DOSSIER mit 485 Beiträgen

Medienethik

Presserat: Falsches Wahrheitsministerium

Journalisten sollten nicht Richter spielen, schon gar nicht über ihresgleichen. Der Schweizer Presserat tut allerdings genau das. In letzter Zeit gebärdet er sich gerne als Wahrheitsministerium, das im Nachhinein beurteilt, was hätte geschrieben werden dürfen und was nicht. Das muss früher oder später mit der Freiheit und dem Auftrag der Journalisten kollidieren.

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

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Medien und Rechtspopulismus: Wie soll man berichten?

Rechtspopulisten sind gegen Journalisten, brauchen sie aber auch, um Öffentlichkeit zu bekommen. Das bringt Medien in ein Dilemma: Lassen sie sich von Populisten für deren Agenda benutzen? Wie können sie es vermeiden? Eine Sendung über die Probleme, die das Berichten über Rechtspopulismus mit sich bringt.

Von Werten vernebelt?

Häufig wird so getan, als sei kritischer, sorgfältiger Journalismus nur dann möglich, wenn Journalisten sich nicht von ihren Werten leiten lassen. Das stimmt nicht

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Professor: Was Döpfner macht, gleiche rechtsnationaler Propaganda

Mathias Döpfner, Chef von Axel Springer und Vorsitzender des deutschen Verlegerverbands BDZV, kritisierte in einer Rede jüngst auf dem Verlegerkongress in Berlin die Berichterstattung über die Straftaten von Asylbewerbern, Flüchtlingen und anderen Ausländern. Die Medien sollten solchen Vorkommnissen grösseres Gewicht beimessen. Als aktuelles Beispiel nennt Döpfner den Mordfall von Chemnitz. «Am Tag nach dem möglichen Mord in Chemnitz berichteten null von zwölf überregionalen Medien, die ich mir angeschaut habe, auf der Titelseite», beklagt sich der Verleger. Medienwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Meier hält dieser Sichtweise entschieden entgegen: «Dass null von zwölf überregionalen Tageszeitungen über einen Totschlag in Chemnitz berichten, entspricht absolut den journalistischen Qualitätsstandards. Die Zeitungen müssten sonst im Schnitt an jedem Tag im Jahr über einen Mord oder Totschlag auf der Titelseite berichten.» Auch sonst geht Meier mit Döpfner hart ins Gericht: «Dass die Zeitungen zu wenig und zu wenig prominent über die Straftaten von Asylbewerbern, Flüchtlingen und anderen Ausländern berichten würden, ist ein wesentlicher Teil der Propaganda rechtsnationaler Gruppierungen.»

Buch: Sarrazin nimmt es mit den Fakten nicht so genau

In seinem aktuellen Buch wirft der islamophobe Bestsellerautor Thilo Sarrazin der FAZ vor, auf Geheiss eines SPD-Oberbürgermeisters Übergriffe von Migranten und Flüchtlingen auf einem Stadtfest verharmlost zu haben. Die Zeitung lässt den rufschädigenden Vorwurf nicht auf sich sitzen und rekapituliert die Ereignisse und ihre Berichterstattung im Detail. Von der Dramatik, die Sarrazin beschreibt, bleibt wenig übrig. Das hätte er auch selbst herausfinden können. Doch Sarrazin meldete sich weder bei der FAZ, dem Oberbürgermeister noch bei der Polizei, um die im Buch erhobenen Vorwürfe zu prüfen und belegen.