Neue «Papier-Zeitung» für die Romandie
Sie heisst «Micro» und ist die neue «Papier-Zeitung» in der Romandie. Herausgeber sind ehemalige, entlassene Journalisten von «Le Matin». Wie stehen die Chancen dieser neuen Zeitung?
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Sie heisst «Micro» und ist die neue «Papier-Zeitung» in der Romandie. Herausgeber sind ehemalige, entlassene Journalisten von «Le Matin». Wie stehen die Chancen dieser neuen Zeitung?
Modernes Personalmanagement neigt dazu, bei Sparübungen möglichst Massenentlassungen zu vermeiden. Aktuell zu beobachten bei Tamedia, wo die neue Redaktionsstruktur weniger Personal erfordert und sich die Leute nun so lange auf den Füssen herumstehen, bis der eine oder die andere das Spiel nicht mehr mitmacht und «freiwillig» geht. Eine Folge solcher Sparpolitik: Das abgebaute Personal wird nicht als Gruppe sichtbar. Wie eine zusammengesparte Redaktion aussieht, hat die Denver Post mit einem Vorher-Nachher-Slider inszeniert. Die Traditionszeitung aus dem US-Staat Colorado gehört einem Verlag in Besitz eines Hedgefonds, der die Redaktion ausweidet.
Die Blütephase der gedruckten Presse, im amerikanischen Kontext wird die Periode auf 1940 bis 1980 eingegrenzt, war die Ausnahme von der Regel. Der Bedeutungsverlust, den Zeitungen heute erfahren, erscheint unter einem breiteren historischen Blickwinkel als eine Rückkehr zum Status quo ante: «Zeitungen wurden im 16. Jahrhundert erfunden, entwickelten sich aber erst im späten 19. Jahrhundert zur wichtigsten Art, Nachrichten zu konsumieren. Dazwischen waren amerikanische Zeitungen Eliteprodukte oder von politischen Parteien subventioniert.» Insofern gibt es kein Naturgesetz, weshalb Zeitungen auf immer und ewig die zentralen Instanzen der Nachrichtenvermittlung bleiben sollten, wie das bisweilen in Diskussionen anklingt.
News sind überall – omnipräsent, schnell, gratis. Doch immer mehr sind es die gleichen News, die bloss auf viele Kanäle verteilt sind. Das ist die Chance der lokalen Medien: Ihre News sind exklusiv, sagt Christof Nietlispach im Tagesgespräch bei Marc Lehmann.
Kritiker der «Basler Zeitung» wollen anhand der sinkenden Leserzahlen beweisen, dass ein prononcierter Rechtskurs wirtschaftlich ungesund ist. Die Beweisführung ist heikel.
Zeitungen haben massiv an Bedeutung verloren. Natürlich. Das Internet. Der Strukturwandel. Aber die Zeitungen sind auch selber schuld daran. Denn die Zeitungen meinen, es gehe um Aufmerksamkeit. Doch eigentlich geht es um Vertrauen.
Ein Ökonomieprofessor rennt offene Türen ein: Bruno S. Frey findet, es brauche «neue Ideen», um das Geschäft der Zeitungen zu sichern. Was er dann formuliert, ist so neu nicht. Frey schlägt vor, Klubs zu gründen für das Zeitungspublikum: «Die Klubmitglieder entrichten einen substanziellen jährlichen Beitrag. Dafür erhalten sie jedes Jahr eine unverkäufliche Aktie der Zeitung. Sie werden Mitbesitzer.» Klingt ganz nach dem Modell der «Republik». Aber die nennt Frey nicht. Auch den «Guardian» erwähnt er nicht, der schon länger ein Klubmodell eingeführt hat. Natürlich hat der Professor deswegen nicht unrecht mit seiner Idee. Aber seine Überlegungen wären wohl etwas fundierter ausgefallen, wenn er sich an der real existierenden Praxis orientiert und nicht nur frei drauflos formuliert hätte.
Eine Ikone des Musikjournalismus verschwindet. Nach 65 Jahren stellt der New Musical Express, bekannt unter seinem Kürzel NME, das gedruckte Magazin ein. In seiner besten Zeit in den 1970er-Jahren verkaufte das Blatt wöchentlich um die 300’000 Exemplare. Den Anfang vom Ende markierte der Entscheid, ab 2015 das Heft gratis in Ladengeschäften auszulegen. Das rentiere sich jetzt nicht mehr, teilt der Verlag Time Inc. mit und will die Marke nun digital weiterführen.