Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Im Kanton Schwyz sind die Leute ihrer Lokalzeitung treu. Der Chefredaktor weiss, warum. Auch darum: «In der Redaktion halten sich Männer und Frauen, jung und alt, akademisch oder nicht akademisch ziemlich genau die Waage. So bleibt die Themenpalette breit, die Ideen versiegen nie.»
Jürg Gohl gibt die Chefredaktion der «Volksstimme» ab. Der Sissacher, der sich selber als «Malocher» bezeichnet, tritt kürzer – die Gesundheit macht nicht mehr mit. Was bleibt nach über drei Jahrzehnten Journalismus? Die Geschichten am Rande!
Die von russischen Kreisen betriebene Kampagne zur Verunsicherung und Destabilisierung der amerikanischen (Medien)öffentlichkeit machte sich auch das weiterhin grosse Vertrauen in Lokalmedien zu Nutze. So stammten 48 Twitter-Accounts, die den Anschein erweckten, Lokalzeitungen zu repräsentieren, aus der bekannten «Troll-Fabrik» Internet Research Agency in St. Petersburg. Twitter hat sie inzwischen gelöscht. Es handelte sich dabei quasi um «Schläfer-Konten», die bisher nur unverdächtige Lokal-News veröffentlicht haben, aber später für propagandistische Zwecke hätten eingesetzt werden können.
Wenn der Journalismus eine Zukunft hat, dann im Lokalen. Aber nicht einfach so. Der Medienwandel ist überall spürbar. Welche Voraussetzungen künftiger Lokaljournalismus erfüllen muss, haben 13 Chefredaktoren und Redaktionsleiterinnen aus Deutschland, Belgien und der Schweiz in zehn Thesen formuliert. Vieles klingt vertraut und zeitlos. Das geht von Faktentreue über die richtige Äquidistanz zum Gegenstand der Berichterstattung über strikte Trennung von Fakten und Kommentar. Erstaunlich: Digitale Kommunikation, Internet und Social Media finden keine explizite Erwähnung und sind wohl als Querschnittsthemen einfach mitgemeint. Ob das reicht?
Dass sich der Zustand der Medien auf das Funktionieren der politischen Prozesse auswirkt, zeigt eine aktuelle Studie der Uni Zürich: Je tiefer die Auflage der lokalen Zeitungen und je weniger die Medien über lokale Politik berichten, desto tiefer die Wahlbeteiligung. Für den Autor der Studie, den Politikwissenschaftler Daniel Kübler, ist darum klar: «Der Wandel im Mediensystem birgt Gefahren für die politische Partizipation auf lokaler Ebene und damit für die Demokratie.» Kübler fordert darum, dass nicht-kommerzielle Akteure wie Stiftungen, Parteien oder lokale Behörden vermehrt aktiv werden sollten und neue, journalistische Nachrichtenangebote schaffen. Wobei man sich damit gleich das nächste Problem einhandelt: Wie unabhängig können behördenfinanzierte Medien informieren?
Max Eichenberger arbeitet seit 1975 als Journalist, zuletzt fast zwanzig Jahre lang als Lokalredaktor bei der «Thurgauer Zeitung». Anlässlich seiner Pensionierung blickt Eichenberger im Interview mit seiner Zeitung auf mehr als 40 Jahre Journalismus zurück und sagt Sachen, die aus heutiger Sicht doch überraschen: «Für den ersten Computer habe ich Anfangs der 1980er-Jahre 16’700 Franken bezahlt und nochmals 4000 Franken für den Drucker, der eine Seite pro Minute ausspuckte.» In jüngeren Jahren arbeitete Eichenberger als freier Journalist: «Finanziell ging die Rechnung lange auf. Die Zeitungsvielfalt war gross. Ich hatte Abnehmer in der ganzen Schweiz. Der Konzentrationsprozess bei den Verlagen zwang mich schliesslich dazu, auf die Redaktion zu wechseln.»
Benjamin Piel, künftiger Chefredaktor vom «Mindener Tageblatt», plädiert für einen Lokaljournalismus «mit weitem Blick». Darin sieht er eine Möglichkeit, um gegen den Vertrauensverlust anzugehen, der auch Folge eines bevormundenden Journalismus sei. «Wer Lügenpresse ruft, ruft ein dummes Wort, das womöglich aus dem nicht so dummen Eindruck berechtigt zu sein scheint, dass Journalisten statt Menschen zu qualifizierten Entscheidungen und einem erwachsenen Blick auf vielfältige Facetten zu befähigen, ihnen Entscheidungen abnehmen wollen.»
Eine Perle des Lokaljournalismmus, allein schon der Titelzeile wegen: «‹Scheisser von Heuchelheim› gefasst». Es geht nicht etwa um Hunde, sondern um Männer, die ihre Notdurft in aller Öffentlichkeit verrichten. Bis der Wiederholungstäter gefasst werden konnte, brauchte es aber schon «ein hartes Stück Ermittlungsarbeit – inklusive Fahndung im Gemeindebrief und Stuhlprobe». Doch damit ist Heuchelheim sein Scheissproblem nicht los. Bereits verkoten Nachahmungstäter den öffentlichen Raum. Wir sind gespannt auf die Fortsetzung der Berichterstattung in der Hessenschau.