Autor

Nick Lüthi

Die einzige Knastzeitung, die nicht zensiert wird

In der Berliner Justizvollzugsanstalt Tegel geben die Gefangenen seit 50 Jahren den «Lichtblick» heraus. Die Zeitung versteht sich als Sprachrohr der Inhaftierten. Je länger jemand eine Strafe verbüsst, desto besser für die Mitarbeit beim Blatt: «Wir legen in der Redaktion Wert auf lange Strafen, weil die Einarbeitungsdauer auch sehr lange dauert. Es macht wenig Sinn, wenn jemand nur ein halbes Jahr hier ist», sagt ein «Lichtblick»-Mitarbeiter, der wegen Mordes einsitzt. Eine Zensur gibt es nicht. Die Anstaltsleitung bekommt die Zeitung erst auf den Tisch, wenn sie gedruckt ist. Sophia Münder berichtet im Medienmagazin ZAPP über das einzigartige Medienprojekt.

«Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir in der Schweiz zehn Jahre hinterherhinken»

Die Medienwissenschaftlerin Corinne Schweizer plädiert dafür, dass auch Youtube-Kanäle von einer künftigen Gesetzgebung über elektronische Medien erfasst werden. Mit Blick auf die heutige Nutzung wäre es nur konsequent, auf sämtliche Medienangebote die gleichen Regeln anzuwenden. Sonst überlasse man «es Facebook, Google und YouTube allein, über ihre Nutzungsbedingungen und ‹Gemeinschaftsregeln› Grenzen zu setzen und diese auch durchzusetzen. Das ist für mich, angesichts der heutigen Mediennutzung ein wenig bedenklich.» Schweizer verweist in dem Zusammenhang auch auf entsprechende Regulierungen im EU-Raum. Sie habe manchnmal das Gefühl, «dass wir in der Schweiz gut 10 Jahre hinterherhinken mit unserer Mediengesetzgebung.»

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Daniel Ryser: «Roger Köppel ist kein strategischer Mensch»

Die Idee einer Biographie über Roger Köppel liess Daniel Ryser auch nicht fallen, als sich Köppel zuerst weigerte, mit ihm zu sprechen. Wer ist dieser hartnäckige Reporter, der eine Lehre als Zigarrenverkäufer machte, sich als Rapper versuchte und zum «Journalist des Jahres» gewählt wurde?

Zeit sparen mit zehn Fingern

Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis wir auch längere Texte mittels Spracheingabe erfassen. Vorläufig bleibt aber der einfachste Weg die Tastatur. Und am schnellsten geht es mit dem Zehnfingersystem. Martin Weigert hat der «völlig unterschätzten Superkraft» eine Kolumne in t3n gewidmet: «Es steht ausser Frage, dass die in das Erlernen des Zehnfingersystems geflossene Zeit angesichts des vergleichsweise geringen Aufwands und der weitreichenden Auswirkungen auf die Produktivität eines der vermutlich besten Investments in die persönliche Entwicklung darstellt, das man seit dem Beginn des Informationszeitalters tätigen konnte.»

Über das schwierige Verhältnis von Journalismus und populistischer Politik

Eigentlich geht es nicht zusammen: Medien, die sich bemühen, faktentreu zu berichten und ein Teil des Publikums, der sich um Fakten schert und seine «Wahrheit» für die einzige richtige Hält. Der österreichische Journalist und ORF-Moderator Armin Wolf hat sich zu diesem schwierigen Verhältnis Gedanken gemacht. Er fragt: Wie erreichen wir diese Menschen noch mit seriösen Medien? Antwort kennt Wolf keine. Nur Erklärungen. Befeuert würde die «alternative», faktenferne Sichtweise auf die Welt von Politikern, wie Heinz-Christian Strache in Österreich oder Donald Trump in den USA, von dem die New York Times jüngst schrieb: «Ein Präsident, der nicht nur ein Recht auf seine eigene Meinung haben will, sondern auch auf seine eigenen Fakten.» Ja, was tun? Wolfs Appell klingt ebenso richtig, wie auch einigermassen ratlos: «Wie wir diesen Teil des Publikums nicht völlig verlieren – das halte ich für eine ganz elementare Frage an unsere Profession.»

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Weltweit werden weiterhin Milliarden für journalistische Angbote ausgegeben

Mit dem Vertrieb von Zeitungen, Publikums- und Fachzeitschriften – gedruckt und digital – wurden im vergangenen Jahr weltweit 113 Milliarden Dollar umgesetzt. Gegenüber 2016 bedeutet das nur einen leichten Verlust. Die Zahlen zusammengetragen hat das Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers PwC. Der Grossteil der Erlöse erzielen weiterhin Tageszeitungen mit einem weltweiten Umsatz von 61 Milliarden Dollar. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz liegen die Zeitungen an der Spitze. «In allen drei Ländern geben die Menschen den grössten Teil ihres Pressebudgets für Zeitungen aus und den Rest fast komplett für Publikumszeitschriften. Fachmedien spielen im Lesermarkt nur eine untergeordnete Rolle», schreibt Markus Schöberl, der die PwC-Zahlen angeschaut hat. Bei den digitalen Erlösen aus dem Zeitungsmarkt liegt die Schweiz mit einem Anteil von fünf Prozent am Gesamtumsatz leicht unter dem weltweiten Durchschnitt.

Apple News: Handarbeit statt Algorithmen

Was man gerne vergisst ob der hitzigen Debatte um die dominante Rolle von Facebook und Google im globalen Newsgeschäft: Auch Apple mischt mit. Allerdings mit einem viel kleineren Fussabdruck als die beiden anderen Giganten. Anders als Facebook und Google vertraut der Computer- und Smartphone-Hersteller bei der News-Auswahl nicht auf Algorithmen, sondern setzt hauptsächlich auf Handarbeit. Apple beschäftigt eine Redaktion. Rund dreissig Journalistinnen und Journalisten wählen Artikel aus, die sie in der «Apple News»-App empfehlen. Im deutschsprachigen Raum erreicht man den Dienst vorerst nur über ein Widget auf dem iPhone-Startbildschirm. Die New York Times konnte einen Blick hinter die Kulissen werfen und sich mit Chefredaktorin Lauren Kern über ihr Verständnis der News-Kuration unterhalten. «Kern kritisiert das Argument, dass Algorithmen der einzige Weg sind, um Vorurteile zu vermeiden, weil Verzerrungen in den Code des Algorithmus eingebrannt werden können, z.B. ob er Medienunternehmen als liberal oder konservativ bezeichnet», schreibt Jack Nicas in der New York Times. «Sie argumentierte, dass der Mensch – mit all seinen Vorurteilen – der einzige Weg sei, um Verzerrungen zu vermeiden.»