von Robert Ruoff

Eine Sternstunde des Service public: «Wenn wir jetzt schon miteinander denken …»

Es ist bezeichnend für den Zustand der Medien im Allgemeinen und den Service public im Speziellen: Foren für die wesentlichen Fragen zur Zukunft der öffentlichen Kommunikation fristen ein Dasein am Rand der Programme und Plattformen. Regelmässig Raum dafür bietet die «Sternstunde Philosophie» vom Schweizer Fernsehen SRF. So auch jüngst wieder beim angeregten und anregenden Gespräch von Moderatorin Barbara Bleisch mit ihren Gästen Kübra Gümüsay und Bernhard Pörksen.

«20 Minuten» lanciert ein neues Ressort: «One Love» mit Themen rund um Liebe, Sex und Dating. Ringier ist mit «Blick TV» gestartet und bietet Bewegtbild-Kurzfutter vom Boulevard. Die Videos sind der «Content», der die Werbung zum Publikum trägt. Und Ringier ist jetzt der grosse Fernsehvermarkter, nachdem das Medienunternehmen die Swisscom-Anteile an «Admeira» gekauft hat, gestärkt durch die Kapitalzufuhr der «Mobiliar». Und die SRG, die ihre Werbevermarkterin «Publisuisse» 2016 in «Admeira» eingebracht hat, ist jetzt nur noch Kunde von Ringier. Gleichzeitig meldet die SRG Sparmassnahmen und Stellenabbau und versucht immer noch, ein paar Werbefranken für den Qualitätsjournalismus zu retten.

Die Kommerzialisierung der Schweizer Medien unter dem Gesetz der kapitalistischen Digitalisierung ist also in vollem Gang. Die Verflechtung von Medienhäusern mit kapitalstarken Wirtschaftsunternehmen wird transparent und die SRG versucht noch einmal, durch «coopetition», durch Kooperation und Kompetition, ihre kommerziellen Einnahmen zu retten. Nachdem sie sich mit diesem Vorgehen bereits in Abhängigkeit begeben hat. Damit stehen wir vor dem vielleicht zweitletzten «Window of Opportunity», der vielleicht zweitletzten Chance zur Erhaltung von Qualitätsjournalismus. Die letzte wäre dann der definitive Verzicht auf Werbung. Wenn nicht auch bei der SRG der «Content» in erster Linie zum Transportmittel von Werbung wird.

Die «Sternstunden» konnten – ganz unbemerkt – im vergangenen Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiern. Als Randerscheinung sozusagen.

Noch firmiert die SRG als Unternehmen des Service public. Noch läuft am Sonntagmorgen, wenn manche Menschen in die Kirche gehen oder zum Frühschoppen, die «Sternstunde Philosophie» in einer Reihe mit der «Sternstunde Religion» und der «Sternstunde Kunst».

Die «Sternstunden» konnten – ganz unbemerkt – im vergangenen Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiern. Als Randerscheinung sozusagen. Auch wenn sie eine ganz wesentliche Aufgabe wahrnehmen für den Auftrag und die Wahrnehmung, für die Akzeptanz der SRG.

Mehr noch: Ein tschechoslowakischer Emigrant hat mir nach der Unterdrückung des «Sozialismus mit menschlichem Antlitz» durch die sowjetischen Panzer im August 1968 gesagt: «Wenn die öffentliche, demokratische Diskussion nicht mehr gelingt, wenn sie ihren Beitrag zur politischen Debatte nicht mehr wirklich leistet, dann übernimmt die Kultur die politische Aufklärung.»

Gar so schlimm ist es nicht im Service public der SRG. Aber man kann feststellen, dass die «Sternstunde Philosophie» in ihrer sonntäglichen Randzeit Fragen stellt, die eigentlich ins Hauptprogramm eines Service public gehören. Es muss ja nicht immer gleich «Was die Macht mit uns macht» (mit Martin Saar) sein, aber schon: «Wie geht Demokratie?» (in Anlehnung an Jürgen Habermas) oder sogar «Die Suche nach der perfekten Gemeinschaft» (mit Charles Taylor). Die Frage «Schafft sich die Menschheit bald ab?» (mit Grame Maxton, Club of Rome), beschäftigt uns sowieso alle oder zumindest viele von uns, und vielleicht auch: Wie weit ist ziviler Ungehorsam erlaubt, vielleicht sogar geboten, wie im Einsatz von «Extinction Rebellion» gegen den Klimawandel? Und manches treibt uns um, wie die «Künstliche Intelligenz» (mit Ranga Yogeshwar), das «genetisch modifizierte Baby» (mit Svante Pääbo und die Effy Vayena) oder «Digitalisierung verstehen!» (mit Armin Nassehi).

