Nach dem Relotius-Skandal: Die Reportage in der Krise
Der «Spiegel»-Fälschungsskandal entfachte die Diskussion darüber, ob Fakten und Realität mit Erzählung und Unterhaltung überhaupt kompatibel sind
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Der «Spiegel»-Fälschungsskandal entfachte die Diskussion darüber, ob Fakten und Realität mit Erzählung und Unterhaltung überhaupt kompatibel sind
Es wäre in der Debatte über die Folgen der Spiegel-Affäre schon etwas gewonnen, wenn es anstelle der angestrengten Suche nach dem jeweils neuesten Leitmedium um die Fragen ginge, was Informationen sind, wie sie gewonnen und bewertet werden. Was der geneigte Leser aus ihnen macht, wird ohnehin nicht in den Redaktionen entschieden.
Die Texte von Claas Relotius lügen über die Welt, die er beschrieb, sagen aber auch Wahrheiten über jene Welt, für die er schrieb.
Der Presserat hat eine Beschwerde gegen einen Artikel des SonntagsBlick gutgeheissen. Aussagen im Titel müssen auch belegt werden, so der Presserat im Entscheid.
Unter dem Hashtag #sagenwasist erzählen Reporter, wie sie zu Manipulationen an Texten gedrängt wurden. Für manche ist die Debatte deshalb scheinheilig.
Im Journalismus gibt es das fatale Bedürfnis, die Wirklichkeit erzählerisch passend zu machen. Solche Texte wollen nicht aufklären, sondern Trost spenden.
Wir brauchen mehr, nicht weniger Reportagen! Denn ohne erzählerische Mittel kann es eine erhellende Darstellung von Wirklichkeit gar nicht geben.
Der Kriegsreporter Wolfgang Bauer, Auslandsexperte der «Zeit», über den Fall Claas Relotius