Das Gegenteil von «Lügenpresse»
Wenn Medien sich nicht an wüsten Spekulationen beteiligen, ist das nicht «Kleinreden» oder «political correctness», sondern ganz einfach: journalistisches Handwerk
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Wenn Medien sich nicht an wüsten Spekulationen beteiligen, ist das nicht «Kleinreden» oder «political correctness», sondern ganz einfach: journalistisches Handwerk
Natürlich geht es bei der Betrugsaffäre im «Spiegel» vor allem um den «Spiegel» und seinen Redakteur. Bei der Frage, was den Journalisten dazu getrieben hat, sich für perfekte Geschichten etwas zusammenzureimen, ist dann aber schnell auch von den immer mehr Journalistenpreisen die Rede, die er sich geholt hat. Das mag ein Nebenschauplatz dieses Unglücks sein, Weiterlesen …
Die Affäre um die gefälschten «Spiegel»-Reportagen von Claas Relotius dürfe nicht dazu führen, dass in einer Redaktion ein System des generellen Misstrauens entstehe, sagte die «Spiegel»-Anteilseignerin Franziska Augstein im Dlf. Der Fall könnte vielmehr eine gute Lehre für alle Journalisten sein.
Fergus Falls in Minnesota ist einer der Orte, über die Claas Relotius Unwahrheiten verbreitete. Unterwegs in einer Kleinstadt, bei der sich der SPIEGEL nur entschuldigen kann.
Mein Reportergefühl, das mit den Jahren immer stärker wird, ist, dass ich in einem sehr vermessenen Beruf arbeite. Man fliegt irgendwohin, taucht kurz in das Leben anderer Menschen ein, manchmal nur für ein paar Stunden.
Der Schriftsteller Robert Menasse hat in Essays und Reden Zitate des Politikers Walter Hallstein über die Auflösung der Nationen in Europa erfunden. Seine Verteidigung: Als Dichter dürfe er das.
Auch die «Weltwoche» fiel auf den Fälscher Claas Relotius herein. Sie druckte ganze 28 Texte von ihm. Seit dies bekannt wurde, ist Besitzer Roger Köppel abgetaucht.
Ein deutscher Journalist manipuliert im grossen Stil Reportagen. Auch die «NZZ am Sonntag» publizierte vor einigen Jahren sechs Texte von ihm. Mindestens zwei enthalten erfundene Personen.