DOSSIER mit 308 Beiträgen

Facebook

Der Druck aus Europa auf Facebook bleibt hoch

Am Dienstag trat Facebook-Chef Mark Zuckerberg vor dem EU-Parlament in Brüssel auf und stellte sich den kritischen Fragen der Parlamentarier. Für die meisten Beobachter war klar, wer die bessere Figur machte: Zuckerberg. Oberflächlich betrachtet, stimmt das. «Diesen Teil des Kampfs hat er in der Tat gewonnen, aber er hat in dramatischer Weise die Macht der EU unterschätzt», glaubt Sascha Lobo. Insbesondere beim Kartellrecht verstehe die EU keinen Spass. Das kriegte vor einem Jahr Google zu spüren, als die EU-Kommission eine Milliardenbusse verhängte. Mit einem vergleichbaren Vorgehen sei auch gegen Facebook zu rechnen, gibt sich Lobo in seiner «Spiegel Online»-Kolumne überzeugt. Er prophezeit: «Es wird teuer für Facebook und trotzdem wird es dabei nur Verlierer geben.»

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Zweifel an Manipulationsmethoden von Cambridge Analytica

Es ist die Story der Stunde: Die britisch-amerikanische Datenanalysefirma Cambridge Analytica CA soll sich illegal Millionen von persönlichen Daten von Facebook-Nutzern beschafft haben. «Basierend auf diesen Daten hat die Firma eine Software entwickelt, die darauf abzielte, Wähler mit personalisierter politischer Werbung zu beeinflussen», schreibt die NZZ. Zu den Kunden von CA gehörte neben anderen auch die Präsidentschaftskampagne von Donald Trump. So bedenklich diese Vorgänge, so wenig klar scheint indes, wie wirksam die gewählte Methode zur Beeinflussung der Wähler funktioniert. Zweifel äussert etwa Jürgen Hermes: «Es ist natürlich eine tolle Story und wir tendieren dazu, das Unerklärbare dunklen Mächten und Verschwörer|inne|n in die Schuhe zu schieben», schreibt Hermes, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Digital Humanities an der Uni Köln arbeitet. Die Behauptung, CA habe quasi mit dem Präzisionsgewehr individuelle Wähler beeinflusst, hält Hermes für unwahrscheinlich. Er hält mit der Behauptung dagegen: «Eine Schrotflinte voll Fake-News-Gülle aus dem FoxNews/Breitbart/Infowars-Stall hat ausgereicht. Und dabei war CA nur einer von mehreren Schützen.»

Riesiger Datenmissbrauch blamiert Facebook

Die Firma Cambridge Analytica soll sich Daten von Millionen von amerikanischen Facebook-Nutzern rechtswidrig angeeignet haben, um diese politisch zu beeinflussen. Zu ihren Kunden zählte auch Donald Trumps Wahlkampfstab.

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Die Mär vom überalterten Facebook

Die Behauptung macht schon länger die Runden: Die Nutzerschaft von Facebook überaltert, Junge verlieren das Interesse an der Social-Media-Plattform und wandern zu jüngeren, hipperen Diensten ab. Nur: Stimmt die Aussage? «Es gibt keinen Datensatz, der diese These belegt», schreibt Isabell Prophet auf t3n.de. Die Journalistin zeigt, wie die Mär mit der Überalterung in die Berichterstattung fand, ausgehend von einem «Social Media Atlas» der PR-Agentur Faktenkontor. Aus den Zahlen könnte man aber genauso gut das Gegenteil herauslesen. «Die treffendere Überschrift wäre: Facebook laufen immer mehr Teenager weg», zitiert Prophet die Hamburger Medien-Marktforscherin Sandra Gärtner.

Die Russen haben Facebook nicht «manipuliert»

Geht es um die Einmischung Russlands in die US-Politik, ist schnell die Rede davon, wie Russland Social-Media-Plattformen für seine Propaganda «missbrauche». Joshua A. Geltzer, Rechtsprofessor an der Georgetown Universität, wehrt sich gegen diese irreführende Beschreibung. Russische Kreise hätten Facebook und Twitter genau so genutzt, wie die Unternehmen das vorsehen. Also nicht «missbraucht», sondern einfach gebraucht, wie wir das alle tun. Was auch heisst: Die Plattformen können nicht einfach irgendwelche Hintertüren schliessen, die missbräuchlich genutzt wurden, wenn sie solche Aktivitäten unterbinden möchten, sondern müssten zentrale Funktionen abschalten. Auswege? Transparenz über die Algorithmen und ein aktiveres Eingreifen von Facebook & Co. gegen offensichtliche Missbräuche und Verstösse gegen die Hausregeln.