Sicher ist: «Wir müssen reden» (mit Laura de Weck und Romy Jaster), auch und gerade mit Andersdenkenden, und zwar «Reden – nicht brüllen» (mit Bernhard Pörksen und Kübra Gümüsay).

Alle diese Themen fristen eine Randexistenz im Programm des Schweizer Fernsehens SRF. Dabei sind diese Gespräche manchmal nicht nur dem Namen nach, sondern auch in ihrer Verwirklichung echte Sternstunden, so auch zuletzt am 17. Februar 2020, mit Bernhard Pörksen und Kübra Gümüsay und der Moderation von Barbara Bleisch. Es war ein Meisterstück im Zusammenwirken der drei.

Kübra Gümüsay habe ich nun also kennengelernt bei dieser Gelegenheit, vor dem Bildschirm. Man kann sie eine muslimische Feministin nennen, sie bezeichnet sich selber als «intellektuelle Putzfrau», die während Jahren hinter den Hassern her wischte, den Rassisten, Sexisten, bis an den Rand der Erschöpfung, bis sie zurückgefunden hat zu sich selber, zu ihren eigenen Ideen, zum konstruktiven Gespräch, zur «organized love» und zu einem neuen Verständnis der Beziehung zwischen «Sprache und Sein». So der Titel ihres jüngsten Buchs.

Der Medienforscher Bernhard Pörksen ist spätestens seit seinem Buch über «Die grosse Gereiztheit» allen bekannt, die sich kritisch mit den Folgen der Digitalisierung für die Kommunikationsgesellschaft auseinandersetzen, und mit den Gesetzen, die in der Architektur der «sozialen Medien» im «postfaktischen Zeitalter» gelten. Er setzt den Entwurf einer «redaktionellen Gesellschaft» dagegen, in der die ethischen und handwerklichen Regeln des Journalismus nicht mehr nur für die professionellen Medienschaffenden gelten, sondern für alle, die sich öffentlich äussern. Und das kann unter den Bedingungen der digitalen Informationstechnologie heute jede und jeder sein.

Die «Sternstunde Philosophie» eröffnen Pörksen und Gümüsay zusammen mit Bleisch mit einer präzisen, pointierten Kritik an den üblichen Talk-Sendungen des Fernsehens.

In seinem neuen Buch kehrt Pörksen zusammen mit dem Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun zu einer Grundform der Kommunikation zurück: «Die Kunst des Miteinander-Redens». Die Autoren finden, diese Kunst könnte «zu einer Schule der Demokratie und des guten Miteinander-Lebens werden». Über dieses Buch und über das von Kübra Gümüsay («Sprache und Sein») wollten sie gemeinsam reden.

Die «Sternstunde Philosophie» eröffnen Pörksen und Gümüsay zusammen mit Bleisch aber mit einer präzisen, pointierten Kritik an den üblichen Talk-Sendungen des Fernsehens, die mit destruktiven Thesen das Thema setzen, und wo die Studiogäste brav ihre Rollen zugeteilt erhalten: die muslimische Frau mit Kopftuch, der Ostdeutsche oder der melancholische Medientheoretiker, der gelegentlich ein paar schwer verständliche Sätze spricht (die die Moderatorin dann erklärt), kurz: Es ist «scripted reality», die Rollen sind fixiert, die Gegensätze festgelegt, und die Frage stellt sich, warum man eigentlich miteinander spricht.

Wir schenken den Pöblern Aufmerksamkeit, und diese zunehmende Aufmerksamkeit wird von vielen gleichgesetzt mit Relevanz.

