«10 vor 10» darf AfD nicht rechtsextrem nennen
Ein Zuschauer hatte beanstandet, dass SRF die Parteien AfD, FPÖ und PVV als rechtsextrem bezeichnete. Nun gab ihm der Ombudsmann recht.
Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Der MEDIENWOCHE können Sie auch über Social Media folgen:
Facebook, Twitter, Xing und Linkedin.
Alle Rechte © 2024 MEDIENWOCHE
Die Lesetipps dieses Themenbereichs werden kuratiert von Nick Lüthi, redaktion@medienwoche.ch.
Ein Zuschauer hatte beanstandet, dass SRF die Parteien AfD, FPÖ und PVV als rechtsextrem bezeichnete. Nun gab ihm der Ombudsmann recht.
«Die Umwelt-, Verkehrs- und Energiepolitik der politischen Ressorts soll auch für den Autojournalismus gelten, sonst ist der Journalismus nicht glaubwürdig.» Das forderte der Presserat schon vor 25 Jahren. Und wie steht es heute in der Praxis?
Der deutsche TV-Sender RTL zeigte am letzten Dienstag eine Undercover-Reportage. Mittels eines Lockvogels sollte ein Pädosexueller identifiziert und danach vor der Kamera mit seinem Verhalten konfrontiert werden. Dazu kam es aber nicht. Das RTL-Magazin «Punkt 12» zeigte lediglich einen Mann, von dem das TV-Team vermutete, dass es sich um die Person handeln könnte, mit der man in Kontakt gestanden hatte. Offensichtlich war die Anonymsierung mittels Verpixelung ungenügend. Wie die Polizei später meldete, kam es nach der Ausstrahlung der Sendung zu einer lebensgefährlichen Attacke auf diesen Mann durch Personen, die ihn im TV-Beitrag erkannt hatten. RTL weist jede Verantwortung für den Übergriff von sich. Boris Rosenkranz fragt sich im Medienblog Übermedien, «wieso Reporter dieser Art immerzu versuchen müssen, Täter zu stellen, am besten auf frischer Tat. Um Eltern und Kinder vor einer miesen Masche Pädosexueller zu warnen, wäre das gar nicht nötig, aber es würde so einen Film natürlich gleich unspannender machen, ohne Wackelkamera und Verdächtige mit Pixeln im Gesicht.»
Das WM-Fieber ist ausgebrochen. Und das ist auch gut so. Doch bei manch einem scheint die Temperatur etwas gar hoch gestiegen zu sein. Anders ist folgender Text, der heute in der «Südostschweiz» erschienen ist und nur so vor Misogynie trieft, kaum zu erklären.
Eine gefährliche Tendenz, die sich in weiten Bereichen des Journalismus beobachten lässt: Der Stellenwert der Fakten erodiert. «An die Stelle des Fakts tritt schleichend das Narrativ. Journalisten sind entsprechend nur noch dazu da, Leute erzählen zu lassen, wie sie etwas erlebt haben, wie sie etwas empfinden – oder, was sie irgendwo von irgendjemandem gehört haben. Und ehe man sich‘s versieht, ist alles beliebig.» Mit Journalismus habe das nicht mehr viel zu tun, schreibt Dr. Deutsch bei den Salonkolumnisten: «Meinung ohne Fakten ist bestenfalls Literatur, aber kein Journalismus.»
Der «Blick» stellte einen 27-Jährigen sowie dessen Vater mit Namen an den Pranger. Der Mann soll laut Staatsanwaltschaft während des Hamburger G20-Gipfels randaliert haben. Ein weiteres krasses Beispiel dafür, wie Medien im Zusammenspiel mit einer hyperventilierenden Justiz den Rechtsstaat aushebeln.
Der «Blick» stellte ungerechtfertigt einen Prominenten ins Rampenlicht. Es ist Zeit, wieder einmal über den Schutz der Privatsphäre und den Missbrauch des öffentlichen Interesses zu reden.
Bei drei Ereignissen ging es diese Woche um die gleiche Frage: Welche Informationen dürfen Sie erhalten, liebe «Blick»-Leserinnen und -Leser – und welche nicht?