Das Gegenteil von «Lügenpresse»
Wenn Medien sich nicht an wüsten Spekulationen beteiligen, ist das nicht «Kleinreden» oder «political correctness», sondern ganz einfach: journalistisches Handwerk
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Die Lesetipps dieses Themenbereichs werden kuratiert von Nick Lüthi, redaktion@medienwoche.ch.
Wenn Medien sich nicht an wüsten Spekulationen beteiligen, ist das nicht «Kleinreden» oder «political correctness», sondern ganz einfach: journalistisches Handwerk
Gegen den ehemaligen «Spiegel»-Redakteur Claas Relotius gibt es neue Vorwürfe. Er hat offenbar Leser ermuntert, Geld für Protagonisten seiner Texte zu spenden. Das Geld sei auf seinem Privatkonto gelandet.
Bereits 2017 waren beim «Spiegel» hausintern massive Widersprüche in einer Reportage von Claas Relotius aufgefallen. Doch die Hinweise von Kollegen blieben folgenlos.
Der Fall Claas Relotius zeigt die offene Flanke des Edelfederjournalismus: Die Medienbranche muss sich der Macht der narrativen Verführung bewusst werden.
Der Medienbetrieb setzt Anreize für Betrüger. Er lässt sich vom schönen Wort blenden und verachtet die «Langweiler», die seriös, aber unspektakulär die Weltlage reflektieren.
Reporter haben in der Gesellschaft eine Aufgabe zu erfüllen: Sie setzen das Bild der Welt zusammen. Wenn sie dabei lügen, stimmt die Welt nicht mehr.
Der Münchener Fotograf Mirco Taliercio half seinem Freund Juan Moreno, einen der grössten Skandale des deutschen Journalismus aufzudecken und erlebte dabei einen Medienkrimi.
Während die vorweihnachtlichen Schlagzeilen vom Fall Claas Relotius beherrscht werden, stellt sich dem Betrachter mitunter die Frage, wie jene öffentlichen Selbstreinigungsakte der Zeitungsmedien eigentlich zu lesen sind – und was sie mit Blick auf die Geschichte des journalistischen Fakes bedeuten. Wir haben uns darüber mit demjenigen unterhalten, der es am besten wissen muss: Tom Kummer, Weiterlesen …