von Miriam Suter

«‹Ernst› ist eine Randfigur im Journalismus»

Braucht es ein «Gesellschaftsmagazin für den Mann»? Für Adrian Soller, Redaktionsleiter und Gründer des «Ernst»-Magazins aus Winterthur, steht fest: Nein. Trotzdem ist «Ernst» das Einzige, was ihn im Journalismus hält.




In einer kleinen Redaktionsstube in Winterthur entsteht das «Ernst»-Magazin. «Das Gesellschaftsmagazin für den Mann» steht auf dem Cover. Das Herzstück des Magazins sind die literarischen Reportagen und Porträts. Getragen wird «Ernst» vom Verein Männerzeitung, Mitglieder sind die Macherinnen und Macher des Magazins selber. «Ernst» entstand 2005 als Nachfolgeprojekt der «Männerzeitung». Diese wiederum bestand seit 2001, damals gegründet als «männer.be» von Markus Theunert, der bekanntesten Schweizer Vertretung der Männerbewegung und dem ersten staatlichen Männerbeauftragten im deutschen Raum.

«Schlussendlich ist ‹Ernst› aber nicht weiblicher geworden, sondern einfach: besser.»
Die Wochenzeitung WOZ über das neue Magazin.

Als aus der «Männerzeitung» 2017 «Ernst» wurde, veränderte sich die Leserschaft: Mehr Frauen lesen seither das Magazin. Die «Männerzeitung» werde «weiblicher», schrieb daher die Berner Zeitung. Und die WOZ kritisierte am neugeborenen «Ernst», dass sich die Zeitschrift noch immer «an den Mann richte» und darum alte Rollenbilder zementiere. Die WOZ stellte aber auch fest: «Trotzdem: Dass ‹Ernst› dem Bild des holzhackenden, fleischfressenden Muskelprotzes etwas entgegensetzt und sich aufmacht, andere Entwürfe von Männlichkeit zu porträtieren, ist wichtig und richtig. Schlussendlich ist ‹Ernst› aber nicht weiblicher geworden, sondern einfach: besser.»

Auf der Website des «Gesellschaftsmagazins für Männer» steht: «‹Ernst› macht guten Journalismus. Und das steht bei uns an erster Stelle. Wir produzieren nicht nur Content, sondern schauen hin und nehmen teil.» Und das zahlt sich aus: 90 Prozent der Einnahmen, die das unabhängige, selbstverwaltete Magazin macht, kommen durch Abonnements.

Für Adrian Soller, «Ernst»-Gründer und Redaktionsleiter, ist «Ernst» der wichtigste Grund, überhaupt noch im Journalismus zu bleiben. Er erzählt in der neuen Ausgabe der Videokolumne, was falsch läuft in der Medienwelt und ob es überhaupt ein Magazin eigens für Männer braucht.