«Spiegel» hätte Relotius wohl schon 2017 stoppen können
Bereits 2017 waren beim «Spiegel» hausintern massive Widersprüche in einer Reportage von Claas Relotius aufgefallen. Doch die Hinweise von Kollegen blieben folgenlos.
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Bereits 2017 waren beim «Spiegel» hausintern massive Widersprüche in einer Reportage von Claas Relotius aufgefallen. Doch die Hinweise von Kollegen blieben folgenlos.
Ja, klar, es hat was reflexhaftes, wenn wir als Medienjournalisten unmittelbar nach einem Ereigniss wie das gestern in Halle die Arbeit der Medien kommentieren.Andererseits scheint es doch eine gewisse Entwicklung zu geben, was die mediale Begleitung solcher Ereignisse – oder sollte man es die mediale Jagd nach der Neuigkeiten nennen? – betrifft.
Wenn Medien entscheiden, wie sie über die AfD berichten, muss ihnen klar sein, dass sie einen demokratischen Auftrag haben. Deswegen schlagen wir neue Regeln für den Pressekodex vor.
Der «Spiegel»-Fälschungsskandal entfachte die Diskussion darüber, ob Fakten und Realität mit Erzählung und Unterhaltung überhaupt kompatibel sind
Es war einer der grössten Medienskandale in Deutschland: Spiegel-Reporter Claas Relotius hatte im grossen Stil Reportagen gefälscht. Entlarvt wurde er durch seinen Reporter-Kollegen Juan Moreno. In seinem neuen Buch und im «Tagesgespräch» schildert Juan Moreno die ganze Geschichte.
In diversen Presseerzeugnissen erscheinen Anzeigen, die kaum von redaktionellen Beiträgen zu unterscheiden sind. Die Medienhäuser bewegen sich damit in riskanten Grauzonen.
Der Skandal um Claas Relotius, der dem «Spiegel» und vielen anderen Medien gefälschte Geschichten unterjubelte und der zum Star der Branche wurde, ist ein Lehrstück. Es handelt von der Manipulationsanfälligkeit des Menschen.
Der Journalist Juan Moreno, der den Fälschungsskandal um Claas Relotius beim Spiegel aufdeckte, hat ein Buch über seine Erlebnisse geschrieben. «Tausend Zeilen Lüge – das System Relotius und der deutsche Journalismus» ist spannend, aber nicht voyeuristisch, klug, aber nicht besserwisserisch.