon wieder», kommentierte sein Chef damals lakonisch. Meinhardt bekam 1999 den Egon-Erwin-Kisch-Preis, 2001 noch einmal den 2. Preis. Es gab Angebote, aber er blieb bei der «Süddeutschen Zeitung».

2004 begann er über die Deutsche Bank zu recherchieren und schrieb eine zweiteilige Reportage über das (Un-)Wesen des Investmentbankings, die Dominanz des «Zockens», die Risiken von zu geringer Eigenkapitalrendite von Banken. Aber die Reportage wurde nicht abgedruckt. Der Chef des Wirtschaftsressorts der Zeitung hatte ein Veto eingelegt.

Als die Chefredaktion der Süddeutschen seine Recherche über die Deutsche Bank nicht veröffentlichen wollte, fühlte sich Meinhardt an seine Zeit im DDR-Journalismus erinnert.

Meinhardt veröffentlicht die im Angesicht der sich vier Jahre später ereignenden Finanzkrise fast visionäre Reportage in seinem Buch. Und auch Ausschnitte des Mailverkehrs zwischen ihm und der Chefredaktion. Die beharrte auf Änderungen, die er nicht bereit war vorzunehmen. Am Ende, so sein Befund, standen Meinung gegen Meinung statt Argument gegen Argument. Zum ersten Mal erinnerte er sich an die Situation in der DDR.

Er widmete sich 2008 dem Schreiben eines Romans, was möglich war, weil ihn der Chefredakteur in Ruhe liess. Er fühlte sich als «Reporter a. D.» 2010 recherchierte er dann wieder. Diesmal zwei Fälle, in denen Rechte bzw. ehemalige Rechte für Straftaten verurteilt wurden, die sie gar nicht begangen hatten. Einmal gab es für den Angeklagten mehr als vier Jahre Haft, bevor sich seine Unschuld herausstellte. Meinhardt berichtete von dem Richter, der dieses Strafmass ausgesprochen hatte und der vorher unter erheblichen publizistischen Protesten zwei Mal mutmasslich rechtsradikale Angeklagte freigesprochen hatte. Die Reportage wird von der Chefredaktion nicht akzeptiert. Neonazis würden von einer solchen Reportage profitieren und könnten sie als «Testat» für ihre Unschuld nehmen. Meinhardt fühlte sich abermals an die DDR erinnert, wo unbequeme Wahrheiten unterdrückt wurden, weil sie dem «Klassenfeind» Munition liefern könnten.

Sein journalistisches Selbstverständnis ist ein anderes: «Die Realität, wenn es denn eine harte ist, muss geschildert werden, und diese Schilderung soll nicht weichgespült und schon wieder halb zurückgezogen werden durch allseits opportune Relativierungen. Wenn es denn weh tut, die Stücke zu lesen, liegt es nicht an den Stücken, sondern daran, was darin abgebildet wird.»

Meinhardt druckt auch diese Reportage in seinem Buch ab. Der Text ist ausgewogen, verharmlost nichts, es sei denn, man versteht Differenzierung bereits als Verharmlosung. Die Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung war 2010, so muss man heute feststellen, mit der Ablehnung des Textes der Entwicklung zehn Jahre voraus.

Zeitungen las er fortan nur noch unregelmässig, immer stärker mit einem Unbehagen.

Eine harmlose Reportage über den einzigen afghanischen Kosmonauten, der jetzt in Deutschland lebt und niedrigere Arbeiten verrichtet, kam durch. Meinhardt traf 2010 eine «Ruhensvereinbarung» mit dem Verlag für insgesamt fünf Jahre. Keine Reportagen mehr, nur noch Glossen. Ansonsten wieder Literatur. Die Verhandlungen mit dem Verlag seiner Romane (Hanser) erstaunen ihn: Man sagte ihm zu, dass nur das gedruckt wird, was er möchte. Das ist ein Unterschied zur Zeitung.

Sein belletristischer Erstling wurde ein Erfolg, bekam sogar einen Preis. Eine Rezension in «seiner Zeitung» gab es nicht, nur ein Text, den er als «Diffamierung» bezeichnet und der eine falsche Inhaltsangabe enthielt, die er dann später in einer anderen Zeitung ebenfalls entdeckte.

