Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
«Guter Journalismus ist aber weniger eine Frage der Moral als der intellektuellen Fähigkeit der Journalisten zur umfassenden Recherche, zum Urteil und zur Kritik sowie vor allem der Bereitschaft von Verlegern und Konzernchefs, Journalisten diese Freiheit jenseits ökonomischer Beweggründe zu ermöglichen.»
Im Rahmen ihrer Serie über Vertrauen hat die NZZ mit dem dänischen Philosophen Vincent F. Hendricks gesprochen. Der Professor an der Universität Kopenhagen beschreibt in seinem aktuellen Buch «Postfaktisch: Die neue Wirklichkeit in Zeiten von Bullshit, Fake News und Verschwörungstheorien» die Entwicklung hin zu einer postfaktischen Demokratie. Im Interview mit Marie-José Kolly und Tobias Ochsenbein erklärt Hendricks, welche Verantwortung die Medien tragen, wenn sie das Spiel von Trump & Co. mitmachen: «Sie haben den ‹Ihr seid Fake-News›-Köder geschluckt, den Trump ausgeworfen hat und mit dem er versucht hat, die Medien als Feinde der Bevölkerung darzustellen. Sofort haben die Medien begonnen, sich zu verteidigen und Trump zu verspotten. Das war Öl auf das Feuer der Trump-Anhänger. So haben die Medien den gegenteiligen Effekt erzielt von dem, was sie eigentlich wollten. Sie gaben dem Publikum eine Art Ausrede für ihr Misstrauen gegenüber den Medien, das ist fatal.»
Vier von fünf Menschen in der Schweiz sehen Fake News als Gefahr für die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage. Eine Mehrheit ist der Ansicht, diese Gefahr liesse sich durch schulische Bildung eindämmen.
Einfacher gesagt als getan, aber deswegen nicht falsch: Raus aus den Redaktionen und mit jenen reden, die das Vertrauen in die Medien verloren haben! «Denn wer ständig damit beschäftigt ist, sich selbst zu finden, dem hört keiner mehr zu», hält Sophie Spelsberg in der taz fest. Sie kritisiert damit die selbstreferenzielle Debatte der letzten Tage als Reaktion auf einen kritischen Zustandsbeschrieb des Journalismus in Deutschland durch den US-Professor Jay Rosen.
Der Klassiker unter den Verschwörungstheorien ist jener von der inszenierten Mondlandung. Es gibt bis heute Menschen, die tatsächlich glauben, bisher sei noch gar niemand zum Erdtrabanten geflogen, ja, Weltraumfahrt sei prinzipiell gar nicht möglich. Wie kommt das? Der Physiker und Wissenschaftserklärer Florian Aigner liefert eine Antwort: «Unwissenheit ist manchmal sehr hilfreich: Man muss nur ausreichend wenig von Geometrie verstehen, und schon kann man auch bei Tante Ernas Hochzeitsfoto zweifellos nachweisen, dass es keinesfalls von diesem Planeten stammen kann.»
Gut gemeint ist leider noch nicht gut gemacht. Das gilt auch für ein Video des Verlegerverbands VSM, in dem er erklären will, warum sich in Schweizer Zeitungen keine Fake News finden. Der Lehrfilm beschreibt den Soll- und nicht den Ist-Zustand, wenn behauptet wird: «Es gilt das Vieraugen-Pronzip: Jeder Journalist und jede Journalistin gibt Beiträge zum Gegen-Check an Kollegen. Erst danach werden sie veröffentlicht.» Aufgefallen ist das Markus Knöpfli vom Fachmagazin «Horizont». Er schreibt: «Wenn der VSM glaubwürdig bleiben will, dann sollte er streng bei der Wahrheit bleiben.»
Auch wenn sich die G7-Staaten bei ihrem Treffen in Kanada nicht gerade auf viel einigen konnten, so schafften sie es doch zu einer gemeinsamen Verständigung auf einen sogenannten Rapid Response Mechanism. Mit diesem Schnellabwehrmechanismus gegen Fake News haben die sieben führenden Instustriestaaten der Welt vor allem Russland im Visier. An der neuen Initiative, die «ein starkes Signal aussendet, dass Einmischungen von Russland und anderen ausländischen Staaten nicht toleriert würden», habe die britische Premierministerin Theresa May entscheidend mitgewirkt, schreibt Thomas Pany auf Telepolis – ausgerechnet May und Grossbritannien, die selbst mit ziemlich vorschnellen Anschuldigungen nach dem Giftanschlag von Salisbury auffielen und bis heute keine belastbaren Beweise für eine russische Täterschaft vorlegen konnten.
Die 1981 gegründete Polizia Postale war anfänglich dazu da, in Italien Poststellen zu bewachen und Geldtransporte zu begleiten. Inzwischen umfasst ihr Aufgabenprofil auch den Kampf gegen Fake News im Internet. So warnt die Post- und Kommunikationspolizei, wie sie inzwischen heisst, auf ihrer Website vor Falschmeldungen. Man wolle sich aber nicht in die politische Debatte einmischen, versicherte der frühere Innenminister Marco Minniti. Vielmehr gehe es darum, Meldungen zu kennzeichnen, die offensichtlich jeglicher faktischen Grundlage entbehrten.