Haben die Schweizer Medienkonzerne den Bezug zur Gesellschaft verloren?
Wenn sich prosperierende Firmen für staatliche Hilfsgelder stark machen, dann stimmt etwas nicht: Die Grossen wollen Geld, die Kleinen und die Neuen brauchen es. Auch sonst scheinen grosse Medienhäuser den Bezug zur Gesellschaft zu verlieren. Anmerkungen zur Befindlichkeit der Branche.
«Money makes the world go around», heisst es im Lied von John Kander und Fred Epp, das Liza Minnelli mit ihrem Auftritt im Film «Cabaret» berühmt gemacht hat. Das Lied beschreibe «stark vereinfacht und stark karikierend», sagt Wikipedia, «die Rolle des internationalen Geldes in der Wirtschaft» und im Alltagsleben der Menschen vor ziemlich genau hundert Jahren. Also zur Zeit der Weltwirtschaftskrise, nach dem Ersten Weltkrieg.
Sie haben das Lied nicht gespielt am Swiss Media Forum vom 22. und 23. September 2021, wenn ich nicht etwas verpasst habe bei der Musik nach dem Mediendinner. Aber sie hätten es spielen können, jetzt, nach der Verabschiedung des Medienförderungspakets im National- und Ständerat. «Money, Money» hält auch die Medienwelt in Gang.
Nicht zu unterschätzen ist die Reichweite der Gratismedien, die keine Medienförderung bekommen und deshalb in die Opposition gehen.
Aber das Referendum gegen die Medienförderung hängt noch in der Luft; es ist in kurzer Zeit zustande gekommen, und es ist eine breite Front. Sie beginnt bei den «Freunden der Verfassung» und erfasst einen guten Teil des gegenwärtigen Protestpotentials von Impf- und Massnahmengegnern. Sie reicht politisch von der SVP und FDP und mobilisierungsfähigen Mitgliedern ihrer Jungparteien bis zu prominenten Vertretern der Partei «Die Mitte». Sie hat publizistisches Potenzial in der «Weltwoche», beim «Nebelspalter», beim «Schweizer Monat» und bis hinein in die Redaktion der NZZ. Der NZZ-Verlag heisst zwar die geplante Presseförderung gut, aber er lässt «als urliberales Unternehmen» der Redaktion freien Kopf und freie Hand. Das hat Felix Graf, CEO der NZZ-Mediengruppe, auf dem Podium des Swiss Media Forum bestätigt. Und nicht zu unterschätzen ist die Reichweite der (werbefinanzierten) Gratismedien, die keine Unterstützung bekommen und deshalb in die Opposition gehen.
Die Gegner der Medienförderung nutzen denn auch jede Gelegenheit zum Angriff. «Die Schweizer Medien informieren nur, wenn es ihnen nützt», schreiben die Referendums-Komitees auf einem Flugblatt, und Kurt W. Zimmermann äusserte sich in der «Weltwoche» ausführlich und sarkastisch über eine «Anleitung zur Selbstdemontage». Beide prangern die Tatsache an, dass «alle Schweizer Zeitungen das erfolgreiche Referendum gegen das neue Mediengesetz» totgeschwiegen haben. «Es ist ein einzigartiges Versagen des Schweizer Journalismus und der Schweizer Verlagskultur», schreibt Zimmermann in der «Weltwoche».
Die Verlagschefs schworen alle hoch und heilig, es habe keine Absprachen und keine Anweisungen gegeben für die Berichterstattung über das Referendum.
Die am Swiss Media Forum zur sogenannten Elefantenrunde versammelten Chefs der Medienhäuser – Felix Graf (NZZ), Marco Boselli (Tamedia), Marc Walder (Ringier) und Axel Wüstmann (CH Media) – schworen alle hoch und heilig, es habe keine Absprachen und keine Anweisungen gegeben. Das wollen wir ihnen gerne glauben. Aber würde das nicht den Verdacht wecken, dass der interessengeleitete Journalismus in Medienfragen bei den Redaktionen bereits so weit verinnerlicht ist, dass es Absprachen und Anweisungen schon gar nicht mehr braucht? Der Vollständigkeit halber sei aber erwähnt, dass dieselben Redaktionen auch den Kampagnenstart des Verlegerverbands für die Medienförderung nicht vermeldet haben.