«Desillusionierung ist Fortschritt», sagte ihm ein Freund. Er weigerte sich, dies anzuerkennen. Aber 2012 kündigte er bei der «Süddeutschen». Zeitungen las er fortan nur noch unregelmässig, immer stärker mit einem Unbehagen. Er entdeckt zu häufig einseitige oder einfach nur unvollständige Darstellungen, das Weglassen, weil etwas nicht in das Bild des passt. Er echauffiert sich über einen Artikel in der «Zeit», der die deutsche Handballnationalmannschaft im rechten Milieu verortet, weil keine Migranten mitspielten. Und das in einem Blatt, in dem mit Giovanni di Lorenzo sein einstiger Mentor aus «Tagesspiegel»-Zeiten der Chefredaktor ist. Was heute zähle, sei eine bestimmte Haltung, nicht mehr die Wirklichkeit. Diese diene nur noch dazu, «die Teile zu reduzieren, die nicht zur Haltung passen, und dafür die Teile überzubetonen, die sich mit der Haltung decken.» Journalisten verhielten sich wie Eisenspäne, die einem Magneten folgen, beobachtet Meinhardt, «und wenn der Magnet, aus welchen Gründen auch immer, seine Lage verändert, folgen die Späne wieder, sie folgen».

Er will über das berichten, worüber niemand berichtet, weil es unbequem ist und schwierig zu recherchieren.

Aber er versuchte es noch einmal und traf 2017 eine Vereinbarung über drei, vier Texte mit der Chefredaktion der «Süddeutschen». Er will über das berichten, worüber niemand berichtet, weil es unbequem ist und schwierig zu recherchieren. Man machte eine Ausnahme, da eigentlich nur noch festangestellte Mitarbeiter Reportagen schreiben dürfen. Er begann mit einer Recherche über die amerikanische Airbase Ramstein in Deutschland. Von hier aus werden die Drohnenkriege der USA ermöglicht; rein technisch dient Ramstein als Relaisstation für die Drohnenpiloten, die in den USA sitzen. Es gab vereinzelt Protest. Ein 80-jähriger Rentner, ein Abgeordneter der «Linken», Friedensaktivisten. Das deutsche Grundgesetz, so ihre Argumentation, verbietet, dass von deutschem Boden völkerrechtswidrige Kriegsmassnahmen ausgehen. Und Ramstein liegt in Deutschland und ist kein exterritoriales Gebiet.

Auch diese Reportage ist im Buch abgedruckt. Ja, sie hat «Schlagseite», das findet nicht nur die Chefredaktion, sondern auch Meinhardt selber. Er versuchte Stellungnahmen von amerikanischen Vertretern zu erhalten. Von deutschen Politikern, dem Verteidigungsministerium. Alle blockierten. Selbst ihre Absagen solle man nicht namentlich zitieren. Meinhardt schrieb ironische Antwortmails auf die Informationsverweigerung. Keine Reaktionen. Wo soll er die Ausgewogenheit hernehmen? Will man den damaligen amerikanischen Präsidenten, Barack Obama, und das transatlantische Verhältnis schonen?

Schliesslich bekommt er einen niederschmetternden Bescheid: Nicht nur, dass die Reportage nicht veröffentlicht werden würde. Er durfte «aus juristischen Gründen» ab diesem Moment nicht mehr für die Zeitung schreiben. Welche juristischen Gründe das sind, weiss er bis heute nicht.

Man spürt in Meinhardts Buch immer noch die Verlorenheit, das Fassungslose, über das, was sich in den letzten dreissig Jahren im Journalismus vollzogen hat. Besonders empört zeigt er sich, als er nach dem Mord in Chemnitz vom Sommer 2018 in «seiner» Zeitung nur die Schilderung der Ereignisse nach dem eigentlichen Verbrechen, die sogenannten Hetzjagden, thematisiert findet. Die Ursache für die Eskalationen, die Tötung eines 23-jährigen Deutschen durch einen Asylbewerber, wird, so Meinhardt, mit keinem Wort erwähnt. Man konzentrierte sich lediglich auf die Instrumentalisierung der Tat durch rechte Gruppen.

