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Der Murks mit der Medienpolitik

Der Murks mit der Medienpolitik

Wer wissen will, woher der betrübliche Zustand der heimischen Medienlandschaft rührt, liest mit Gewinn den kurzen historischen Abriss zu den letzten vierzig Jahren Medienpolitik und -entwicklung in der Schweiz von Urs Meier im Journal 21. Kundig und faktenreich zeichnet Meier den Gang einer «gut eidgenössischen Pflästerlipolitik» nach, die den Umgang mit den Medien seit je her kennzeichnet. Chancen für einen grossen Schritt nach vorn liess man links liegen. Etwa dann, als ums Jahr 2000 den Privaten der Spielraum hätte zugestanden werden können für eine freie Entfaltung auf dem Markt, bei einer gleichzeitigen kommerziellen Zurückbindung der SRG. «Das Vorbild hierzu gab es längst: das britische Modell mit BBC und Privaten», schreibt Meier. Aber: «Wie bekannt, kam es anders.» Es folgte ein Murks nach dem andern. Ein überfrachtetes Radio- und Fernsehgesetz, eine unsoziale Haushaltabgabe und jetzt «No Billag». Meiers Bilanz: «Die Medien sind wahrhaftig zu wichtig, um politisch auf diesem Niveau traktiert zu werden.»

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«SRF hat ein Macker-Problem!»

Eine Frau an die Spitze – oder der Bundesrat müsse «intervenieren»: SP-Ständerätin Anita Fetz (61) und CVP-Frauenpräsidentin Babette Sigg Frank (55) ist die männliche Dominanz in der SRG-Teppichetage ein Dorn im Auge. Als Nachfolger von Ruedi Matter müsse jetzt zwingend eine Frau eingesetzt werden.

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Gründet ein, zwei, viele Zeitungsklubs!

Ein Ökonomieprofessor rennt offene Türen ein: Bruno S. Frey findet, es brauche «neue Ideen», um das Geschäft der Zeitungen zu sichern. Was er dann formuliert, ist so neu nicht. Frey schlägt vor, Klubs zu gründen für das Zeitungspublikum: «Die Klubmitglieder entrichten einen substanziellen jährlichen Beitrag. Dafür erhalten sie jedes Jahr eine unverkäufliche Aktie der Zeitung. Sie werden Mitbesitzer.» Klingt ganz nach dem Modell der «Republik». Aber die nennt Frey nicht. Auch den «Guardian» erwähnt er nicht, der schon länger ein Klubmodell eingeführt hat. Natürlich hat der Professor deswegen nicht unrecht mit seiner Idee. Aber seine Überlegungen wären wohl etwas fundierter ausgefallen, wenn er sich an der real existierenden Praxis orientiert und nicht nur frei drauflos formuliert hätte.

Facebook wird einen Werbeboykott locker wegstecken

Facebook lebt von der Werbung. Wer mit möglichst wenig Streuverluste seine Zielgruppe ansprechen will, findet hier eine ideale Plattform. Darum fliessen jährlich hunderte von Millionen Dollar auf das Konto von Facebook. Im vergangenen Jahr erzielte der Blaue Riese einen Werbeumsatz von fast 40 Millarden Dollar. Als Reaktion auf den Datenskandal haben nun grosse Kunden ihre Werbung auf Facebook eingestellt – zumindest vorübergehend, wie Kathrin Werner, Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung, aus New York berichtet. Einen nachhaltig negativen Einfluss auf den Geschäftsgang von Facebook dürfte ein solcher Werbeboykott allerdings kaum haben. Die Effizienz in der Kundenansprache, wie sie Facebook (und auch Google) bieten, ist praktisch alternativlos. «Es wäre für Firmen kompliziert und teuer, ihre Jeans, Autos oder Shampoos ohne das Internet-Duopol bekannt zu machen», schreibt Werner.

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10 Thesen über die Zukunft des Online-Marketings

Wie wird Online-Marketing in fünf oder zehn Jahren aussehen? t3n hat auf dem OMR-Festival mit Branchenexperten gesprochen und zehn Thesen zur Zukunft des Online-Marketings zusammengetragen.

Deutschland sucht die Super-Mediathek

Allmählich dämmert es auch dem letzten Medienmanager, dass die Abhängigkeit von grossen, internationalen Plattformen wie Facebook und Google für das eigene Geschäft grosse Risiken birgt. Aber was tun? In Deutschland macht derzeit die Idee die Runden, wonach der öffentlich-rechtliche Rundfunk zusammen mit privaten Verlagen eine Art «Super-Mediathek» schaffen könnte. Ins Spiel gebracht hatte den Plan der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm. Inzwischen hat sich auch Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner dazu geäussert: «Dieser Vorschlag ist interessant und diesem Vorschlag wohnt auch eine absolut richtige Idee inne», sagte Döpfer kürzlich. Einer Realisierung stehen indes hohe technische und rechtliche Hürden im Weg. Allerdings, schreibt Daniel Bouhs auf Deutschlandfunk.de, wäre jetzt der passende Moment, ein solches Projekt anzugehen. «Der anhaltende Skandal um den Datenabfluss bei Facebook – er wird das Bedürfnis nach einer Emanzipation von den US-Plattformen gewiss noch einmal verstärken.» In der Schweiz hegt die SRG ähnliche Pläne. Konkret steht die Offerte an die Privatradios im Raum, eine gemeinsame Plattform zu schaffen.