DOSSIER mit 485 Beiträgen

Medienethik

Getötete Journalisten: unterschiedliche Massstäbe

Christoph Sydow fragt auf Spiegel Online: Wo bleibt der Aufschrei? Es geht um die (ausbleibenden) Reaktionen auf den Tod des palästinensischen Journalisten Yaser Murtaja. Trotz Schutzweste mit gut sichtbarer Aufschrift «Press» wurde der 30-Jährige von einem Scharfschützen der israelischen Armee tödlich verletzt, als er jüngst über die gewalttätigen Proteste im Gazastreifen berichtete. Murtaja arbeitete unter anderem für Al Jazeera, BBC und Vice. Weder internationale Solidaritätsbekundungen oder Hashtag-Kampagnen folgten auf den Tod des Journalisten. Man will sich offenbar nicht dem Verdacht aussetzen, mit Terroristen zu sympathisieren, denn wer weiss, ob das ein «richtiger» Journalist war. Das entspricht ganz der Sichtweise des israelischen Verteidigungsministers Avigdor Liebermann: «Man muss verstehen, dass es keine unschuldigen Menschen in Gaza gibt. Jeder ist mit der Hamas verbunden, die werden alle von der Hamas bezahlt.» So wird unabhängige Berichterstattung a priori delegitimiert.

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So bieten Medien Extremisten (k)eine Plattform

In Grossbritannien stehen private Sender und die BBC in der Kritik, rechtsextremen Aktivisten unkritisch eine Plattform geboten und sie so gross gemacht zu haben. In der Schweiz gab es ähnliche Kritik an Daniel Rysers Köppel-Biografie. Die Frage ist nicht ob, sondern wie Medien über politisch extreme Positionen berichten. Als sei er ein ganz normaler Promi Weiterlesen …

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Man sollte sich gerade jetzt an Hunter S. Thompson erinnern

Es wäre in der Debatte über die Folgen der Spiegel-Affäre schon etwas gewonnen, wenn es anstelle der angestrengten Suche nach dem jeweils neuesten Leitmedium um die Fragen ginge, was Informationen sind, wie sie gewonnen und bewertet werden. Was der geneigte Leser aus ihnen macht, wird ohnehin nicht in den Redaktionen entschieden.

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Die Welt als Reportage

Im Journalismus gibt es das fatale Bedürfnis, die Wirklichkeit erzählerisch passend zu machen. Solche Texte wollen nicht aufklären, sondern Trost spenden.

Vom Leben als Reporter

Wir brauchen mehr, nicht weniger Reportagen! Denn ohne erzählerische Mittel kann es eine erhellende Darstellung von Wirklichkeit gar nicht geben.