«Welcome to the Club», hat SRG-Generaldirektor Gilles Marchand in dieser Diskussion erklärt, und er meinte damit, dass die privaten Medienunternehmen jetzt selbst erfahren, was «No Billag» bedeutet hat. Bei der SRG sei es 2018 um die Existenz gegangen. Und die SRG-Journalisten hätten trotzdem und zu Recht sehr breit und sehr sorgfältig auch von den «No Billag»-Aktivitäten berichtet, um nur schon den falschen Schein einer Parteilichkeit zu vermeiden.
Das gilt auch und gerade, weil eine Ablehnung der Medienförderung für kleine, lokale und regionale Publikationen und für manche der neueren Online-Angebote auch tödlich sein könnte. Für die wohlhabenden Verlagshäuser könnte sie einfach schmerzhaft werden.
Die 30 Millionen für die Online-Medien sind keine besonders grosse Summe, wenn man bedenkt, dass die digitale Verbreitung die Zustellung von gedrucktem Papier in absehbarer Zeit weitgehend ablösen wird.
Es geht um 50 Millionen Franken für die Ermässigung der Tageszustellung von abonnierten Zeitungen und Zeitschriften, und um weitere 40 Millionen für die Früh- und Sonntagszustellung, die neu sind im Förderangebot. Neu ist auch die Förderung von Online-Medien vorgesehen. 30 Millionen sollen sie bekommen. Das ist keine besonders grosse Summe, wenn man bedenkt, dass die digitale Verbreitung die Zustellung von gedrucktem Papier in absehbarer Zeit weitgehend ablösen wird. «Gefördert würden Angebote, die von ihrer Leserschaft mitfinanziert werden», schreibt das Bakom. Und: «Der Bund macht (diesen) Medien keine inhaltlichen Vorgaben». Einen Leistungsauftrag wie bei der SRG oder bei konzessionierten privaten Lokalradios und regionalen TV-Stationen haben die privaten Verlagshäuser im Gesetzgebungsverfahren erfolgreich abgewehrt. Die grossen privaten Verlage haben eine starke Lobby im Bundeshaus.
Aber die Front der Gegner könnte noch wachsen. Felix E. Müller, bis September 2017 Chefredaktor der «NZZ am Sonntag», beschreibt in seiner Kolumne, «dass die beiden Unternehmen TX Group (einst Tamedia) und Ringier» am 31. August 2021 bekanntgaben, «dass sie ihre Onlinemarktplätze in einer gemeinsamen Firma zusammenführen und diese gelegentlich an die Börse bringen wollen. Schätzungen gehen davon aus, dass dies bis zu zwei Milliarden Franken generieren könnte.» Und Müller schliesst daraus messerscharf: «Nun zeichnet sich ab, dass sich auch die Linken von diesem Gesetz abwenden, an dem sie immer schon die Unterstützung für die Grossverlage gestört hat. Denn: Haben sie nicht gerade ihre unternehmerische Fähigkeit unter Beweis gestellt, mit eigenen – kapitalistischen! – Methoden zu Geld zu kommen?»
Tatsache ist, dass etliche aufmerksame Beobachter sich angesichts der Fusion der Inserate-Plattformen von TX Group und Ringier die Frage gestellt haben, ob das journalistische Geschäft für die beiden Grossunternehmen nun definitiv zu einer Nebentätigkeit werden soll.
Ein wenig Quersubventionierung würde die gemeine Leserschaft sicher schätzen, wenn damit der Abbau des Journalismus gestoppt würde.