Und bei allem gehlte, privat oder politisch, die «Polarisierungsformel»: «Ich bin das Ideal … Du bist der Skandal» (Pörksen). Die Formel gilt für die etablierten, «alten» Massenmedien, sie gilt für die privaten Konflikte und sie gilt für die «sozialen Medien», denen sich die Runde für eine Weile zuwendet. Sie konstatiert eine enorme Dominanz von den Rändern her, von denen sich die Pöbler lautstark melden: «Fünf Prozent der Kommentierenden sind für 50 Prozent aller Hasskommentare verantwortlich, konstatieren Studien» (Gümüsay). Und wir belohnen das falsche Verhalten von Menschen, die so tun, als hätten sie für alles eine klare Antwort. Wir schenken ihnen Aufmerksamkeit, und diese zunehmende Aufmerksamkeit wird von vielen gleichgesetzt mit Relevanz.

So kann der AfD-Vize Alexander Gauland über den dunkelhäutigen deutschen Nationalspieler Jerome Boateng sagen, die Leute fänden ihn zwar als Fussballer gut. «Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.» Und das führt dann dazu, so Kübra Gümüsay, dass in den etablierten Medien reihum Talkrunden stattfinden zur Frage, ob denn «ein Boateng» als Nachbar erwünscht wäre.

«Wir können miteinander streiten bis zu dem Punkt, an dem mir meine Menschlichkeit abgesprochen wird.»
Kübra Gümüsay

Sicher ist, dass Alexander Gauland als Studiogast in der «Arena» des Schweizer Fernsehens erwünscht war. So wird Dummheit und völkisches Denken für relevant erklärt, und entscheidende Grenzlinien werden nicht gezogen, die besagen, dass Menschenfeindlichkeit das Ende des Gesprächs bedeutet, und dass man mit Brüllern im öffentlichen Fernsehen nicht diskutiert und mit Rassisten und Faschisten schon gar nicht. Gümüsay: «Wir können miteinander streiten bis zu dem Punkt, an dem mir meine Menschlichkeit abgesprochen wird. Das ist eine unzulässige Grenzüberschreitung.»

Die «Sternstunde» über «Reden – nicht brüllen» war das genaue Gegenteil: Sie war Offenheit gegenüber den Gesprächspartner*innen. Ausdruck jener gegenseitigen Wertschätzung, ohne die ein gutes Gespräch nicht gelingen kann. Auf der Grundlage der Wertschätzung hingegen kann das Gespräch zu einer höchst erfreulichen Zusammenarbeit für gemeinsame Erkenntnis werden. «Ein Dialog ist ein Tanz des Denkens, ohne Bevormundung», sagte Pörksen. Er ist auch eine «ästhetische Verführung» und ein intellektueller Genuss für die Beteiligten vor der Kamera und vor den Bildschirmen.

Vielfalt der Blickwinkel heisst nicht einfach gegensätzliche Positionen.

Das bedeutet auch Wertschätzung der unterschiedlichen Blickwinkel der beteiligten Menschen. Sie heben aus den verschiedenen Perspektiven unterschiedliche Elemente der Wirklichkeit ins Bewusstsein. Damit machen sie die realitätsgerechten Aussagen über den Gesprächsgegenstand erst möglich. Man nennt das Wahrheit.

Vielfalt der Blickwinkel heisst also nicht einfach gegensätzliche Positionen, sondern Bereicherung der Wahrnehmung der Dinge, die wir von ihren verschiedenen Seiten betrachten oder in ihren unterschiedlichen Zuständen. Und es bedeutet nicht zuletzt zu entscheiden, welche Fragen wichtig sind, relevant für die Beurteilung eines Vorgangs oder für eine politische Entscheidung. Oder für die Wahrheitsfindung.

Denn, es stimmt zwar, wie Gümüsay sagt: «Wenn ein Mensch glaubt, seine Perspektive sei die einzig richtige, dann ist es ein Mangel an Demut.» Und trotzdem müssen wir, wenn wir in der Welt bestehen wollen, «um das, was wir Wahrheit nennen, immer neu ringen, neu streiten» (Pörksen). Denn, so Bleisch: «Es gibt auch blanke Lügen.»

Und, so Pörksen, es gibt auch einen Pseudo-Zweifel, auf den wir uns nicht einlassen dürfen: «Wir können uns nicht bei der Industrie der Klimaleugner unterhaken» und «Trumps Wahrheitszweifel ist nichts als ein Instrument der Macht». Er, der Präsident, sagt, was wahr ist und was falsch. Und dem müssen wir uns mit einer klaren Haltung entgegenstellen: «Wir brauchen so etwas wie Tatsachen-Wahrheit und den Streit darüber.» Und das immer mit einer Grundhaltung von Demut und Empathie, in der sich die kritische Selbstwahrnehmung verbindet mit Offenheit für die Lage und die Lebensbedingungen der anderen, die an diesem Gespräch teilnehmen.

