Autor

Nick Lüthi

«Die ‹Republik› ist und bleibt ein Projekt gegen die Wahrscheinlichkeit»

Jüngst machte das Journalismus-Startup «Republik» von sich Reden mit gleich vier prominenten Abgängen, darunter die Geschäftsführerin. Das sei «kein Exodus», sondern «eine Transformation», betont Mitgründer Christof Moser im Gespräch mit Matthias Ackeret von persoenlich.com. «Jetzt ist die erste Phase des Aufbaus abgeschlossen, der Betrieb läuft und wir können den Fokus noch stärker darauf legen, worum es geht: Journalismus.» Damit dies Fokussierung gelingt, braucht es aber externe Hilfe. Eine Organisationsberaterin werde der «Republik» helfen, «die verschiedenen Arbeitskulturen von Journalisten, Entwicklerinnen, Community- und Marketing-Experten in einen publizistischen Weiterentwicklungsprozess zu vereinen.» Mit Blick auf die anstehende Erneuerung der Abos nach dem ersten Betriebsjahr gibt sich Moser realistisch. Man überlebe auch eine Erneuerungsquote von 50 Prozent, werde aber für 66 Prozent kämpfen. «Aber machen wir uns nichts vor», sagt Moser, «die ‹Republik› ist und bleibt ein Projekt gegen die Wahrscheinlichkeit, ein Hochrisikounterfangen.»

«Schluckt den Köder nicht!»

Im Rahmen ihrer Serie über Vertrauen hat die NZZ mit dem dänischen Philosophen Vincent F. Hendricks gesprochen. Der Professor an der Universität Kopenhagen beschreibt in seinem aktuellen Buch «Postfaktisch: Die neue Wirklichkeit in Zeiten von Bullshit, Fake News und Verschwörungstheorien» die Entwicklung hin zu einer postfaktischen Demokratie. Im Interview mit Marie-José Kolly und Tobias Ochsenbein erklärt Hendricks, welche Verantwortung die Medien tragen, wenn sie das Spiel von Trump & Co. mitmachen: «Sie haben den ‹Ihr seid Fake-News›-Köder geschluckt, den Trump ausgeworfen hat und mit dem er versucht hat, die Medien als Feinde der Bevölkerung darzustellen. Sofort haben die Medien begonnen, sich zu verteidigen und Trump zu verspotten. Das war Öl auf das Feuer der Trump-Anhänger. So haben die Medien den gegenteiligen Effekt erzielt von dem, was sie eigentlich wollten. Sie gaben dem Publikum eine Art Ausrede für ihr Misstrauen gegenüber den Medien, das ist fatal.»

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Der Begriff «online» gehört in die Mottenkiste

Man kennt die Frage aus zig Umfragen: Wie lange sind Menschen online am Tag? In Deutschland stellen sie ARD/ZDF seit über 20 Jahren. Und noch immer lautet sie gleich. Stephan Dörner, Chefredaktor des Tech-Magazins t3n, findet nun mit guten Gründen: Die Fragestellung ist überholt. «Die Aufteilung der Zeit in online und offline passt in die heutige Always-on-Welt der Smartphones so wenig wie noch nie», schreibt Dörner und nennt ein paar Beispiele. «Höre ich Podcasts oder Musik über einen Streaming-Dienst, gilt das als Online-Zeit – heruntergeladene Songs dagegen sind offline? Und was ist mit Songs und Filmen, die ich in Streaming-Apps wie Spotify und Netflix heruntergeladen habe und offline nutzen kann?» Fragen über Fragen, auf die die Antwort eigentlich nur lauten kann: «online» war gestern, heute ist «always-on».

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«No Billag» auf Dänisch

In Dänemark hat das Parlament die Gebühren für Radio- und TV abgeschafft. Neu wird der öffentliche Rundfunk aus dem Staatshaushalt finanziert. Die Umstellung erfolgt allerdings nicht kostenneutral, sondern zieht ein massives Sparprogramm nach sich. 400 Mitarbeitende werden entlassen, das sind mehr als zehn Prozent des bisherigen Personals. Gemäss der neuen Lizenz solle sich das dänische Radio und Fernsehen künftig auf das «Wesentliche beschränken». International beachtete Produktionen, wie etwa die Polit-Dramaserie «Borgen – Gefährliche Seilschaften», dürften künftig kaum noch zu finanzieren sein, glaubt Bruno Kaufmann, der für das das «Echo der Zeit» von Radio SRF die Entwicklung in Dänemark beleuchtet.

Viele Junge halten Influencer für glaubwürdiger als klassische Medien

Der neueste Media-Use-Index der Werbeagentur Y&R Group Switzerland zeigt einen weiteren Vertrauensverlust in die traditionellen Medien. «Bereits 30 Prozent der Digital Natives halten Influencer für glaubwürdiger als klassische Medien – Tendenz steigend», heisst es in der Studie. Ins gleiche Bild passt der zunehmende Bedeutungsverlust der gedruckten Zeitung. Weniger als die Hälfte der befragten Menschen in der Schweiz nutzen dieses Medium heute «zumindest noch gelegentlich.» Dafür steigt in allen Altersgruppen die Nutzung des Smartphones. Das mobile Gerät wird hauptsächlich als Messenger genutzt. Hierbei dominiert WhatsApp als Anwendung.