Tatsache ist aber auch, dass sich nicht nur «die Linken» schon länger die Frage stellen, warum sich der Unternehmer Dr. Pietro Supino nicht dazu entschliessen kann, aus dem beträchtlichen Ertrag seiner kommerziellen Handels- und Werbeplattformen ein paar Millionen an den Verleger Dr. Pietro Supino zu überweisen. Die Inserate waren ja bis Ende der 1990er-Jahre fester Bestandteil des Zeitungsgeschäfts. Ein wenig Quersubventionierung ist vielleicht für die Unternehmensberater von McKinsey eine Todsünde, aber die gemeine Leserschaft würde es sicher schätzen, wenn der Abbau der journalistischen Stellen bei Tamedia und die daraus fast zwangsläufig folgende Ausdünnung journalistischer Qualität und Vielfalt beendet (oder sogar rückgängig gemacht) würde.
Viele «Linke» und andere unbelehrbare Verfechter der direkten Demokratie machen allerdings eine differenzierte Überlegung. Die TX Group und Ringier würden die Ablehnung der Medienförderung überleben. Für kleinere Unternehmen ist eine finanzielle Unterstützung in den nächsten Jahren aber eine Überlebensfrage.
«Wir nähern uns dem Kipp-Punkt. Wenn der Baum angesägt ist, steht er noch eine Weile. Aber dann …»
Gilbert Bühler, CEO «Freiburger Nachrichten»
Gilbert Bühler, CEO der «Freiburger Nachrichten» und Präsidiumsmitglied im Verband Schweizer Medien, liefert ein paar Fakten am Beispiel der Zeitung, für die er verantwortlich ist. Vorweg seine Kernaussage: «Ohne Medienförderung ist die Transformation ins Digitale nicht zu schaffen.» Bühler sagt das für eine Zeitung, die in der Bevölkerung gut verankert ist. Die «Freiburger Nachrichten» machen einen Umsatz von rund 12.5 Millionen Franken im Jahr, sie haben knapp 500 treue Aktionäre. Aber sie haben seit 2008 über 55 Prozent des Werbeumsatzes verloren und unter anderem deshalb den Abonnementspreis von 275 auf 428 Franken erhöht, also um rund 60 Prozent. Und die Abonnenten haben das mitgetragen. «Aber», sagt Bühler, «wir nähern uns dem Kipp-Punkt.» Sprich: «Wenn der Baum angesägt ist, steht er noch eine Weile. Aber dann …»
Simon Jacoby, Co-Präsident des Verbands «Medien mit Zukunft» und Chefredaktor des Zürcher Online-Portals «Tsüri», sieht das ähnlich. Er sagt: «Eine Ablehnung der Medienförderung wäre dramatisch, weil dann nicht einfach etwas Neues kommt, sondern wir auf Jahre hinaus blockiert wären.» Wenn es gut läuft, kann «Tsüri» nach und nach das Angebot ausbauen. Aber das heisst, «dass wir immer noch kleine Brötchen backen und nur eine Nische bedienen». Und wenn es schief geht, «können uns drei finanziell schlechte Monate den Kopf kosten».
Es entstehen Mehrkosten für die parallele Distribution, wenn die Verlage einerseits bei der traditionellen Leserschaft bleiben und andererseits zukunftsfähig werden wollen.
Und so öffnet sich beim lokalen Online-Portal wie bei der Regionalzeitung ein neuer Spannungsbogen: Die «Freiburger Nachrichten» müssen wie nahezu alle gedruckten Zeitungen umstellen auf das Online-Angebot, weil das zum einen die Zukunft ist und zum Anderen im Vergleich zum Druck Produktions- und Vertriebskosten spart. Aber «90 Prozent der Leserschaft wollen zurzeit noch bedrucktes Papier», sagt CEO Gilbert Bühler. Das heisst: Es entstehen Mehrkosten für die parallele Distribution, wenn die Verlage einerseits bei der traditionellen Leserschaft bleiben und andererseits zukunftsfähig werden wollen. Dafür braucht es die Medienförderung. Wenn nicht, sagt Bühler, «dann wird das Freiburgerland eine Medienwüste». Und die jungen Online-Portale müssen wachsen und das Inhalts-Angebot ausbauen, um die Interessen der Nutzenden zu bedienen und ihre Mitwirkung verstärken zu können.