«Wie kann unter den neuen Medienbedingungen eine neue Aufklärung gelingen?»
Bernhard Pörksen

Diese Werthaltung verdichtet sich so im Dreigespräch zwischen der Moderatorin Barbara Bleisch, der Journalistin und Aktivistin Kübra Gümüsay und dem Medienprofessor Bernhard Pörksen, dass die ursprüngliche Absicht sich verliert, über die neuen Bücher der beiden Gäste zu sprechen und dass Pörksens Grundfrage sich ins Zentrum schiebt: «Wie kann unter den neuen Medienbedingungen eine neue Aufklärung gelingen?» Seine Antwort ist «eine brutale Schlussfolgerung: Wir brauchen einen anderen Journalismus!»

«Der Journalismus ist von einem entsetzlichen Negativismus. Er hat ein Anreizsystem in Richtung des Abgrunds und des Katastrophischen. Der Journalismus ist fasziniert von dem Gedanken, dass er seine Unabhängigkeit zeigt über die Skandalisierung von Minifehlern. Der Journalismus ist fasziniert von der Idee, dass alles und jedes, was irgendwie einen Hauch von Wut und Empörung verspricht, ein relevantes Thema sein muss.»

Und Pörksen weiter: «Ich meine das ganz ernsthaft. Ich denke im Augenblick intensiv darüber nach: Brauchen wir nicht in einer Zeit, in der es Menschheitsherausforderungen wie den Klimawandel gibt, ein völlig anderes Relevanzkonzept des gegenwärtigen Journalismus?»

«Also, wenn wir hier jetzt schon miteinander denken und sagen: wir gehen jetzt ins Offene – das hat nichts mit den Büchern zu tun –, dann würde ich sagen; das ist eigentlich das Thema: Kann der Journalismus sich so ändern, kann er die ganzen blödsinnigen Frames abstreifen und endlich seriöse Relevanzkonzepte verfolgen: Ja oder Nein?»

«Das ist für mich die Schlüsselfrage, weil: Er bestimmt den öffentlichen Raum.»

Das war eindrückliche professorale Verdichtung, der man im Rückblick auf den Wahlkampf-Journalismus und manch Anderes durchaus zustimmen mochte – über weite Strecken Machtkampf- statt Themen-Journalismus, Schlagabtausch statt Erkenntnisförderung. Aber Barbara Bleisch widerspricht mit dem Hinweis, dass auch noch andere Akteure im Spiel sind, wie zum Beispiel «die Rezipienten, und die sozialen Medien.»

Ein Fernsehgespräch als Versuch, gemeinsam Erkenntnisse zu gewinnen

Und Pörksen: «… Sie haben Recht, das ist ein ungerechtfertigtes Pauschalurteil, das ich sofort angreifen würde, wenn ich es nicht selber geäussert hätte …» Er lacht. Engagement und Humor und Ernsthaftigkeit in einem Zug, die alle verwurzelt waren in dem einen Satz, den Pörksen in seinem Statement gesetzt hatte: «Wenn wir jetzt schon miteinander denken …»

Ein Fernsehgespräch als Versuch, gemeinsam Erkenntnisse zu gewinnen. Und das nach der Einstiegskritik an den üblichen Talkrunden des Fernsehens und kurz nach einer fundamentalen Kritik von Kübra Gümüsay: «Es fehlen die Räume des öffentlichen Denkens, es gibt einen Mangel des Zweifelns, des Zögerns, des Nachdenkens, des Innehaltens … mit einer Vorbildfunktion für die Gesellschaft.»

Was aber fehlt für die «Sternstunde Philosophie», ist der geeignete öffentliche Raum.

Diese «Sternstunde Philosophie» hatte das alles. Aus einer Befragung wurde ein Gespräch, aus einer moderierten Sendung wurde eine klug strukturierte Dreierrunde mit verbalen Beziehungsspielen – «ich ziehe jetzt auch eine Zwischenbilanz» –, aus korrigierten Fehlern wurden Schlussfolgerungen gezogen, aus einer Serie von Statements wurde dialektische Zusammenarbeit – «ja, aber auch…» –, und aus dieser Zusammenarbeit wurde gesammelter Erkenntnisgewinn für die Beteiligten und ihr Publikum.

