Das Hamburger Abendblatt holt Flüchtlinge als Reporter
Wöchentliche Kolumne aus der Sicht der Betroffenen. Die fünf neuen Abendblatt-Reporter könnten unterschiedlicher nicht sein.
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Wöchentliche Kolumne aus der Sicht der Betroffenen. Die fünf neuen Abendblatt-Reporter könnten unterschiedlicher nicht sein.
Zum Abschied aus seinem Berufsleben blickt Günter Bannas, zuletzt fast zwanzig Jahre lang Redaktionsleiter der FAZ in Berlin, auf Begegnungen mit dem politischen Personal der Bundesrepublik der letzten vier Jahrzehnte zurück. Als unterhaltsame Häppchen serviert Bannas Anekdoten aus seinem reichhaltigen Journalistenleben. So etwa über seine erste Begegnung mit der Mülltrennung anlässlich eines Parteitags der Grünen Mitte der 1980er-Jahre, oder über den Wandel des Zigarettenkonsum im Allgemeinen und die in aller Öffentlichkeit rauchende Jungministerin Merkel im Speziellen. Vom ehemaligen Juso-Vorsitzenden Gerhard Schröder weiss Bannas zu berichten, dass der sich lieber mit jungen Reportern abgab, «weil die ihn schliesslich bei seinem Aufstieg begleiten würden.»
Der bekannte Meteorologe und Medienmann Jörg Kachelmann beobachtet einen irritierenden Trend: Das Wetter gewinnt in der Medienberichterstattung an Bedeutung, gleichzeitig nimmt das Wissen der Bevölkerung darüber ab. Wobei das eine direkt mit dem anderen zusammenhängt. Die Art und Weise, wie Medien das Wetter präsentieren, ist alles andere als hilfreich, um naturwissenschaftliche Vorgänge zu verstehen. Bald werde man wieder Prognosen für das Wetter im kommenden Sommer lesen. «Natürlich ist die Vorhersage reinster Schwachsinn, aber das verschweigen die Medien und die Leute nehmen das ernst», sagt Kachelmann im Gespräch mit Bastian Brauns für Cicero.de. Ebenfalls verantwortlich für diese Entwicklung macht der Meteorologe die Wetter-Apps, die sich für Vorhersagen schlicht nicht eigneten – aber trotzdem dafür verwendet würden.
Journalistinnen und Journalisten sollten mehr Fragen stellen und vor allem zugeben, wenn sie etwas nicht wissen. Nicoletta Cimmino, Redaktorin des Radiomagazins «Echo der Zeit», erzählt in einer Kolumne, wie sie einst allen Mut zusammennehmen musste, um in einer Redaktionssitzung nach dem Tod einer offenbar berühmten Persönlichkeit, die sie aber nicht kannte, zu fragen: Wer ist das? Ich weiss es nicht. «Mich dünkt, der Satz ‹Ich weiss es nicht› ist das grösste Geschenk, das wir uns selber machen können. Er ist der Freipass, um ganz viele, ganz harte Fragen zu stellen», schreibt Cimmino im Medienmagazin «Edito».
Quälend und provokant waren die Fragen des Journalisten André Müller. Manche Gesprächspartner brachen Interviews ab oder prozessierten gegen ihn. Anderen entlockte er unerwartete Einsichten über Einsamkeit, Zweifel und Tod.
Wir vom Fernsehen SRF wollten berichten, verzichteten aber darauf, nachdem Bannon ein Interview, um das «10vor10» gebeten hatte, ablehnte. Die abschlägige Antwort kam vom Weltwoche-Journalist Schwab höchstpersönlich, er hatte für das Wochenmagazin den Event mit Bannon organisiert.
Die Marketing-Kampagne der SPD für Martin Schulz schlug in den Anfängen voll ein. Seine Inszenierung als glaubwürdiger Politiker halfen die meisten Medien weiter zu befeuern und stellten den Kanzlerkandidaten als Lichtgestalt dar. «Schulz hat das, was Angela Merkel fehlt: Er hat den Überschwang, das Feuer, die Begeisterung», schrieb etwa ein Heribert Prantl in der «Süddeutschen Zeitung». Heute sieht man im gleichen Blatt einen «völlig überforderten Parteichef». Wie konnten sich die versammelten Medien in Schulz nur so irren? Hans-Martin Tillack, «Stern»-Reporter in Berlin, beschreibt die «Dynamik des kollektiven Hochschreibens», der sich die Journalisten kaum entziehen können; Rudeljournalismus in Reinkultur.
Manchmal lohnt es sich, ein paar Jahre zurückzublicken, auch nur um festzustellen, wie wenig sich doch eigentlich getan hat. Vor zehn Jahren schilderte der Journalist und Medienprofessor Jay Rosen in seinem Blog, wie er damals das epische Erklärstück «The Giant Pool of Money» zur Immobillienkrise, die sich zu einer globalen Finanzkrise ausweitete, rezipiert hatte. Rosen beschreibt, wie er sich nach diesem stündigen Radio/Podcast-Stück für das Thema zu interessieren begann und fortan auch News zur Immobilienkrise las, weil er nun verstand, worum es geht. Seine Erkenntnis: Es gibt Themen, wo man zuerst das ganze Bild gesehen haben muss, damit man auch die einzelnen Elemente davon versteht. Für den Journalismus hiesse dies, frühzeitig Erklärstücke zu publizieren und so mehr Publikum für die nachfolgenden News zu gewinnen. Viel ist davon auch zehn Jahre nach dem Aha-Erlebnis von Jay Rosen noch nicht zu sehen.