DOSSIER mit 485 Beiträgen

Medienethik

Grenzwertig: Wie der «Spiegel» sein G-20-Story aufpeppte

Die Szene wirkt authentisch, als Leser ist man nah dran an der Figur – doch die beschriebenen Vorgänge haben sich nie so abgespielt: Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» steht erneut in der Kritik, der Wahrheit etwas nachgeholfen zu haben. Im Rahmen der Berichterstattung über den G-20-Gipfel diesen Sommer in Hamburg erfand der «Spiegel» eine Sequenz mit der ehemaligen italienischen Senatorin Haidi Giuliani. Die Chefredaktion des «Spiegel» kommuniziert in der Angelegenheit sehr zurückhaltend. Ein Sprecher des «Spiegel» nannte das Vorgehen der Redaktion schliesslich «bedauerlich», es handele sich um ein «Missverständnis». In einem weiteren Fall, der auch die G-20-Berichterstattung betrifft, soll «Der Spiegel» einem Interview-Partner nach erfolgter Autorisierung des Gesprächs eine Aussage in den Mund gelegt haben, die er nach eigenen Angaben nie gemacht hatte. Oliver Ness hat die Fälle für das Magazin «Menschen Machen Medien» dokumentiert. Eine ausführliche Stellungnahme des «Spiegel» ist dort ebenfalls zugänglich.

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

Lawinen-Berichterstattung zwischen Realität und Medienwirklichkeit

Wer derzeit nur oberflächlich die Berichte über die Wetterlage in Wallis verfolgt, könnte schnell den Eindruck gewinnen, dass wir es mit einer Jahrhundertkatastrophe zu tun haben. Zermatt! Eingeschlossen! Luftbrücke! Nur: Mit der Realität hat dieses Bild wenig bis nichts zu tun, wie Helmut Stalder in der NZZ schreibt. «Etliche Medien haben mit den bewährten Mitteln der Dramatisierung, Übertreibung und Selektion eine sekundäre Wirklichkeit der Ereignisse konstruiert, die nicht sehr viel mit der Wirklichkeit zu tun hat, aber viel aussagt über die Wunschvorstellungen in den Redaktionen.» Es ist der Wunsch nach der Katastrophe, die für «zivilisationsverwöhnte Flachländer und Städter» spannender erscheint als die von den Betroffenen völlig unspektakulär erlebte Realität im Umgang mit den Unbilden der Natur.

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#MeinGroessterFail – Journalisten über ihre Fehler

Die Liste ist endlos lang und sie wird täglich länger: Fehler lassen sich im Journalismus nicht vermeiden. Umso wichtiger ist ein transparenter Umgang mit den Fehlleistungen. Einen Beitrag zu einer aktiven Fehlerkultur leistet der Journalist Roland Grün. Er erfand den Hashtag #MeinGroessterFail unter dem Medienschaffende ihre Fehler öffentlich dokumentieren können. Hunderte von Fehlerbeichten finden sich inzwischen auf Twitter, die meisten gehören in die Kategorie Peinlichkeiten: hier ein falscher Name, dort ein unangemessenes Auftreten. So schrieb etwa die frühere Spiegel-Online-Mitarbeiterin Annett Meiritz 2011 die Überschrift: «US-Militär soll Obama auf See bestattet haben». Sie meinte natürlich Osama Bin Laden.

Ombudsstelle SRF: Erfahrungen eines Beanstanders

Der Basler Autor David Klein hat in den letzten Jahren mehrfach die Berichterstattung von Schweizer Radio und Fernsehen SRF beanstandet. Zufriedenstellen konnten ihn die Reaktionen des Ombudsmanns auf seine Beschwerden allerdings nicht. Im Gegenteil. Er sieht die Ombudsstelle als «reine Alibiübung». Klein macht das vor allem am aktuellen Stelleninhaber fest. Er hält Roger Blum nicht für ausreichend unparteiisch und kritisiert dessen «obligate Lobhudelei» auf die Programmleistungen von SRF. In seinem längeren Beitrag für die «Basler Zeitung» nennt Klein zahlreiche Mängel des Beanstandungsprozesses, wie er sie bei seinem Kontakt mit der Ombudsstelle festgestellt hat.

Wie Alex Baur aus dem «Fall Walker» einen «Fall Rundschau» konstruierte

Eigentlich wollte Alex Baur nie etwas zum sogenannten Fall Walker schreiben. Nach vier Jahren mischt der Weltwoche-Reporter mit Medienschelte in Richtung «Rundschau» von SRF nun doch noch mit. Nur: Seine selten durch Akten gestützte Kritik an der Berichterstattung der TV-Journalisten und sein blindes Vertrauen ins Bundesgericht führen in die Irre. Wir zeigen wie und wo. Weiterlesen …

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