Mohammed-Karikaturen sind keine Mutprobe
Medien müssen nicht Karikaturen von „Charlie Hebdo“ abbilden, um Solidarität gegen mörderische Fanatiker zu zeigen. Das eigene Ethos muss ihren Umgang damit bestimmen.
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Medien müssen nicht Karikaturen von „Charlie Hebdo“ abbilden, um Solidarität gegen mörderische Fanatiker zu zeigen. Das eigene Ethos muss ihren Umgang damit bestimmen.
Der Anschlag auf «Charlie Hebdo» stellt die westliche Welt an einen Scheideweg: Bestimmen wir in Zukunft über den Inhalt unserer Grundfreiheiten oder tun es andere?
Charlie Hebdo ist zum Symbol geworden: Hier zum Sinnbild für die Pressefreiheit, dort verkörpert das Blatt die Verunglimpfung des Islam. Eine doppelte Tragik für die mörderisch dezimierte Redaktion: Neben dem schmerzhaften Verlust ihrer Kollegen hat sie auch die Definitionsmacht über das eigene Schaffen verloren.
Der anhaltende Streit um die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen legt gefährliche Denkfallen im Journalismus offen.
Medien sind zur Nichtratlosigkeit verdammt, sie müssen alles sofort erklären. Ein Problem, das längst auch die Politik betrifft. Doch wer immer eine Erklärung in der Tasche braucht, der muss auch mal versagen.
Das französische Satiremagazin «Charlie Hebdo» veröffentlicht die erste Ausgabe seit dem Terrorangriff vor einer Woche – mit einer Mammutauflage von drei Millionen Exemplaren.
Wir sind bei «Charlie Hebdo» in die Schule der Anarchie gegangen. Sie ist die eigentliche Ressource Frankreichs. Jetzt müssen wir zeigen, was wir gelernt haben.
Ja, manche Medien haben in den letzten Jahren viel Kritik einstecken müssen. Deshalb nutzen sie jetzt den Pariser Terroranschlag zu einer befreienden Selbstheroisierung. Aber hat der Mord an den Satirikern von Charlie Hebdo wirklich den Journalismus rehabilitiert?