Das ist auch der Punkt der am Swiss Media Forum anwesenden Bundesrätin. «Grundversorgung» für die direkte Demokratie ist gefragt, erklärt Simonetta Sommaruga dem Publikum; sie erinnert dabei auch an die Pandemie mit ihrem Informationsbedarf, der Notwendigkeit von Vertrauen und Glaubwürdigkeit, auch gegen die gängige «Miesmacherei» und das «Schlechtmachen» der Arbeit des Bundesrats und der Medien. Sie unterstreicht die Bedeutung der «Medien vor Ort», der «Vielfalt» und der «Basis in der Gesellschaft, die die Medien mitfinanziert». In Krisensituationen kämen die einfachen Wahrheiten wieder ins Bewusstsein.
Publizistisch pflegt Bayard offenkundig ein Erfolgsrezept. Er verlangt von seinen Journalistinnen und Journalisten Begeisterung für die Region.
So kann man, wenn man will, auch die Geschichte des ehemaligen Walliser Mode-Unternehmers Fredy Bayard verstehen, die er am Swiss Media Forum erzählt. Irgendwann hatte er genug vom Kleiderhandel und verkaufte sein Unternehmen an die Mitarbeitenden. Nach einer Weile mit Reisen, Wandern und Rumhängen übernahm er 2018 die Mengis-Gruppe mit dem «Walliser Boten», der «Rhone-Zeitung» samt Druckerei und «Radio Rottu», und dynamisierte die Oberwalliser Mediengruppe erfolgreich ein bisschen. Und weil er ein kommunikativer Mensch ist, kam er in Kontakt mit dem Bieler Verleger Marc Gassmann, der sein Unternehmen aus familiären Gründen auf den 1. Januar 2021 verkaufen wollte – und Bayard übernahm auch dieses Medienunternehmen. Mit dem «Bieler Tagblatt», dem «Journal du Jura», Radio «Canal 3», «Tele Bielingue», einer Druckerei sowie dem «Zeitungspool Biel-Freiburg-Wallis» für die Inseratevermarktung entstehen geradezu ideale Synergien zwischen Wallis und Seeland.
Publizistisch pflegt Bayard offenkundig ein Erfolgsrezept. Er verlangt von seinen Journalistinnen und Journalisten Begeisterung für die Region, in der sie arbeiten, und einen Journalismus nach dem Prinzip: «Lasst alle Glocken läuten». Das heisst: Es müssen und sollen alle Meinungen Platz finden in Bayards Publikationen. Ansonsten greift er in die journalistische Arbeit nicht ein. Mit dem Ergebnis, dass sich die Zahl der Abonnements rasch spürbar gesteigert hat.
Bayard sorgte mit seinem Kauf der Bieler Medien nebenbei dafür, dass der Verlag nicht in die Hände von Tamedia gelangte.
Es gab darüber beim Swiss Media Forum zwar keine Diskussion, aber wer wollte, konnte aus Bayards Erzählung die Schlussfolgerung ziehen, dass die Verwurzelung in den Themen und im Meinungsaustausch mit der regionalen Leserschaft die Existenz nachhaltig sichert. Das gilt umso mehr, als Bayard mit seinem Kauf nebenbei auch noch dafür gesorgt hat, dass das Medienhaus Gassmann nicht in den zentralistisch organisierten Tamedia-Verlag integriert wurde, mit dem der Bieler Verlag zuvor kooperiert hatte.
Man darf ja die Frage stellen, ob eine ähnliche Nähe und Integration in die Gesellschaft bei den Medien der grossen Verlagshäuser heute auch noch gilt. Der Titel der Gesprächsrunde über ihre neuen Angebote in der Westschweiz hiess «Expansion von Deutschschweizer Medienunternehmen in die Suisse romande». Und tatsächlich handelt es sich um einen Vorstoss von Ringier, TX Group / Tamedia und AZ Medien in den publizistisch entleerten Raum der Suisse romande.