Meinhardts Furor, der sich in eine immer kleinteiligere Empörung steigert, ist berechtigt.

Wann hatte sich der Journalismus gewandelt? Meinhardt erinnert sich an 1999, als ihm der Leserbriefchef der «Süddeutschen Zeitung» sagte, er sei angewiesen worden, ein bisschen ausgewogener die Meldungen in Bezug auf den Kosovokrieg der NATO zu bringen. Er schlägt im Archiv nach: Im redaktionellen Teil war man ausnahmslos für die kriegerische Intervention (die nicht von den Vereinten Nationen gebilligt war). USA-devote Bellizisten gaben den Ton an. Die Leserbriefe waren zunächst fast alle gegen den NATO-Bombenkrieg in Jugoslawien. So wollte man einen Ausgleich zur unausgewogenen Berichterstattung schaffen. Später dann war man auch hier um Gleichheit bemüht.

Der Ausflug in die Vergangenheit, den Meinhardt hier unternimmt, zeigt: Seine Idealisierung ist fehl am Platz. Jedes politische Medium folgt seit jeher einer redaktionellen Linie. Das bedeutet nicht, dass abweichende Meinungen niemals zu Wort kommen. Aber sie dienen häufig nur als Feigenblätter, werden in hinteren Regionen eines Blatts abgedruckt oder spät abends im Fernsehprogramm in einem Spartensender versteckt. Meinhardts Furor, der sich in eine immer kleinteiligere Empörung steigert, ist berechtigt. Aber er ist mitnichten nur ein Zeichen unserer Zeit. Artikel, die durchsetzt sind mit Tendenzen, Einseitigkeiten und persönlichen Präferenzen des Journalisten, gab es schon immer.

Legendär ist der fast schon kindische Hass des «Spiegel»-Gründers und Herausgebers Rudolf Augstein auf den früheren Bundeskanzler Konrad Adenauer.

Beispielweise beim «Spiegel». Das deutsche Nachrichtenmagazin mit dem Anspruch, zu «sagen, was ist», führte in seiner Geschichte häufig boulevardeske und verbissenene Kampagnen gegen bestimmte politische Politiker und Parteien. Legendär ist der fast schon kindische Hass des Gründers und Herausgebers Rudolf Augstein auf den früheren Bundeskanzler Konrad Adenauer («Der Alte muss weg!») und seinen zeitweiligen Verteidigungsminister Franz-Josef Strauss. In den 1980er Jahren war durchgängig neben der Politik auch die Person des Kanzlers Helmut Kohl Gegenstand von Spott und Häme. Diese Form der Obsession in Bezug auf eine Person trübt den analytischen Blick. Man kann dies beim «Spiegel» bis heute an den teils bizarr überzeichneten Covers zu Donald Trump sehen, die man, wenn überhaupt, bei einem Boulevard-Medium erwarten würde.

Ein anderes Beispiel bietet die «Frankfurter Allgemeine Zeitung». Die «Zeitung für Deutschland» verfolgte in den 1990er Jahren bei der Berichterstattung um die jugoslawischen Sezessionskriege eine streng pro-kroatische Linie, vorgegeben durch den damaligen Mitherausgeber Johann Georg Reissmüller. Alleine in den Jahren 1990 und 1991 hatte Reissmüller «fast 130 Reportagen, Glossen und Leitartikel» mit dieser eindeutigen Tendenz verfasst. Nachträglich blickte die FAZ mit Stolz darauf zurück, dass man erfolgreich auf die politischen Entscheidungsträger eingewirkt hatte, Kroation schnellstmöglich diplomatisch anzuerkennen.

Bis heute positionieren sich Medien politisch. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» und die «Welt» gelten als eher konservativ, die «Süddeutsche Zeitung» und der «Spiegel» werden deutlich links-liberal eingeschätzt. Publikationen wie die «Tageszeitung» oder das «Neue Deutschland» machen aus ihrer Linkslastigkeit kein Geheimnis. Gleichzeitig sind die Blätter aber auch bemüht, auch ihren Forumscharakter zu betonen; wir sind offen für alle.

