Autor

Nick Lüthi

Ein Jahr nach der Ermordung von Daphne Caruana Galizia

Am 16. Oktober 2017 wurde in Malta die Bloggerin und Journalistin Daphne Caruana Galizia in ihrem Auto mit einer Bombe getötet. Obwohl bereits kurz nach dem Anschlag drei Kriminelle verhaftet werden konnten, welche den Sprengsatz am Auto angebracht und ihn gezündet hatten, bleiben die Hintergründe der Tat bis heute im Dunkeln. Spuren führen in die Politik, doch diese behindert die Ermittlungen bis heute. Derweil zeigen Erkenntnisse des «Daphne Project», mit dem zahlreiche internationale Medien im Sinne der getöteten Kollegin weiterrecherchieren, dass Wirtschaftsminister Chris Cardona Kontakt zu einem der drei Mörder hatte. Wie Andrea Spalinger in der NZZ schreibt, hätte der Minister auch ein Motiv gehabt, die ihm lästige Journalistin loszuwerden, «war Cardona doch eine beliebte Zielscheibe der frechen Bloggerin. Unter anderem hatte Daphne aufgedeckt, dass er während einer Amtsreise nach Deutschland ein Bordell besucht hatte. Der Minister leitete deswegen eine Verleumdungsklage gegen sie ein und liess ihre Bankkonten sperren.»

Das Jahr, als die Musikmagazine starben

Am kommenden 27. Dezember erscheint Spex zum letzten Mal. Damit verschwindet nicht nur ein Musikmagazin, sondern eine Institution der Popkultur; nach 38 Jahren und 384 Ausgaben ist Schluss. Obwohl Spex schon immer mehr war als nur eine Navigationshilfe durch die Flut an Veröffentlichungen, sondern sich als Magazin verstand, «das seine Geschichten dort sucht, wo Pop und Gesellschaft am heftigsten aufeinanderprallen», vermochte das den Niedergang nicht aufzuhalten. Spex ist damit nicht allein. In diesem Jahr stellten mit dem New Musical Express NME und den deutschen Publikationen «Intro» und «Groove» bereits drei andere Musikmagazine das gedruckte Heft, respektive den Betrieb komplett («Intro»), ein.

Ad Content

Lest mehr Sachbücher und konsumiert weniger News!

Der Wissenschaftskabarettist Vince Ebert wirft die – nicht ganz neue – Frage auf, ob wir dank der schieren Fülle an Nachrichtenquellen, die uns heute zur Verfügung stehen, denn auch besser informiert sind; er findet eher nicht. Vielmehr neigten wir dazu, «unsere Zeit mit Scheindebatten und Pseudoproblemen zu verschwenden.» Denn: «In Wirklichkeit regen wir uns nicht deswegen auf, weil irgendetwas gefährlich ist, sondern wir denken, irgendetwas ist gefährlich, weil wir uns aufregen. Am Ende glauben wird nicht das, was wissenschaftlich erwiesen ist, sondern das, was wir überall massenhaft gehört, gelesen oder gesehen haben.» Ebert empfiehlt darum: «Wenn Sie weniger News und dafür mehr Sachbücher und Fachartikel lesen, werden Sie merken, dass die Probleme, die bei uns so hysterisch diskutiert werden, oft gar nicht so dramatisch sind wie gedacht.»

Ad Content

Erinnerungen an den «Musenalp-Express»

Vor zehn Jahren starb mit Othmar Beerli der Gründer und Macher des «Musenalp-Express». Aus diesem Anlass blickt ein ehemaliger Geschäftspartner auf das legendäre Jugendmagazin zurück, das ohne Redaktion auskam und ausschliesslich eingesandte Beiträge von Jugendlichen veröffentlichte. Burkhard Riedel war beim deutschen Ableger verantwortlich für PR, Kooperationen und Auswahl der Leserbeiträge. In Deutschland, wohin das Heft vor dreissig Jahren expandierte, sind denn auch die Gründe zu suchen, warum das erfolgreiche und bei der jungen Zielgruppe beliebte Magazin nach vierzehnjährigem Erscheinen 1990 den Betrieb einstellen musste. Anders als in der Schweiz, funktionierte der Versandhandel, mit dem der «Musenalp-Express» das Geld verdiente, in Deutschland nicht. «Die roten Zahlen rissen auch das Schweizer Kerngeschäft mit in den Abgrund», erinnert Riedel in der «Süddeutschen Zeitung».

Kauft sich Google gute Presse?

Man nimmt, was man kriegt. In diese Zeiten sind Medienunternehmen um jeden Rappen froh. Und komme er vom grössten Konkurrenten. So haben Schweizer Verlage bisher mehr als drei Millionen Franken von Google erhalten. Damit realisieren sie Projekte, die sie aus der eigenen Kassen nicht (mehr) zu finanzieren imstande wären. Doch was heisst es, wenn ausgerechnet jener Konzern, der den Medien das Leben schwer macht, als Mäzen auftritt? Adrienne Fichter hat sich für die «Republik» das komplizierte Verhältnis zwischen Google und den Medien genauer angeschaut und gefragt, was das für den (kritischen) Journalismus bedeutet.