Alle drei neuen Angebote in der Romandie – die französischsprachigen Ausgaben von «Watson», «Blick» und «20 Minuten» – werden grundsätzlich aus der Deutschschweiz geleitet, auch wenn sie jeweils selbständige Redaktionen in der Westschweiz haben. Wobei Christian Dorer, Chefredaktor der «Blick»-Gruppe, beim Start des Westschweizer «Blick» betonte, dass die Redaktion in der Romandie völlig selbständig arbeite. Gleichzeitig betonen die Chefredaktoren bei der Präsentation am Swiss Media Forum vor allem die Tatsache, dass die Westschweizer Ausgaben Texte aus der Deutschschweiz übersetzen und übernehmen. Der journalistische Informationsfluss in die Gegenrichtung – von der Suisse romande in die Deutschschweiz – kam erst auf Nachfrage aus dem Publikum zur Sprache. Vielleicht steckt da doch ein Stück Deutschschweizer Dominanz drin? Es fiel übrigens auf, dass auch diese Debatte am Swiss Media Forum eine reine Männerrunde war. Die Chefredaktorin von «Watson» war offenbar verhindert.
Das wirft die Frage auf: Sind die grossen Medienhäuser nach wie vor zurückgeblieben hinter der gesellschaftlichen Entwicklung?
Rein männlich besetzt war selbstverständlich auch die Elefantenrunde. Da sassen in ihrer vollen Pracht die Top-Manager Axel Wüstmann (CH Media), Felix Graf (NZZ Mediengruppe), Marc Walder (Ringier), Marco Boselli (Tamedia) und Gilles Marchand (SRG). Der fragende Hinweis der (sehr präsenten) Moderatorin Maria Victoria Haas auf die nach wie vor exklusiv männliche Besetzung der obersten Führungspositionen bei den grossen Medienhäusern löste sofort und ringsum die reumütige Beteuerung aus, dass man sich dieses Problems schon lange bewusst sei und, so Marco Boselli von Tamedia, dass es des Protestbriefs der Redaktorinnen an die Direktion gar nicht bedurft hätte. Wofür selbstverständlich sowohl die Besetzung der Elefantenrunde als auch die geladenen Stargäste des Swiss Media Forum den lebendigen Gegenbeweis lieferten.
Eine gleichermassen exklusive Männerrunde präsentierte die mediale Expansion in der Westschweiz (immerhin ebenfalls mit Diskussionsleitung durch eine Frau). Beides ist 2021 ein Anachronismus. Das wirft die Frage auf: Sind die grossen Medienhäuser nach wie vor zurückgeblieben hinter der gesellschaftlichen Entwicklung?
Ist diese journalistische Zurückhaltung Ausdruck der redaktionellen Haltung des «Tages-Anzeigers» oder ist es einfach ein unglücklicher Zufall?
Ein anderes Ereignis weist auch in diese Richtung. Am 18. September 2021 haben 15’000 Personen in Bern gegen die Erhöhung des Rentenalters und die aufgegleiste Senkung des Rentenniveaus demonstriert. «Es war wohl die grösste Demonstration der letzten zwei Jahre», schreibt Andreas Fagetti in der WOZ. Und: «Dem ‹Tages-Anzeiger› waren der Aufmarsch und die Hintergründe des Protests in der Printausgabe keine Zeile mehr wert.» – Ist diese journalistische Zurückhaltung Ausdruck der redaktionellen Haltung des «Tages-Anzeigers», beziehungsweise der Tamedia-Zeitungen, oder ist es einfach ein unglücklicher Zufall?
Und ganz zum Schluss: Das Swiss Media Forum hat mit Martin Baron und Armin Wolf noch zwei angesehene Journalisten zu Referat und Interview eingeladen. Der Auftritt von Martin Baron (mehrfacher Pulitzer-Preisträger) war ein angenehmer Rückblick auf seine grundsätzlich bekannten Leistungen. Armin Wolf hat in einem Standard-Referat Bezug genommen auf bekannte Vorgänge (Trump, Alternative Fakten) und er hat zu Recht daran erinnert, dass «die Wirklichkeit das ist, was nicht weggeht, auch wenn du nicht daran glaubst».
Bei entspanntem Nachdenken – zirka zwei Minuten – wären hier zwei exzellente Journalistinnen in bedeutenden Führungspositionen leicht zu finden. Es wäre ein Beitrag zur Diversität und zur stärkeren Verwurzelung der Schweizer Medien in der gesellschaftlichen Realität gewesen.