Liegt die Zukunft des Journalismus darin, dass bestimmte Inhalte und Meinungen systematisch ausgeblendet werden?

Inzwischen gibt es sogar Stimmen, die von der zumindest theoretischen Möglichkeit des Meinungspluralismus Abschied nehmen und bestimmte Ansichten aus den Medien verbannen wollen. In diese Richtung weist etwa der von einigen aktivistischen Kolumnisten gelobte Text von Philipp Oehmke auf «Spiegel Online» von Mitte Juni, der ausdrücklich befürwortete, dass bestimmte Inhalte und Meinungen nicht mehr publiziert werden sollen. So goutiert Oehmke ausdrücklich, dass ein leitender Redakteur der «New York Times» demissionieren musste, weil er auf der Meinungsseite eine polarisierende und gegen die «Blattlinie» gerichtete Sicht auf die Einsätze von Soldaten bei den Black-Lives-Matter-Unruhen in den USA vertrat. Der Austausch von Argumenten in den Medien wird damit dezidiert abgelehnt. Gleichzeitig wird damit den Rezipienten die Fähigkeit abgesprochen, sich anhand der vorhandenen Informationen selbstständig ein Bild zu machen.

Denkt man den propagierten «Haltungsjournalismus» konsequent zu Ende, dann würde eine Hand voll Journalisten bestimmen, welche Themen überhaupt medial erwähnt und damit zur Diskussion gestellt werden. Damit einher geht die Dämonisierung des Internets als Quelle von «Hass» und «Hetze». Nur der Journalismus sei in der Lage, dies einzuordnen. Aber wie soll eine solche Einordnung stattfinden, wenn «Haltung» statt Wahrhaftigkeit in den Nachrichten dominieren? Wer bestimmt, was Hass, was Hetze ist? Und was passiert, wenn bestimmte Nachrichten unterdrückt würden, nur weil man damit eventuell Beifall von der falschen Seite erhielte?

Bestenfalls gibt es für eine abweichende oder ergänzende Ansicht nur noch maximal den separaten Text. So werden beide Seiten zufriedengestellt, ohne dass sie mit dem anderen Standpunkte konfrontiert würden. Es geht nur noch um Selbstvergewisserung. Dialog oder eine dialektische Auseinandersetzung mit dem Anderen ist unerwünscht.

In seinem Buch nennt Meinhardt keine Namen. Weder von denen, die er kritisiert, noch von seinen Förderern. So muss man sich alles ergooglen und man fragt sich warum.

Meinhardt dokumentiert einen leisen Abschied von einem Ideal, das es vielleicht so nie gegeben hat. Gegen Ende des Buchs wird er ein bisschen beckmesserisch; seine Kritik an der Russland-Berichterstattung in deutschen Medien überzeugt nicht durchgängig. Er bleibt jedoch stets besonnen und in einem Punkt beweist er trotz aller Kritik einen merkwürdigen Korpsgeist: Er nennt keine Namen. Weder von denen, die er kritisiert, noch von seinen Förderern. So muss man sich alles ergooglen und man fragt sich warum.

In der Mitte des Buches erwähnt Meinhardt den Begriff des Leitmediums, der ihm bisher nie besonders aufgefallen war. Er gibt ihm eine neue Bedeutung: «Jetzt denke ich mir, der Folgsame ist doch Teil der Leitmedien, und sein Kollege ist es auch, einer leitet den anderen, und zusammen leiten sie die Leser und nehmen sie mit in ihre verdrehte Welt, ist das der Inhalt des Begriffs?» Ja, so könnte es inzwischen sein: Leitmedien leiten nicht den Diskurs der Nachrichten, sondern über die gefilterten Inhalte den Leser. «Haltungsjournalisten» erklären, was richtig und falsch ist. Und sie machen noch nicht einmal einen Hehl daraus.