Was aber fehlt für die «Sternstunde Philosophie», ist der geeignete öffentliche Raum. Dieses Gespräch war nicht nur prominent und spannend besetzt. Es war über weite Strecken ein immer noch zunehmender Genuss und es löste ein, was die Mitspieler*innen selber von einem lebendigen, erkenntnisorientierten Gespräch verlangten.

Das muss nicht der «Sternstunde» vorbehalten bleiben. Auch in der «Arena» ist dies Haltung möglich, wenn sie denn nur darauf ausgelegt wäre – von der Moderation bis zur Sitz- statt Standordnung. Und es geht sogar im Stehen, wie die ganz wenigen Beispiele zeigen, bei denen die politischen Gegenspieler*innen von rechts und links sich aufeinander zubewegt und sogar zu einem konstruktiven Austausch verabredet haben. Auch das, vielleicht gerade das, kann beim Publikum emotionale Bindung auslösen.

Das beispielhafte Gespräch der «Sternstunde» erreichte gerade mal 12’000 Zuschauer*innen. Das entspricht einem Marktanteil von 2,7 Prozent. Parallel lief auf SRF 2 Ski alpin: Slalom Frauen mit 268’000 Zuschauer*innen und einem Marktanteil von 50,3 Prozent und dann noch Skifliegen mit 95’000 Zuschauer*innen und einem Marktanteil von 21, 7 Prozent.

Und im ganzen Jahr 2019 erreichte die «Sternstunde Philosophie» unter solchen wiederkehrenden Bedingungen im Durchschnitt 22’000 Zuschauer*innen, entsprechend einem Marktanteil von 5,9 Prozent. Der Service public bringt sich mit dieser Programmierung und diesen Zahlen selber um, seit Langem schon.

Es müsste also einen zweiten Sendeplatz geben für die «Sternstunde», im «Audience flow» von SRF 2, am frühen Hauptabend.

Selbstverständlich kann dieser symbolisch wertvolle Sonntagmorgen bleiben. Und selbstverständlich muss die «Sternstunde» ihren guten Platz haben auf srf.ch und auch auf der nationalen Videoplattform der SRG ab kommendem Herbst.

Aber der Fluss des linearen Fernsehprogramms ist ein anderer, als die unvermittelt unmittelbare Form des Marketings auf den Online-Plattformen. Das Programm kann auch ein Publikum erschliessen, das nicht nach einem Thema sucht, sondern im ungeplanten Programmfluss vielleicht seine Interessen neu entdeckt.

Es müsste also einen zweiten Sendeplatz geben für die «Sternstunde», im «Audience flow» von SRF 2, am frühen Hauptabend – nicht wieder gegen den Sport! – der auf dem Sender prominent beworben wird, um so die 15 bis 20 Prozent der interessierten Menschen in der Schweiz vertraut zu machen mit diesem durchwegs substantiellen und attraktiven Angebot im Kern des Service public. Alles andere ist Kernschmelze.

Bild: Greg Rakozy on Unsplash

Leserbeiträge

Günther Kuhn 22. Februar 2020, 00:32

Das beispielhafte Gespräch der «Sternstunde» erreichte gerade mal 12’000 Zuschauer*innen. Das entspricht einem Marktanteil von 2,7 Prozent. Parallel lief auf SRF 2 Ski alpin: Slalom Frauen mit 268’000 Zuschauer*innen und einem Marktanteil von 50,3 Prozent und dann noch Skifliegen mit 95’000 Zuschauer*innen und einem Marktanteil von 21, 7 Prozent.

Das zeigt doch, für was sich das Gros der Bevölkerung interessiert…

Wäre ein netter Versuch, Sternstunde am frühen Hauptabend zu bringen und die Empörung aller zu messen, die sich dann doch lieber für Sky oder was auch immer entscheiden 🙂 …

Robert Weingart 22. Februar 2020, 22:44

@Kuhn: Treffende Analyse, die den Zustand der heutigen, teilweise degenerierten Gesellschaft hierzulande wiederspiegelt.

Peter Zwyssig 24. Februar 2020, 10:23

Ähm, da kann ich ja alle Sternstunden selber gucken – und habe immer noch weniger Zeit verbraten als beim Lesen dieses Artikels. Waaaay to long.