Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Politische Satire ist längst mehr als nur Komik. Sie spitzt zu, polarisiert und gewinnt immer mehr an Einfluss. Welche Bedeutung hat politische Satire heute? Das erzählt das Who is Who der Szene, exklusiv in dieser Miniserie.
Nur bei einem Dokumentarfilm über den nächsten Nuklearkrieg hat unsere TV-Kolumnistin Joëlle Weil weniger gelacht als bei «Late Update» von Michael Elsener.
Die beiden Satiriker Michael Elsener und Dominic Deville stehen mit ihren Sendungen ab Sonntag im Rampenlicht auf SRF. Der fleissige Elsener gilt als sicherer Wert. Deville ist ein Risiko – und daher umso interessanter.
Das «vernünftigste Magazin der Welt» ist zur Vernunft gekommen. Bei nur noch 12’000 verkauften Exemplaren wird «MAD» eingestellt. Damit bleibt für Leser die Frage aller Fragen unbeantwortet.
Es kann eigentlich nur Satire sein. Wie anders lässt sich sonst erklären, dass ein gewesener Tages-Anzeiger-Chefredaktor und aktuell als Politikredaktor bei «Watson» beschäftigter Journalist, einen «Aura-Analytiker» zum Schicksal von Donald Trump befragt? Der Hellsichtige, ein Schweizer, der in Südamerika lebt, darf dann Banalitäten von sich geben, wie: «Eine meiner Voraussagen zur Amtszeit von Trump war, dass sie das amerikanische Justizsystem sehr stark beeinflussen werde.» Das kann natürlich nur jemand vorhersagen, der Trumps Aura sieht… So überrascht es nicht, dass das Publikum irritiert auf dieses unfreiwillig komische, aber gar nicht lustige Interview reagiert. In den Kommentaren fragt man sich, ob der Autor das Gefäss verfehlt habe. Schliesslich führt «Watson» auch einen Sektenblog. Andere wieder sehen das «Allzeittief» des Autors erreicht.
Der deutsche TV-Satiriker Jan Böhmermann mischt sich regelmässig und gerne in politische Debatten ein. Mit der Veröffentlichung eines sogenannten «Hassreports» ging er nun allerdings einen Schritt zu weit. In dem 129-seitigen Papier dokumentierte die von Böhmermann initiierte Netzbewegung «Reconquista Internet» exemplarisch fünfzig «Schmutz-Tweets» und Hassnachrichten. Doch darin finden sich auch Wortmeldungen, die durch die Meinungsfreiheit gedeckt sind. «Es werden Namen und Profilbilder von Menschen verbreitet, die nur eine Meinung, frei von jeglicher strafrechtlicher Relevanz, kundtun», schreibt dazu die Netzinitiative «Hooligans Gegen Satzbau», die mit Satire und Ironie besonders menschenverachtende und nationalistische Aussagen im Netz aufgreift, im Kern also das gleiche Ziel verfolgt, wie Böhmermann es angeblich tut.
Ein Zuschauer des Schweizer Fernsehens SRF beschwerte sich bei der Ombudsstelle über die Verwendung des Begriffs «Wichser» in einer Talk-Sendung zur Fussball-WM im vergangenen Sommer. Der Satiriker Renato Kaiser bezeichnete damals den Fussballer Cristiano Ronaldo mehrfach als solchen. Das ging den Verantwortlichen von SRF zu weit, sie entschuldigten sich dafür. Und auch Ombudsmann Roger Blum zückt die Rote Karte. Was aber macht der Gerügte? Renato Kaiser wäre nicht Renato Kaiser, wenn er nicht in seiner ihm eigenen Art noch eins draufsetzen würde – und sich wortgewaltig bei den Wichsern entschuldigt.