Birk Meinhardt, Wie ich meine Zeitung verlor – Ein Jahrebuch, 144 Seiten, Das Neue Berlin, 2020. ca. 15 Euro

Leserbeiträge

Eric Fricke 07. Juli 2020, 16:57

Ich finde es eine Unsitte, Bücher zu besprechen, die noch gar nicht in Deutschland lieferbar sind, weder bei Amazon noch im Buchhandel, ich warte schon seit letzter Woche, als es im BR besprochen wurde, auf die Lieferung, denn die Leseprobe las sich ganz gut. Andererseit: nach dieser mehr als ausführlichen Rezension muss man vielleicht auch das Buch nicht mehr lesen, man weiß ja im Grunde schon alles.

 

Lothar Struck 07. Juli 2020, 19:05

Herr Fricke, Sie irren doppelt. Zum einen ist das Buch bei Amazon (und auch sonst) lieferbar. Zum anderen lohnt sich die Lektüre sehr wohl.

Peter Meier 09. Juli 2020, 00:17

Der Wahrheitsgehalt und die Meinungsmache der Zeitungen waren früher nicht besser, Herr Birk Meinhardt ist wohl nur langsam in seinem Leben klüger geworden um es verstärkt zu bemerken. Und das, obwohl er mitten drin saß.

Leser wissen das und kaufen/lesen vor allem die Zeitungen, die der eigenen Meinung entsprechen, sie bestätigen, und Zeitungen leben davon, dem Leser zu liefern was er haben will. Die Wahrheit bleibt dabei auf der Strecke, es bildet sich vor allem eine Meinungsblase. Die ist aber auch nicht grösser als früher.

Heute hat man dank Internet Zugriff auf viele unterschiedliche Zeitungen und damit Meinungsausrichtungen, wenn die Zeitungen sich nicht hinter eine Bezahlschranke verbergen. Damit verbreitert sich der Blick, man kommt der Waqhrheit näher, muss aber auch ins Ausland schauen, denn bei vielen Themen ist man innerhalb eines Landes der Mainstream-Propaganda ausgesetzt.

Viele Leser laufen den Journalisten auch daher weg, weil schlecht recherchierte Artikel nicht lesenswert sind, mit grösserem Angebot steigt auch der Anspruch, mit breiterem Meinungsspektrum steigt der Anspruch auf Wahrheiten.

K.D. Mueller 04. August 2020, 10:59

„Heute hat man dank Internet Zugriff auf viele unterschiedliche Zeitungen und damit Meinungsausrichtungen,“

Eben nicht.

Internet ja, aber nicht die Seiten von Zeitungen. Eher Danisch, Klonovsky, Publico, Neues Westfernsehen, Rubicon, Sciencefiles, etc…

Walther Erb 09. Juli 2020, 16:20

Meinhardt veröffentlicht die im Angesicht der sich vier Jahre später ereignenden Finanzkrise fast visionäre Reportage in seinem Buch. Und auch Ausschnitte des Mailverkehrs zwischen ihm und der Chefredaktion.

Kann gar nicht verstehen, wie es angesichts solchen Kommunikationsgebarens zu einem Zerwürfnis kommen konnte.

Alex Schneider 14. Juli 2020, 08:33

„Der Zeitgeist, kein Zweifel, geht in Richtung Aktivismus-Journalismus. Wenn das vermeintlich Böse wie das vermeintlich Gute nicht mehr aus kritischer Distanz betrachtet wird, dann wird aus der publizistischen Mission eine politische Mission.“ (Kurt W. Zimmermann in Weltwoche 44/2019, 31.10.2019)

Karl 14. Juli 2020, 15:50

»Meinhardt dokumentiert einen leisen Abschied von einem Ideal, das es vielleicht so nie gegeben hat.« – Es steckt übertrieben viel Konkretes in diesem Satz. Müsste es nicht besser »… das es eventuell meiner Meinung nach vielleicht so nie gegeben haben könnte, andererseits auf eine andere Art und Weise vermutlich aber schon« heißen?

Klaus D. Mueller 04. August 2020, 10:53

Beim Stichwort „Leitmedien“ hatte ich sofort das Bild einer Schafherde (mit einem Leithammel) vor Augen. Sachen  gibt’s…

Nicht zu vergessen:

Danke für den Artikel, hier bei uns in D. hat’s sowas in der ’seriösen‘ Presse nicht mehr.