DOSSIER mit 288 Beiträgen

Journalistische Praxis

Ein altes Zitat als vermeintlicher Beleg für eine «neue» Entwicklung

Als langjähriger Wissenschaftler und ehemaliger Professor der Medizingeschichte könnte Christoph Mörgeli den korrekten Umgang mit Quellen und Zitaten eigentlich kennen. Als Weltwoche-Redaktor nahm er es jüngst damit aber nicht so genau. Aufgefallen war dies Tobias Bär, Bundeshausredaktor der NZZ-Regionalmedien. Mörgeli zitierte aus Bärs Diplomarbeit über Homosexualität als Fluchtgrund. Daraus verwendete er die Aussage einer Expertin als – einzigen – Beleg für seine These, wonach der Fluchtgrund Homosexualität einen «neuen Migrationsschlager» darstelle. Das Problem: Die Diplomarbeit ist vier Jahre alt und die zitierte Aussage beschreibt die aktuelle Situation nicht mehr adäquat; die Asylanträge wegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung sind in den letzten Jahren konstant geblieben. Immerhin gibt sich Mörgeli im Nachhinein einigermassen einsichtig: «Journalistisch wäre es perfekter gewesen, ich hätte beim Kurzzitat von Barzé-Loosli noch das Jahr 2014 eingesetzt.»

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

10 grobe Journalisten-Fehler in Interviews

«Das Niveau eines Interviews spiegelt immer das Niveau des Interviewers, nicht das des Interviewten», sagte Topinterviewer André Müller einst. Mal schauen, welche Niveau-Senker wir bei unsereins so finden.

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Der Live-Ticker – nicht mehr wegzudenken

Ob Fussballspiele, Bundesratswahlen oder der Absturz der Germanwings-Maschine in Frankreich – für die Berichterstattung über Grossereignisse greifen Online-Medien inzwischen standardmässig zum sogennanten Live-Ticker. Für die einen die richtige Form für solche Ereignisse, für andere schlicht unjournalistisch.

Wie wir dem «Spiegel» auf den Leim gingen

Eine «Spiegel»-Recherche aus der Sicht der Betroffenen: «Hand aufs Herz, Sie haben ganz offenbar versucht, in bester Günter-Wallraff-Manier Missstände bei uns aufzudecken. Leider haben Sie vieles missverstanden, missverstehen wollen und auch ins falsche Licht gerückt.»

#Lügenpresse: «Sagen Sie einfach die Wahrheit!»

Journalismus in Zeiten des digitalen Wandels – watson-Chefredaktor Hansi Voigt hielt an der Diplomfeier der Schweizer Journalistenschule MAZ in Luzern die Festrede. Weil das Thema aber uns alle angeht und aktuell sehr hitzig diskutiert wird, machen wir die Rede öffentlich. Und sind gespannt auf die Leser-Kommentare.

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